152 - Prophet des Feuers
können", sagte Coco. Grabosc drückte der toten Frau die Augen zu.
„Vielleicht ist es besser für sie", murmelte er. „Ohne diesen Trank hätte sie nicht lange leben können - und wenn, dann nur als Schultes Sklavin."
Coco nickte.
Das Gewitter hatte sich ausgetobt. Einige hundert Schritte hinter den beiden leuchtete es in roter Glut. Mit lautem Getöse brach der Druiden-Tempel zusammen, umwabert von gleißendem rotem Schein.
Grabosc strich sich die regennassen Haare aus der Stirn.
„Wenn man die Leiche findet, dazu noch so zugerichtet, wird die Polizei zu keinem Ergebnis kommen", stellte er fest. „Man wird es den Wölfen zuschreiben."
„Und nach den Leuten fahnden, die die Wölfe getötet haben."
Grabosc schüttelte den Kopf.
„Wenn man den Täter offenbar hat - nämlich die Wölfe -, wird man nach den Zeugen nicht lange suchen. Darum brauchen wir uns keine Sorgen zu machen."
Coco begann zu zittern. Erst jetzt, nach dem Ende der Aufregungen, spürte sie die Nässe und die Kälte.
„Glotz nicht so", fuhr sie Grabosc an, der schuldbewußt zusammenzuckte. „Los, wir kehren zu den Wagen zurück."
Niemand bemerkte die Rückkehr von Coco und Grabosc. Das ganze Feriencamp lag in tiefem Schlaf.
Grabosc nahm sich noch die Zeit, seine Wunden von Coco versorgen zu lassen. Die alten Alchimisten, deren Tradition Coco recht gut kannte, hatten einige bemerkenswert wirksame Rezepturen entwickeln können.
„In zwei Tagen wird man davon nichts mehr sehen können", versprach Coco. Sie hatte sich in einen flauschigen Morgenmantel gehüllt. Die Wärme im Bungalow tat ihr gut, auch der Glühwein, den Grabosc rasch gebraut hatte.
„Einer kann uns noch gefährlich werden", murmelte Grabosc. Der heiße Wein wirkte einschläfernd. „Schulte."
„Und die Gruppe wird neugierig sein, wenn Meister Banjar und Ilona morgen fehlen."
Grabosc wiegte den Kopf.
„Wie ich die Leute einschätze, werden sie sich morgen schon wieder in den Haaren liegen und froh sein, von hier wegzukommen. Ich glaube nicht, daß wir noch einmal von ihnen hören werden. Und für Schulte habe ich mir etwas einfallen lassen."
„Was?" wollte Coco wissen. Sie gähnte.
„Morgen", antwortete Grabosc.
Der nächste Tag begann mit Sonnenschein. Der Himmel sah aus, als wisse er nicht, was ein Gewitter sein konnte. Grabosc hatte tief und traumlos geschlafen, und wie Coco versprochen hatte, heilten seine Verletzungen erstaunlich schnell ab.
Daß Ilona nicht zum Frühstück erschien und ihr Bett nicht benutzt war, schien die Gruppe nicht zu wundern. Offenbar hatten die meisten ihren heftigen Flirt mit Meister Banjar mitbekommen und machten sich stille Phantasien darüber, wo und wie Ilona wohl die Nacht verbracht haben mochte. Reincke, der einen recht grimmigen, weil eifersüchtigen Eindruck machte, teilte den Teilnehmern mit, daß Meister Banjar nicht zu erreichen sei und die Seminarsitzung an diesem Tag ausfallen müßte. Auch das schien die Teilnehmer nicht zu stören, im Gegenteil.
Nach dem Frühstück gingen Coco und Grabosc hinüber zum Bungalow Andaluz 80. Grabosc klopfte gegen die Eingangstür.
Schulte öffnete.
Er stieß einen erstickten Laut aus, und seine Augen weiteten sich entsetzt, als er Coco und Grabosc sah.
Grabosc sah ihn aufmerksam an.
„Wir leben noch", sagte er dann leise. „Was man von Ihren seltsamen Freunden nicht behaupten kann."
„Ich weiß nicht, wovon sie reden", stieß Schulte hervor. „Und ich warne Sie, mich zu belästigen. Ich habe Einfluß."
„Ich weiß", konterte Grabosc trocken. „Freunde und Sklaven, die Sie sich mit Hilfe von Oliveyron und dessen Säften verschafft haben. Denn das ist doch wohl Ihre Belohnung für die Schlepperdienste, die Sie Oliveyron geleistet haben, nicht wahr? Ich vermute, daß es in Ihrer Stadt einige Leute von Rang und Namen gibt, die sich die Haare färben müssen, damit man das Weiß nicht sehen kann, das sie sich hier geholt haben. Und diese Leute werden alles tun, was Sie von ihnen wollen." „Verschwinden Sie!" fauchte Schulte. „Auf der Stelle."
„Das werde ich tun", sagte Grabosc. „Ich bin nur gekommen, um Ihnen mitzuteilen, daß Ihr Freund Oliveyron zur Hölle gefahren ist, wo er sich sicher wohl fühlen wird. Er wird dort auf Sie warten." „Eine Unverschämtheit", fauchte Schulte. Er hatte sich wieder gefangen, und seine Miene war wieder von erlesenem Hochmut.
„Und er wird nicht lange warten müssen", fuhr Grabosc ungerührt fort. „Wissen Sie, die
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