1527 - Gesil und der Gesandte
detailliert erklären, aber da spurte sie, wie die Kraft, die ihre halbstoffliche Materialisierung auf Ebene Eins ermöglicht hatte, sie verließ und wie sie wie von einem Sog zurückgerissen wurde auf Ebene Zwei. „Ich will nicht befreit werden!" stieß Gesil heftig hervor.
Sie wollte noch mehr sagen, und sie wollte ihren Entschluß begründen, aber sie schwieg, als sie sah, wie Juliane immer durchsichtiger wurde und sich binnen weniger Sekunden völlig auflöste.
Niemand brauchte ihr zu erklären, was geschehen war.
Es war ein normaler, harmloser Vorgang gewesen.
Nur war er zu früh eingetreten.
*
Per-E-Kit und die beiden Animateure standen um Juliane herum, als ihr Körper innerhalb des Estartu-Stützpunkts wieder vollstofflich geworden war und sie hören und sehen konnte, was um sie herum vorging. „Ich bin erleichtert!" schrillte der Kontide und blubberte und wabbelte so heftig wie nie zuvor. „Wir fürchteten schon, du wärst verloren, als dein Körper halbstofflich wurde und du auf nichts mehr reagiertest."
Juliane winkte ab. „Ich war bei Gesil", erklärte sie. „Zwar nur mit halbstofflichem Körper, aber mit meinem vollen Bewußtsein.
Endlich habe ich den größten Teil meiner Erinnerungen wieder - und ich weiß ziemlich genau, wo Gesil gefangengehalten wird."
„Geht es ihr sehr schlecht?" fragte Per-E-Kit besorgt. „Nein", antwortete Juliane und wunderte sich nachträglich über die großzügigen Haftbedingungen, unter denen Rhodans Frau lebte. „Sie ist direkt luxuriös untergebracht. Es geht ihr eigentlich sehr gut, bis auf die Tatsache, daß sie eine Gefangene ist."
„Luxuriös?" wunderte sich der Kontide. „Und es geht ihr sehr gut? Das ist einmalig bei Gefangenen der Ordnungsbehörden beziehungsweise der Zerpat. Aber egal! Wo ist ihr Gefängnis?"
Juliane beschrieb es ihm. „Das ist ziemlich genau", triumphierte Per-E-Kit. Er wandte sich an die beiden Animateure. „Wie schnell könnt ihr die Zweite Ebene einmal bis zu Gesils Gefängnis und einmal bis zur RAAK-T-OMM vortreiben?"
„Das dauert etwa eine halbe Stunde, da wir eine Abzweigung in Ebene Zwei programmieren müssen", antwortete Helsh. „Dann fangt an!" drängte der Kontide. „Die Gruppe von Dona-Y-Saac wird Gesils Gefängnis stürmen und die Gefangene befreien - und wir, Juliane, erobern zusammen mit den beiden Animateuren mein Schiff zurück. Das wird ein heißer Tanz werden. Ich freue mich direkt darauf."
„Manchmal denke ich, du wärst ein verkappter Terraner", bemerkte Juliane ironisch dazu. „Halsh, habt ihr in eurem Stützpunkt etwas, das sich als Schutz- und Kampfanzug für mich eignet? Mit meiner Kutte kann ich nicht gut ein Raumschiff stürmen."
„Wir haben Halbfertigprodukte", antwortete der Animateur. „Aus einem kann unsere syntrongesteuerte Fertigungseinheit in wenigen Minuten einen hochwertigen Raumschutzanzug für dich anfertigen, der mit allen für den Kampf notwendigen Systemen versehen ist. Selbstverständlich stellen wir dir auch eine Vario-Energiewaffe zur Verfügung."
„Dann los!" rief Juliane Runetra ungeduldig.
Allerdings fieberte sie nicht dem Kampf entgegen wie Per-E-Kit, denn sie wußte, daß die bewaffnete Auseinandersetzung immer und überall das schlechteste Mittel zur Lösung von Konflikten war, auch wenn sie sich, wie in diesem Fall, nicht vermeiden ließ.
Ihre Ungeduld hatte einen anderen Grund.
Sie fürchtete, daß der Luxus, in dem Gesil gefangengehalten wurde, ein raffinierter Schachzug des Feindes war und daß er seine Maske fallen lassen könnte, bevor Rhodans Frau sich nicht mehr in seiner Gewalt befand.
Dann würde alles zu spät sein.
*
Sie standen am Ende des kilometerlangen Schlauches, der innerhalb der Zweiten Ebene vom ESTARTUStützpunkt bis hierher führte. Zu einer Vförmigen Gabelung, deren eine Abzweigung in dem Gebäude endete, in dem Gesil eingesperrt war. Die zweite Abzweigung führte zur RAAK-T-OMM, die noch immer auf dem Raumhafen der Stadt Quinatel stand und von Zerpat-Leuten besetzt war.
Juliane Runetra trug eine SERUNähnliche Kombination, die sogar wie ein echter SERUN über ein Gravo-Pak, einen Pikosyntron, einen Cybermed und diverse andere Systeme verfügte. Ihre Bewaffnung bestand aus einem Variopuls-Destroyer von der zehnfachen Feuerkraft eines Detonator-Handstrahlers und von der Form eines unterarmlangen Rohres, das metallischblau schimmerte und an seinem hinteren Ende einen Griff besaß, der an den überdimensionierten Griff
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