1509 - Standbild des Grauens
bat, die Gestalt zur Hölle zu schicken, war er damit einverstanden.
Er zog mit der rechten Hand seine Peitsche hervor. Beim Gehen schlug er den Kreis und ließ die drei Riemen, in denen die Kraft eines uralten Dämons steckte, nach unten rutschen.
Die Distanz zwischen ihnen war schnell zurückgelegt. Suko lockerte noch sein Handgelenk, während der Vampir ahnte, dass ihm etwas Schlimmes bevorstand. Er blieb nicht mehr sitzen und stemmte sich in die Höhe. Wieder sah ich die abgehackten, unbeholfen wirkenden Bewegungen, über die sich auch Suko wunderte, der noch nicht zuschlug und den Blutsauger erstaunt musterte.
Justine amüsierte sich. Sie schüttelte dabei ihre Haare aus, die so künstlich blond aussahen und sagte: »Er ist schon etwas Besonderes, Suko, aber er reagiert wie wir alle, vielleicht mich ausgenommen.« Sie lachte wieder.
»Bitte!«, sagte Suko. Auch er hob bewusst langsam den rechten Arm mit der Peitsche an.
Der Vampir stampfte auf ihn zu. Ja, er stampfte, und die Gefahr ahnte er wohl nicht.
Bis ihn die drei Riemen trafen. Es war der perfekte Schlag. Wenn einer eine Peitsche artistisch handhaben konnte, dann war es Suko. Diesmal wickelte sich einer der drei Riemen um den Hals des Vampirs, und die beiden anderen umspannten seinen Körper.
Die Bewegungen des Blutsaugers wurden gestoppt. Er riss schwerfällig beide Arme hoch, doch da gab es nichts mehr zum Abwehren. Die Kraft der Peitsche raubte ihm die Existenz.
Die Riemen hatten tiefe Wunden auf seinem Körper hinterlassen, der nun auf eine besondere Weise verging.
»Hör genau zu, Partner!«, sagte die blonde Blutsaugerin zu mir. »Und schau auch hin.«
Suko tat uns den Gefallen und leuchtete die Gestalt weiterhin an. Er sah das Gleiche wie wir.
Der Blutsauger verging. Wir hörten ein Knirschen, und genau das verwunderte mich. Damit hatte ich nicht gerechnet, so etwas hatte ich auch noch nicht erlebt.
Das Geräusch blieb tatsächlich noch bestehen, während der Vampir zusammensackte.
Körper und Gesicht lösten sich auf. Da rieselte es zusammen und verteilte sich als Staub oder Sand auf dem Boden, wo es liegen blieb. Es gab auch keinen Windstoß, der diese Reste durch die Halle und durch das offene Tor nach draußen geweht hätte.
Die Cavallo klatschte in die Hände und sagte mit lachender Stimme: »Das war es dann…«
Suko und ich schwiegen. Wir hatten tatsächlich etwas gesehen, was uns schon zum Nachdenken brachte. Okay, wir hatten schon zahlreiche Blutsauger endgültig sterben sehen, aber nicht auf eine derartige Weise.
Ich kannte Wiedergänger, die zu Staub zerfallen waren. Ich hatte dabei noch ihre letzten Schreie im Ohr und zudem das Rieseln des Staubs.
Das war hier zwar auch geschehen, und doch war es nicht mit den anderen Vorgängen zu vergleichen.
Hier war etwas passiert, das mich zu einer Frage veranlasste. »Wer war er, Justine?«
»Denk nach!«
»Hör auf, wir sind hier nicht in einer Quizshow.«
»Er war ein Blutsauger.«
»Ja, das haben wir gesehen.« Ich quälte mich jetzt auf die Beine und war froh, es zu schaffen, obwohl in meinem Kopf noch immer unsichtbare Geister herumturnten und mich fertigmachen wollten.
»Das ist nicht alles, oder?«
»Nein, das ist es nicht.«
»Was, zum Teufel, ist bei ihm das Besondere gewesen?«
Justine grinste überheblich, als sie fragte: »Hast du es nicht gehört, John?«
Da brachte sie mich auf die Spur, und ich gab ihr mit leiser Stimme eine Antwort.
»Ja, ich habe es gehört. Das war nicht nur ein leises Rieseln von Staub, es gab auch Geräusche, die sich anhörten, als würden Steine brechen. Oder irre ich mich da?«
»Nein, du irrst dich nicht.«
Nach dieser Antwort kam auch Suko näher, denn er war ebenso gespannt auf ihre Erklärung wie ich.
Justine war in ihrem Element und fragte: »Habt ihr schon mal versteinerte Menschen erlebt?«
»Haben wir«, sagte Suko. »Und nicht nur einmal. Der Fluch der Medusa hat schon öfter Menschen getroffen.«
»Perfekt.«
»Und jetzt ist er auch auf Vampire anzuwenden?«, erkundigte ich mich und schüttelte den Kopf.
»Es könnte so sein, John. Aber ich glaube nicht, dass er eine Medusa angeschaut hat. Ob ihr Fluch bei ihm wirkte, möchte ich dahingestellt sein lassen.«
»Und was ist genau mit ihm passiert?«
»Er war versteinert«, erklärte sie, »zwar nicht ganz, aber die Hälfte des Körpers hat dies mitbekommen.«
»Toll«, sagte ich, »und weiter?«
»He, Partner, interessiert dich wirklich nicht, woher diese
Weitere Kostenlose Bücher