1520 - Geschäfte mit Topsid
würde.
Grund genug, die Beherrschung zu verlieren?
Tekener ließ nichts davon für sich gelten.
Rache war für ihn ohnehin kein akzeptables Motiv. Und der Streß, die Angst und die Wut? Er hatte oft genug mit ihnen zu tun gehabt. Sie hatten ihn nie in solchem Maß beherrschen können, daß sie ihm den Verstand zu rauben vermochten.
Er begriff nicht, warum er den Nakken getötet hatte. Eine so impulsive Tat paßte nicht zu ihm, und er wußte das. Ganz abgesehen davon, daß es eine unglaubliche Dummheit gewesen war: Sie hätten von Clistor so manches erfahren können. Antworten auf ihre vielen Fragen aber waren das, was sie am dringendsten brauchten.
Die Chance war vertan. Clistor war tot, und Tekener war der letzte, der dazu neigte, über verschüttete Milch zu jammern.
Aber die anderen taten das gelegentlich.
Und das war der zweite Punkt, der ihn beunruhigte: Niemand sprach mit ihm über diese Geschichte. Sie alle taten, als wäre nichts geschehen. Sie erwähnten das Ereignis gelegentlich, und sie taten es in vorwurfsvollem Tonfall, aber das waren nur Randbemerkungen, nicht ausreichend im Vergleich zu dem, was geschehen war.
Offenbar wußten sie nicht, daß sie damit eine Wunde aufrissen, die noch immer schmerzte: Genauso hatten sie damals geschwiegen, als Jennifer gestorben war.
Oh, sie hatten natürlich auch über diese Tatsache gesprochen: Über Jennifer und Irmina und über diesen verdammten Aktivatordieb, der an all dem Elend schuld war. Aber sie hatten nie darüber diskutiert, daß Tekener damals seine Frau und den Planeten Heleios verlassen hatte.
Er hatte es auf Jennifers ausdrücklichen Wunsch getan. Sie hatte ihn regelrecht davongejagt. Und es war richtig gewesen, daß er ihr nachgegeben hatte. Davon war er überzeugt. Sie hatte seine Gegenwart damals nur noch als eine zusätzliche Belastung empfunden. Wenn ihm jemand einen Vorwurf deswegen gemacht hätte, dann hätte er antworten und sich verteidigen können. Aber sie hatten sich auf dieses entsetzliche Schweigen versteift, und mit ihrem Schweigen hatten sie ihn verurteilt.
Manchmal fragte er sich, ob es wohl sein könnte, daß es ein reiner Schuldkomplex war, mit dem er sich da herumplagte. Er wäre schließlich nicht der erste gewesen, der sich einredete, daß die anderen ihn für schuldig hielten, weil er selbst sich schuldig fühlte. Aber so war es leider nicht. Dessen war er sich absolut sicher.
Atlan hatte ihn einmal einen lebenden Lügendetektor genannt. Er sah es, wenn man ihm etwas vormachte. Er kannte all die kleinen Zeichen in ihrem Verhalten, und er wußte, daß er sich keineswegs nur etwas einbildete.
Die Frage war nur, wie er damit fertig werden konnte. Wie sollte er sich verhalten? Oder - besser noch - wie konnte er diese Sache aus der Welt schaffen? „Sie sind da", sagte der Syntron. Tekener ging, um seine Gäste zu empfangen. Er wußte nicht recht, wie er diese Ablenkung einstufen sollte. Einerseits war sie ihm willkommen, aber andererseits würde sie ihn der Lösung seines Problems nicht näherbringen.
Die drei waren ziemlich aufgebracht und offensichtlich nicht in der Stimmung, sich mit höflichen Floskeln aufzuhalten. „Du mußt etwas unternehmen", sagte Alaska Saedelaere ohne Umschweife. „Und zwar sofort.
Die Sache duldet keinen Aufschub."
*
Alaska Saedelaere, Ernst Ellert und Testare war es auf Kembayan gelungen, einen weiteren Teil der dreizehn Fragmente der Zeittafeln von Amringhar - beziehungsweise deren Kopien, falls es sich denn wirklich um solche handelte - zu entschlüsseln.
Dabei waren sie auf folgende Botschaft gestoßen: „Ihr, die ihr ES sucht, wendet euch an den Geburtshelfer der Superintelligenz. Ihr findet ihn in der Miniaturgalaxis Fornax."
„Damit ist unser nächstes Ziel bereits festgelegt", sagte Alaska. „Wir müssen nach Fornax fliegen und bei den Nocturnen Nachforschungen anstellen. Nach allem, was wir wissen, kommen nur zwei Nocturnenstämme in Frage: Der Weise von Fornax und der Narr von Fornax. Beide sind uralt. Es ist durchaus möglich, daß sie tatsächlich etwas wissen."
„Sie sind nicht gerade kooperativ", gab Tekener zu bedenken. „Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, daß sie euch so einfach Rede und Antwort stehen werden."
„Wir wollen die Kartanin als Vermittler einschalten", erklärte Ellert. „Sie hatten früher recht gute Kontakte zu den Nocturnen."
„Das dürfte sich geändert haben", vermutete Tekener nüchtern. „Die Kartanin haben heutzutage anderes
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