1521 - Der nächste bist du, Sinclair!
es.«
Glenda drehte sich etwas zur Seite, um die Beine auszustrecken, die von einem weißen Hosenstoff bedeckt wurden. Dabei flüsterte sie den Namen Leonore vor sich hin, aber auch sie kam zu keinem Ergebnis, denn sie hob die Schultern und meinte: »Sorry, aber ich kann dir auch nicht helfen. Da bin ich überfragt.«
»Das dachte ich mir.«
»Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Wenn wir den Schreibtisch leer geräumt haben, schaue ich mal im Computer nach. Vielleicht sagt dem der Name Leonore etwas.«
»Einen Versuch ist es wert.«
Ich half Glenda dabei, den Schreibtisch zu leeren. Dann konnte sie aktiv werden. Ich stand hinter ihr und schaute über ihre Schulter hinweg, denn ich war wirklich gespannt, ob sie etwas herausfand. Manchmal hatte man ja Glück.
Sie hatte den Namen Leonore eingegeben und ließ die Suchmaschine arbeiten. Treffer gab es genug. Sogar eine weibliche Opernfigur aus dem Troubadour fand sie. Es gab auch eine Heilige Leonore, und ich sagte: »Das ist sie bestimmt nicht.«
»Kann ich mir denken. Was solltest du auch mit einer Heiligen zu tun haben?«
»Danke, ich habe verstanden.«
Wir suchten weiter, aber es blieb dabei. Die Leonore, die wir suchten, gab es nicht.
Glenda stellte zu recht eine Frage. »Kannst du mir sagen, warum sie dich so hasst?«
»Nein, das kann ich nicht. Als sie existierte, habe ich noch nicht gelebt. Genau das ist das Problem. Ich kann mir überhaupt kein Motiv für eine derartige Reaktion vorstellen. Sorry, da muss ich passen.«
»Tja und jetzt?«
»Ist guter Rat nicht nur teuer, sondern auch ziemlich unwahrscheinlich.«
»Dann gibst du auf?«
»Im Gegenteil, ich fange erst an.«
»Und?«
»Ich möchte dich einladen.«
»He.« Glenda lachte. »Das kommt zwar nicht oft vor, aber auch über seltene Sachen freue ich mich. Nur kommt es darauf an, wohin du mich einladen willst. Vielleicht in ein einsam liegendes italienisches Lokal?«
»Nein, das ist geschlossen. Aber zu essen bekommst du auf dem Mittelalter Markt auch.«
Glenda brauchte einige Sekunden, um zu reagieren. »Ah, so ist das also. Hätte ich mir ja denken können. Und du rechnest damit, dass deine Freundin Leonore sich dort aufhält?«
»Das könnte sein. Es passt zu ihr. Sie ist zwar eine Gestalt aus dem Mittelalter, aber sie bewegt sich auch in unserer Zeit. Da kann sie auf beiden Seiten agieren.«
»Und sie will dich töten.«
»So ist es.«
Glenda fuhr mit einem Finger quer über ihre Stirn hinweg. »Der Grund ist mir noch immer nicht klar, das mal vorweg gesagt. Stell dir mal vor, du würdest diesen Markt nicht besuchen und sie locken, was würde dann geschehen? Sie müsste dir doch auf den Fersen bleiben. Oder liege ich da falsch?«
»Ich denke nicht.«
»Dann könnte es sein, dass sie plötzlich hier erscheint oder auch in deiner Wohnung.«
»Ja, das wäre zu befürchten, obwohl ich nicht daran glaube. Sie ist auch zu auffällig gekleidet, wenn man den Beschreibungen des Zeugen glauben darf. Sie passt nicht in unsere Zeit.«
»Und warum ist sie dann in diesem Lokal erschienen? Das muss doch einen Grund gehabt haben. Ich denke nicht, dass sich Leonore den Ort zufällig ausgesucht hat.«
»Ja, da könntest du recht haben.«
»Also muss sich dort oder in der Nähe früher etwas abgespielt haben.«
»Klingt einleuchtend. Aber ich frage mich, was ich damit zu tun haben soll. Ich habe zu dieser Zeit nicht gelebt.«
»Das ist auch wieder wahr.«
»Also können wir nur weiterhin raten oder versuchen, etwas herauszufinden.«
»Und dir kommt nur dieser Markt in den Sinn?«
»Ja. Das Lokal ist geschlossen. Ich kann mir keinen Stuhl nehmen, mich dort vor die Tür setzen und darauf warten, dass sie wieder erscheint. Das ist nicht drin. Aber sie will mich, und deshalb wird sie auch auf meiner Fährte bleiben, und wenn wir uns in ihrer Nähe aufhalten, machen wir es ihr leicht.«
»Das sehe ich ein.«
»Du kommst also mit?«
Glenda lächelte breit. »Bei so etwas lass ich dich noch nicht allein, John.«
»Danke.«
»Wann fahren wir?«
»Halt den Ball flach. Ich fahre erst noch in meine Wohnung. Eine Dusche wird mir gut tun. Danach sehen wir weiter.«
»Und was ist mit Sir James? Wäre es nicht besser, wenn wir ihn einweihen würden?«
Ich nickte. »Klar, wir müssen ihn informieren, sonst fängt er noch an, uns zu suchen.«
»Eben.«
Inzwischen war genügend Zeit verstrichen. Wir konnten damit rechnen, dass er sich in seinem Büro aufhielt.
Ich ging hin und traf ihn an der
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