152 - Prophet des Feuers
oder Asien?"
Grabosc schüttelte den Kopf.
„Es kann ein Ausschnitt von einer Südsee-Insel sein", meinte die Verkäuferin ratlos. „Ich habe nicht die geringste Ahnung.“
„Und wenn wir uns auf Europa beschränken?"
„Wird es auch nicht viel einfacher. Ich kenne keine solche Halbinsel oder ein Kap, das so aussieht. Oder… warten Sie… vielleicht…"
Sie zog eine Landkarte aus einer Schublade und breitete sie aus.
„Sehen Sie - links Wasser, das ist das Meer. Unten die Seen, das stimmt auch. Und das Wasser auf der rechten Seite, das ist kein Meer, sondern die Mündung eines Flusses."
„Kann stimmen", meinte Grabosc zufrieden. „Und wo könnte das sein?"
,,Cote d'argent",
sagte die Verkäuferin mit hörbarem Stolz. „Die Silberküste im Südwesten Frankreichs. Wenn Sie dahin wollen, haben Sie sich eine reizvolle Gegend ausgesucht. Hier liegt Bordeaux, rechts unten auf Ihrer Zeichnung, und das Gebiet an der Mündung der Gironde liefert die besten Weine der Welt.
Chateau Lafitte, Chateau Mouton, Chateau Yquem."
Grabosc konnte das Entzücken der jungen Frau nicht ganz teilen. Er zog Kölsch vor.
„Möchten Sie eine Reise ins Medoc buchen? Wir können Ihnen da sehr reizvolle Schloßhotels vermitteln, da können Sie leben wie Gott in Frankreich."
„Augenblick mal", murmelte Grabosc. Er schloß die Augen. Wo hatte er diese Landkarte schon einmal gesehen. Wasser, Meer, Sonne, Wein…
„Richtig", murmelte er. „Schulte…"
Grabosc rief sich das Bild ins Hirn zurück. Ein Werbeprospekt für das Medoc. Der Oberstadtdirektor machte auch dort Urlaub. Auf dem Prospekt waren auch drei Buchstaben zu lesen gewesen, die Kennzeichnung des Veranstalters.
„PPC", sagte Grabosc und öffnete die Augen wieder. „Können Sie damit etwas anfangen?"
„PPC? Nein, wofür steht das?"
„Keine Ahnung", gestand Grabosc. „Aber das läßt sich herausbekommen."
Er griff nach dem Telefonbuch und suchte. Im Kölner Buch war das Kürzel nicht zu finden, aber als Grabosc in seine Suche die linksrheinische Umgebung einbezog, wurde er rasch fündig. „Physiologisch-Psychologisches-Centrum", las er halblaut.
„Das kenne ich", meldete sich die Verkäuferin verwundert. „Mit denen arbeiten wir zusammen." Einer spontanen Eingebung folgend, sagte Grabosc: „Da will ich buchen. Ist da noch ein Platz frei?" Die Verkäuferin schüttelte den Kopf.
„Wir erledigen nur das Technische, Hausreservierungen und so. Teilnehmen können Sie nur über das Centrum."
„Dann werde ich es dort versuchen", erklärte Grabosc. „Vielen Dank für Ihre Bemühungen."
Er verließ das Reisebüro und ging langsam zu dem Platz, an dem er seinen Wagen abgestellt hatte. Physiologisch-Psychologisches-Centrum… irgendwie erinnerte ihn das an die Firmenbezeichnung der Satanssekte, die er zusammen mit Coco Zamis enttarnt hatte. Bei so hochtrabenden Namen wurde Grabosc immer ein wenig mißtrauisch.
Grabosc stieg in den Wagen und fuhr los. Die Adresse lag im Westen Kölns, ziemlich nahe am Stadtrand.
Das Centrum machte einen modernen und ziemlich teuren Eindruck, wirkte aber seltsam verlassen. Publikumsverkehr schien es dort nur in geringem Umfang zu geben. Grabosc wurde sofort vorgelassen.
Gerda Busker hieß die Leiterin des Unternehmens, eine attraktive, selbstbewußte Frau, sehr geschmackvoll gekleidet, fand Grabosc.
„Was kann ich für Sie tun?"
Das klang kühl und geschäftsmäßig.
„Ich habe erfahren, daß Sie Reisen nach Frankreich veranstalten", antwortete Grabosc. „Ich möchte teilnehmen."
„Wir veranstalten keine Reisen, Herr… "
„Grabosc!"
Die Frau runzelte leicht die Brauen. Ihrem Blick nach zu schließen war Grabosc hier fehl am Platz. „Sondern?"
„Wir führen Gourmet-Seminare durch", erklärte Gerda Busker ruhig. „Für einen anspruchsvollen Kundenkreis."
„Ansprüche kann ich auch stellen", antwortete Grabosc erheitert. „Und im Essen kann ich es mit jedem aufnehmen."
Gerda Busker schluckte.
„Es geht nicht um Mengen, es geht um Gastrosophie."
„Aha", machte Grabosc.
„Wir arrangieren Seminare, in denen unsere Freunde nicht nur ihre Kenntnisse in der
haute cuisine
vertiefen können, sondern auch ständig psychologisch betreut werden, um dem Genuß eine entsprechende geistige Unterlage zu geben. Sie können mir folgen…?"
„Mühelos", antwortete Grabosc trocken. Er wurde den Eindruck nicht los, daß die Frau ihn abwimmeln wollte. „Ich möchte daran teilnehmen."
„Haben Sie sich schon einmal mit
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