1516 - Chaos im Humanidrom
Perry Rhodan. „Nur so läßt es sich erklären. Etwas hat sie in Aufruhr versetzt. Sie haben sich alle zur gleichen Zeit in ihre Raumzeitfalten verkrochen.
Dabei wurde soviel Streuenergie freigesetzt, daß sie auch unsere Wirklichkeit beeinflussen konnte."
„Wie lange wird das dauern?" fragte Banador von Pakh-Nyuat entsetzt. „Ich weiß es nicht", sagte Rhodan. „Irgendwann kommen die Nakken wieder aus ihren Falten hervor. Dadurch müßte der Prozeß umgekehrt werden."
„Was tun wir?"
„Es gibt nicht viel, was sich in einer solchen Lage tun läßt."
Ungeachtet dessen aktivierte er den Mikrokom seines Pikosyns und strahlte eine Reihe von Suchrufen ab. Sein Pessimismus wurde bestätigt: Er erhielt keine Antwort. Er stand auf. „Wohin gehst du?" fragte der Akone ängstlich. „Mich umsehen. Warte du hier. Die Sicht reicht nicht weit in diesem diesigen Licht. Wir werden uns gegenseitig zurufen, damit ich die Orientierung nicht verliere."
Ohne Banadors Reaktion abzuwarten, machte Perry Rhodan sich auf den Weg. Unter den Füßen hatte er eine glatte, harte Substanz unbestimmbarer Farbe. Es schien ihm, daß die Sichtweite etwa drei Schritte betrug. Als er sich das erstemal umwandte, war die Bank, auf der der Akone saß, schon nicht mehr zu sehen. „Banador!" rief er. „Perry!" kam die Antwort. Das befriedigte ihn. Die akustische Verbindung war in Ordnung.
Er ging weiter, rief in Abständen von wenigen Sekunden Banadors Namen und erhielt Antwort.
Der Raum, durch den er sich bewegte, war überall gleich: Überall dieselbe milchige Helligkeit, überall derselbe glatte, harte Boden. Er ging weiter, bis er Banador von, Pakh-Nyuats Stimme kaum noch hören konnte. Dann kehrte er um. Es gab hier nichts zu finden.
Sie mußten warten, bis der Spuk sich von selbst auflöste.
Er fand die Bank wieder und setzte sich neben den Akonen. Sie sprachen nicht. Die Zeit verstrich, ohne daß ihr Ablauf eine erkennbare Bedeutung besaß. Das Chronometer des SERUNS zeigte an, daß seit Beginn des Spuks drei Stunden vergangen waren. Aber was hieß das schon, wenn man weiter nichts zu tun hatte als dazusitzen und unentwegt in die hirntötende, neblige Helligkeit zu starren?
Was mochte auf der anderen Seite des Humanidroms geschehen sein? Was hatte die Panik unter den Nakken ausgelöst? Es war müßig, darüber zu spekulieren. Perry Rhodan dachte an das Dreizackschiff, das er beim Anflug gesehen hatte. Womöglich hatte es etwas mit dem Aufruhr zu tun, der unter den Nakken ausgebrochen war. Wer mochte mit dem Dreizack gekommen sein?
Das Licht, die Leere, die Stille töteten die Sinne ab. In einer Umgebung wie dieser könnte man binnen kürzester Zeit den Verstand verlieren, dachte Rhodan. Besorgt musterte er den Akonen. Banador von Pakh-Nyuat hatte die Augen geschlossen und stützte sich mit den Händen auf der Sitzfläche der Bank ab. Er wiegte den Oberkörper langsam hin und her, vorwärts und rückwärts, rechts und links, und manchmal gab er halblaute, summende Töne von sich.
Lange darf es nicht mehr dauern, dachte Rhodan.
Und dann, mit einem Schlag, war die Wirklichkeit wieder da. Aus dem Nichts materialisierte die große Halle des Schwingungstempels mit ihren zahllosen Emporen. Verschwunden war das diesige Licht, verschwunden der glatte, harte Boden aus undefinierbarem Material. Die Konsole war zurückgekehrt und lehnte sich an die Brüstung der Empore des Vorsitzenden, die ebenfalls ihren Weg zurück in die Wirklichkeit gefunden hatte.
Eine Sekunde lang herrschte Stille. Dann brach die Hölle los. Stimmen gellten durcheinander.
Schreie brandeten auf. Alle sprachen zur gleichen Zeit, und die Wände des Schwingungstempels wallten und tosten wie die Meeresoberfläche bei Windstärke zwölfplus.
Banador von Pakh-Nyuat besaß genug taktisches Geschick, um der allgemeinen Erregung zunächst einmal freien Lauf zu lassen. Erst als der Lärm allmählich verebbte, ergriff er das Wort - mit all der Autorität und Lautstärke, die dem Vorsitzenden der Vollversammlung zustanden. „Niemand hat bis jetzt eine Erklärung für das, was hier geschehen ist", donnerte er in die Runde. „Ich nehmen an, daß paraenergetische Einflüsse, die aus dem unteren Teil des Humanidroms kamen, dafür verantwortlich sind. Man wird die Sache untersuchen und mit den Nakken verhandeln, damit sich dieser Vorfall nicht wiederholt. Mittlerweile hat die Vollversammlung die Möglichkeit, sich entweder zu vertagen oder mit der Abwicklung der Tagesordnung
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