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1516 - Chaos im Humanidrom

Titel: 1516 - Chaos im Humanidrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Aufgabe verschrieben, eine Methode der Kommunikation mit den Nakken zu entwickeln. Aus dem Ki, jener Kraft, die im Zentrum der menschlichen Existenz ihren Sitz hatte und deren Aufgabe es war, Körper und Seele zusammenzuhalten und eins zu machen, war ihm die Erkenntnis zugeströmt, daß es für das Weiterbestehen der galaktischen Zivilisationen von eminenter Wichtigkeit war, sich mit den Nakken verständigen zu können. Es war dies keine Einsicht auf logischer Basis. Er hätte, wenn er gefragt worden wäre, nicht erklären können, warum die Kommunikation mit den Nakken so wichtig war. Er wußte es einfach. Und er widmete sich seiner Aufgabe mit all dem Eifer, das durch das Erbgut seiner Vorfahren auf ihn überkommen war. 23 Jahre lang war er mit diesem Vorhaben schon beschäftigt. Die Erfolge, die er bis jetzt erzielt hatte, waren geringfügig. Jeder andere hätte längst aufgegeben. Nicht so Sato Ambush, in dessen Vokabular das Wort „Frustration" nicht vorkam. Vor etlicher Zeit hatte er eine Einladung nach Akkartil erhalten, der von Geheimnissen umwobenen Kultstätte der Nakken. Allein der Umstand, daß es eine Kultstätte gab - dies war seit Ende 1146 bekannt -, stellte eine Überraschung dar, Kult, das war ein Begriff, den man üblicherweise nicht mit Nakken in Verbindung brachte. Der Nakk, so hieß es in der Milchstraße, gehorchte allein den Geboten seiner Logik und richtete sein Handeln nach den Erfordernissen der Zweckmäßigkeit. Kult hat etwas mit Verehrung und Anbetung zu tun. Was die Nakken verehrten und anbeteten, hatte Sato bisher nicht in Erfahrung bringen können.
    Natürlich war er auf die Einladung sofort eingegangen. Er war auf Akkartil mit nakkischer Sachlichkeit empfangen worden. Man hatte ihm eine der zahllosen Zellen angewiesen, die rings um den großen Versammlungssaal angeordnet waren. Viele Zellen waren unbewohnt, und es hatte ihm damals wenig ausgemacht, daß er eine Unterkunft erhielt, die weit abseits der bewohnten Quartiere lag. Alsbald aber begann er darüber nachzudenken, warum die Nakken ihn überhaupt eingeladen hatten. Sie schenkten ihm keinerlei Beachtung. Sie taten so, als wäre er nicht vorhanden. Sie wußten von seinem Anliegen, und er hatte ihre Einladung so interpretiert, daß sie ebenfalls an der Entwicklung einer Kommunikationsmethode interessiert seien.
    Ihr Verhalten schien seine Interpretation zu widerlegen. Da hatte er sich schließlich an Eirene gewandt, die heute nur noch bei dem Namen genannt werden wollte, den Carfesch ihr einst in die Wiege gelegt hatte: Idinyphe. Es war nicht leicht gewesen, an Eirene heranzukommen. Meist war sie mit ihrem Mentor Willom in dessen Dreizackschiff, der ANEZVAR, unterwegs. Die wenigen Tage, die sie zwischendurch auf Akkartil verbrachte, waren so mit Aktivität erfüllt, daß sie für Sato Ambush nur selten Zeit hatte. Überdies war sie gar nicht so ohne weiteres bereit zu helfen. Sie wollte wissen, welchen Vorteil sein Vorhaben den Nakken bringe.
    Sie erkundigte sich, ob Sato die Möglichkeit freier Kommunikation etwa nur deswegen herstellen wolle, weil er in den „mentalen Privatbereich" der Nakken einzudringen beabsichtige. Sato Ambush war darob eine Zeitlang überaus verwirrt gewesen - etwas, was ihm nur selten widerfuhr. Aber schließlich hatte sich seine Verwirrung gelegt, und es war ihm gelungen, Idinyphe von der Lauterkeit seiner Absichten zu überzeugen.
    Inzwischen hatten die Aktivatorträger den von der Superintelligenz ES angeordneten Besuch auf dem Kunstplaneten Wanderer absolviert und ihre Zellaktivatoren abgegeben. Satos Argument war gewesen - und er glaubte immer noch, daß es diese Darstellung gewesen war, die Idinyphe zur Zusammenarbeit bewogen hatte -, daß Menschen und Nakken ein gleichstarkes und gleichberechtigtes Interesse daran hätten, ES wiederzufinden. „Wenn wir unsere Kräfte, unsere Fähigkeiten, unsere Mittel vereinen", hatte er gesagt, „verdoppelt sich unsere Aussicht auf Erfolg. Dazu gehört aber, daß wir uns einwandfrei miteinander verständigen können."
    Daraufhin waren die Dinge in Bewegung geraten. Paunaro, der auf Akkartil so in etwa die Rolle eines Standortkommandanten wahrnahm - mit solchen Analogien mußte man vorsichtig umgehen; denn es war immer noch unklar, ob es unter den Nakken überhaupt eine Hierarchie gab -, hatte einen jüngst zugewanderten Nakken namens Ktaralon abgestellt, auf daß er dem Pararealisten jeden Tag ein paar Stunden für Kommunikationsexperimente zur Verfügung

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