1525 - Methanwelt Antau I
sie die Arme und ließ sie dann wieder herabfallen. „Aber was geschieht denn hier? Ich kann mir nicht vorstellen, daß irgendeines der Ereignisse in dieser Galaxis für Truillau von Interesse ist."
Sie breitete die Arme aus und beugte sich entschuldigend vor. „Aber ich bin Wissenschaftlerin. Viele meiner Freunde sagen, daß ich zu naiv für diese Welt bin.
Sicherlich gibt es viele Vorfalle, die ich in meiner Einfalt gar nicht beachte, obwohl sie für andere von hohem Interesse sind."
Sie lächelte entwaffnend, doch dieses Mal blieb der Erfolg ihrer Schauspielerei aus. Sin-I-Sor verriet ihr nicht, um welche Informationen es sich handelte. Somit blieb ihr verborgen, welche Aufgaben die Wachflotte tatsächlich hatte.
Und doch erfuhr sie noch etwas, was sie nachdenklich stimmte. „Ich will nicht vor dir verbergen, daß sich Zerpat in den Dienst eines großen kosmischen, ja, geradezu universellen Werkes gestellt hat", verkündete der Truillauer ebenso geheimnis- wie salbungsvoll. „Sie setzt alle ihre Kräfte dafür ein, dieses Werk zu Ende zu führen."
„Ein Werk mit Bedeutung für das ganze Universum?" staunte Nikki. „Verzeih mir, aber das ist mehr als ich begreifen kann."
„Du wirst es verstehen. Irgendwann!"
„Bitte erlaube mir noch eine Frage." Nikki stand auf. Sie beugte den Oberkörper leicht nach vorn und ließ die Schultern hängen, um einen möglichst demütigen Eindruck zu machen. „Bitte."
„Ist dieses Werk gegen die Völker der Milchstraße gerichtet? Sehen die Truillauer uns Galaktiker als Feinde an?"
Voller Spannung wartete sie auf die Antwort. Sie hoffte, daß Sin-I-Sor sie ihr nicht verweigern würde. Doch ihre Sorge war unnötig. Er gab bereitwillig Auskunft. Offenbar fühlte er sich ihr weit überlegen. „Selbstverständlich sind die Völker der Milchstraße nicht unsere Feinde", erwiderte er. „Aber wir werden sie mit allen Mitteln bekämpfen, wenn sie uns in die Quere kommen. Die Verwirklichung des Großen Universellen Traums heiligt alle Mittel!"
Nikki Frickel lauschte diesen Worten nach und wiederholte sie für sich, um sie nicht zu vergessen. „Die Verwirklichung des Großen Universellen Traums heiligt alle Mittel!"
Das klang ebenso geheimnisvoll wie nichtssagend.
*
-Atlan, Bogat von Semas und Lomag De hatten den Shift verlassen. Sie standen unmittelbar vor der undurchdringlich erscheinenden Energiewand des truillauischen Schutzschirms. Sie empfanden es als angenehm, nicht in die Dunkelheit starren zu müssen, sondern durch die Sichtscheibe ihrer Helme etwas sehen zu können. Der Energieschirm der Truillauer war durchsichtig, und eine große Sektion ihres Raumschiffes wurde durch Scheinwerfer erhellt.
Jeden Moment mußte der Scheinangriff der ATLANTIS erfolgen.
Lomag De hatte besondere Fähigkeiten bewiesen. Ihm war es gelungen, die Schutzschirme von Muschelraumer und Shift miteinander zu verschmelzen. Jetzt klebte der Energieschirm der terranischen Maschine wie eine Blase an der schimmernden Abwehrmauer der Truillaner, ohne daß dadurch ein Alarm im Muschelschiff ausgelöst worden wäre. „Beachtlich", hatte selbst Bogat von Semas zugegeben, als De seine Arbeit abgeschlossen hatte. „Von einem Niederen hätte ich so etwas nicht erwartet."
„Ein Niederer kann oft mehr, als du glaubst", war die Antwort gewesen. „Er kann dir beispielsweise in den verlängerten Rücken treten, wenn du unverschämt wirst. Dabei hat er überhaupt keine Hemmschwelle zu überschreiten."
Bogat von Semas hatte die Nase gerümpft.
Jetzt aber herrschte zwischen den beiden Männer Einigkeit. Sie waren bereit, sofort durch die Strukturlücke zum Muschelraumer vorzudringen, sobald der Scheinangriff begann.
Sie schwiegen, da sie sich nur über Funk verständigen konnten und die Truillauer nicht auf sich aufmerksam machen wollten.
Plötzlich knackte es in ihren Helmlautsprechern. Es hörte sich an wie eine atmosphärische Störung, doch die drei Männer wußten sofort Bescheid. Der Bordsyntron signalisierte ihnen auf diese Weise, daß der Scheinangriff begann. Er hatte ein entsprechendes Signal von der ATLANTIS empfangen und vereinbarungsgemäß ein Peilsignal ausgestrahlt, um dem Raumschiff die exakte Position anzugeben.
Unmittelbar darauf blitzte es auf. Über dem Energieschirm des Muschelraumers wurde es hell.
Einzelne Energiestrahlen waren jedoch nicht zu erkennen. Doch das erwarteten die Männer auch nicht. Sie wußten, daß die Energiestrahlen in der dichten Atmosphäre
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