1517 - Der Imperator
prüfend.
Aktet Pfest war wahrscheinlich der einzige männliche Humanoide, der ausschließlich mißbilligend blickte. Er hatte überhaupt keinen Sinn für Erscheinungsformen, und weibliche Attribute empfand er als total unpraktisch.
January Khemo-Massai hatte der Stellvertretenden Kommandantin bisher nur einmal direkt gegenübergestanden. Da hatte sie einen weiten, ziemlich verschmutzten Arbeitsoverall getragen.
Jetzt sah das ganz anders aus. Khemo stockte der Atem. „Sieh dir das an!" raunte er dem Überschweren zu. „Dunkelblaue, konturgeklebte Bordkombi zum silberweißen Haar unter blassem Edelteint - nicht schlecht! Haare fingerkurz, raffiniert unordentlich gekämmt - direkt exotisch! Und grüne Katzenaugen in einem klassisch geformten Gesicht hat sie auch noch. Überhaupt nicht rot gefärbt! Ist das wirklich eine Arkonidin?"
Pfest legte den massigen Kopf in den Nacken und sah zu dem Afroterraner hinauf. „Ich verstehe kein Wort. Was soll der Quatsch?" fauchte er Khemo an. „Logisch ist sie eine Arkonidin. Bezweifle ja nicht ihre Qualifikation. Sie ist tüchtig."
„Davon habe ich eigentlich nicht gesprochen", beteuerte der Terraner ernüchtert. „Alles klar, Grüngesicht, alles klar! Ich frage mich nur, wie Arkonidinnen mit einer massiven Knochenplatte an Stelle von elastischen Rippen zurechtkommen. Wie kann auf derart hartem Gewebe eine wogende Pracht wachsen?"
Aktet Pfest war endgültig überfordert. Er grübelte über den Sinn der Aussage nach.
Theta ließ ihm keine Zeit für weitere Überlegungen. Sie durchquerte die Schleuse und sah dabei auf den Zeitmesser. „Sie - sie kommt ja auf uns zu!" stotterte Massai. „Wieso ausgerechnet auf uns?"
„Auf wen sonst?" grollte der Überschwere. „Die Schleusenüberwachung ist Sache des Bodenkommandos. Schon mal was davon gehört, daß ich damit etwas zu tun habe?"
January zog es vor, grüßend den Kopf zu neigen. Theta musterte ihn mit einem umfassenden Blick.
Sie war 1,80 Meter hoch gewachsen und hatte es daher nicht nötig, zu dem Hünen aufzusehen. Auf ein Lächeln wartete er vergeblich. „Äh, unser terranischer Mitarbeiter", stellte sie sachlich fest. „Wie gefallen dir unsere Beiboote?"
Khemo ahnte, daß sie nun eine dienstlich fundierte Erklärung erwartete. „Ich - äh - ich denke noch darüber nach, wie der gefechtsmäßige Routine-Formationsflug geändert werden kann. Unsere sogenannten Beiboote sind ausgewachsene Kreuzer. Der taktische Einsatz ..."
„Einsatz?" unterbrach sie den Dunkelhäutigen. Ihre Aufmerksamkeit galt plötzlich nur ihm. Das erlöste Khemo aus seiner momentanen Verwirrung. „Einsatz, garantiert!" bestätigte er. „Wir fliegen schließlich mit Atlan, oder?"
„Äh ja, ich verstehe", meinte sie sinnend. „Du kennst den Imperator gut?"
„Einen gewissen Atlan kenne ich seit über sieben Jahrhunderten."
Sie überging die Korrektur mit dem Anflug eines wissenden Lächelns. Immerhin bestand sie nicht darauf, daß Massai ebenfalls vom „Imperator" sprach.
Aktet Pfest mischte sich ein. Er hatte ungeduldig zugehört.
Khemo registrierte überrascht, daß der Überschwere in einem besonderen Verhältnis zu der Arkonidin stand.
Er war wohl so etwas wie ein väterlicher Freund oder Berater. Jedenfalls ließ sie sich Grobheiten gefallen, die sie sonst sicherlich nicht geduldet hätte. „Wo, zum Teufel, hast du deine Dienstwaffe gelassen?" nörgelte der Überschwere mißlaunig. „An dem viel zu engen Kombi-Fetzen sind nicht einmal Patenthalterungen für den Gerätegürtel angebracht."
Sein Zeigefinger, stämmig wie ein abgebrochener Ast, stieß in ihre Hüfte.
Theta stieß einen undefinierbaren Laut aus und bog den schlanken Körper zur Seite.
January sah stirnrunzelnd zu. „So kannst du doch nicht herumlaufen", grollte Pfest weiter. „Oder soll die blaue Hülle eine Art von Ausgehkombi sein? Das ist schon dem Terraner unangenehm aufgefallen."
„Das stimmt nicht!" begehrte Khemo auf. „Ich sprach vom gelungenen Kontrast zu deinen Haaren, aber das begreift der Neandertaler nicht."
„Was ist das?" fragte sie und wich dem Finger des Überschweren aus. „Ein terranischer Ureinwohner vom Typ Rohfleisch-Fresser."
Nun lachte sie endlich. Khemo grinste, und Pfest stellte fest, daß Theta nicht einmal einen Mikrokom trug.
Da irrte er sich allerdings! Ehe er erneut nörgeln konnte, machte sie dem Spiel ein Ende.
Sie konnte sehr entschlossen sein. .Sie zog das Minigerät aus einer kaum sichtbaren Ärmeltasche und
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