1520 - Geschäfte mit Topsid
mir auch den Rest verraten", schlug der Terraner vor.
Dao-Lin-H’ay sah nachdenklich in das Schneetreiben hinaus. Der Gleiter hatte die Schlucht längst verlassen und befand sich auf Südkurs. Der Sturm hatte spürbar nachgelassen.
Sie seufzte und betrachtete ihre Krallen. „Es geht um das Waffenembargo gegen die Topsider", sagte sie und erklärte ihm, was sie herausgefunden hatte. „Warum bist du nicht gleich damit herausgeruckt?" fragte Tekener ärgerlich. „Damit hättest du uns eine Menge Arbeit erspart."
„Ja, und du hättest auf Terra darüber berichtet", erwiderte sie wütend. „Ich wollte es auf die sanfte Tour in Ordnung bringen. Das wäre mir wahrscheinlich auch gelungen, wenn du nicht plötzlich hier aufgetaucht wärst.
Als Teng-Ciao-L’ung dich sah, hat er wohl gedacht, daß das alles ein abgekartetes Spiel ist. Da hat er beschlossen, uns aus dem Weg zu räumen."
„Nicht sehr geschickt. Drinnen im Schrein ..."
„Es waren automatische Waffen in den Pfosten im Eingang versteckt."
„Irgendwie hätten wir den Sturm schon überlebt."
„Das ist sehr unwahrscheinlich", erklärte Dao-Lin-H’ay nüchtern. „In solchen Stürmen sind schon viele Kartanin erfroren."
Und die Kartanin waren an Kälte gewöhnt, kannten sich auf ihrem Planeten aus und wußten, wie sie sich bei einem Eissturm verhalten mußten. „Was nun? Was hast du vor?"
„Wir werden diesem Burschen zeigen, daß es gefahrlich ist, sich mit Leuten wie uns anzulegen", sagte die Kartanin grimmig. „Hast du uns gesagt?" fragte Tekener überrascht.
Sie sah ihn verwundert an. „Ist es dir etwa gleichgültig, daß man dir ans Leben wollte?" fragte sie.
In diesem Augenblick begriff er plötzlich, was es mit der ständigen, oft als völlig unmotiviert erscheinenden Geheimniskrämerei der Kartanin auf sich hatte. Es war - zumindest teilweise - eine spezielle Form der Höflichkeit.
Man zog einen Außenstehenden nicht in Dinge hinein, zu denen er keinen Bezug hatte. Wenn Ronald Tekener nicht durch Teng-Ciao-L’ungs Machenschaften in Lebensgefahr geraten wäre, hätte Dao-Lin-H’ay ihm wahrscheinlich nie erzählt, worum es bei dieser ganzen Sache eigentlich ging. So aber war er plötzlich beteiligt - es ging um etwas, das auch ihn betraf. Und somit hatte er ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren.
Die Gelegenheit war günstig. In so auskunftsbereiter Stimmung würde er die Kartanin vielleicht nie wieder erwischen. „Ich habe dich das nie gefragt", sagte er. „Wahrscheinlich, weil ich Angst vor der Antwort habe.
Aber irgendwann muß es ja mal sein: Wie war das eigentlich damals mit Jenny?"
Er stockte und verbesserte sich: „Mit Jennifer Thyron und Irmina Kotschistowa", denn er wußte, daß Namen bei den Kartanin eine ganz andere Bedeutung hatten.
Was bei den Terränern meist als Zeichen der Freundschaft und der Vertraulichkeit galt, das werteten die Kartanin als plump und ungehörig. Das Abkürzen von Namen und das Weglassen ganzer Namensteile waren bestenfalls in Situationen erlaubt, in denen es aus Gründen der Zeitersparnis unbedingt nötig war.
Dao-Lin-H’ay reagierte überraschend heftig. Sie legte sogar die Ohren an. „Ich habe nur getan, was nötig war!" fauchte sie. „Ich habe dir keinen Vorwurf gemacht!" betonte Tekener verdutzt.
Sie musterte ihn mißtrauisch. Dann zog sie die Krallen ein, und auch ihre Ohren richteten sich wieder auf. „Die beiden haben es so gewollt", sagte sie. „Ich war mit ihrer Wahl überhaupt nicht einverstanden. Ich hätte viel lieber einen besseren Planeten für sie gesucht, aber es blieb keine Zeit mehr. Jedenfalls war es nicht so, daß ich die beiden dazu überredet habe, auf Lokvorth zu bleiben."
„Hat das irgend jemand behauptet?" fragte der Terraner ärgerlich. „Ausgesprochen hat es keiner", erklärte die Kartanin nüchtern. „Aber sie haben es mich spüren lassen, und selbst heute ist das immer noch nicht vorbei."
„Du bist nicht die einzige, mit der sie das machen", versicherte Tekener grimmig.
Dao-Lin-H’ay sah ihn überrascht an. „Ja", sagte sie gedehnt. „Das kann ich mir denken. Du bist natürlich auch schuld. Du bist damals weggeflogen."
„Sie hat es so gewollt!" erwiderte Tekener heftig. „Das brauchst du mir nicht zu sagen. Ich weiß, daß du das Richtige getan hast."
Sie lächelte plötzlich. „Ihr Affenkartas seid eben manchmal ein bißchen merkwürdig", meinte sie spöttisch.
Tekener hörte diesen Ausdruck zum erstenmal. „Ihr Katzen seid zwar
Weitere Kostenlose Bücher