1527 - Gesil und der Gesandte
Gesil ironisch. „Indem du dich auf dem Raumhafen von deinen Freunden verabschiedest und dem Start der RAAK-T-OMM zusiehst", versprach der Gesandte.
Er ging hinaus und kehrte tatsächlich nach einer Minute wieder zurück. Gesil ging mit ihm.
Gemeinsam flogen sie mit einem Gleiter zum Raumhafen und landeten neben der beschädigten RAAK-T-OMM.
Ein paar Minuten später setzten drei andere Gleiter neben ihnen auf. Ihnen entstiegen Per-E-Kit, Juliane Runetra sowie Dona-Y-Saac und ihre Kämpfer.
Gesil eilte zu ihnen und umarmte sowohl Juliane als auch Per-E-Kit. „Ihr habt freies Geleit", sagte sie. „Ich aber gehe mit Kaldar, dem Gesandten des Bewahrers."
„Also doch eine Verräterin!" schrillte Dona-Y-Saac. „Nein!" wies Per-E-Kit sie scharf zurecht. „Das Treffen mit dem Bewahrer ist sozusagen eine Familienangelegenheit Gesils. Er ist ihr Feind, aber er ist auch der Vater ihres Sohnes."
Gesil errötete. „Und außerdem erhoffe ich mir von dem Treffen einen Hinweis auf den Verbleib von ES und damit eine Möglichkeit, meinen Mann und seine Freunde vor Siechtum und Tod zu retten!" stieß sie heftig hervor.
Nachdem ihre Erregung abgeklungen war, erkundigte sie sich danach, was Juliane zu tun gedachte, sobald sie in Sicherheit war. „Ich fliege mit Per-E-Kit - du weißt schon wohin", erklärte Juliane. „Dort werde ich auf eine Möglichkeit warten, in die Milchstraße zurückzukehren. Vielleicht mit einem Schiff der Topar, vielleicht mit dem, der dich nach Truillau holte. Auf dem Weg nach Hause aber werde ich einen Abstecher nach Hangay unternehmen, um die Innere Welt zu suchen und ihre Rätsel zu entschleiern."
„Dann viel Glück!" sagte Gesil.
Sie wandte sich an Per-E-Kit. „Was wurde eigentlich aus Shif?"
„Er kam beim Beschuß des Geheimdepots um", sagte der Kontide. „Und ich fürchte, auch unsere beiden Animateure leben nicht mehr." Er gab eine kurze Erklärung über Helsh und Zalsh und den Estartu-Stützpunkt ab und darüber, daß die Animateure kurz vor der Kapitulation die RAAK-T-OMM verlassen hatten.
Gesil atmete plötzlich erleichtert auf. Bisher hatte sie nämlich mit großer Sorge die beiden großen Muschelschiffe gemustert, die nur wenige Kilometer von der RAAK-T-OMM auf dem Raumhafen standen.
Falls die Behörden auf Bipula falsch spielten, konnten sie die RAAK-T-OMM im freien Raum einholen und vernichten.
Doch wenn die Animateure wirklich meisterhaft mit Ebene Zwei umgehen konnten, hatten sie vorgesorgt. „Viel Glück und baldiges Wiedersehen!" wünschte sie Juliane und den Kontiden.
Eine halbe Stunde später hob die RAAK-T-OMM ab und verschwand im wolkenlosen Himmel.
Zehn Minuten später liefen die Triebwerke der beiden großen Muschelschiffe an - und eine halbe Minute danach glühten beide Raumgiganten auf und sanken schmelzend in sich zusammen.
Gesil war sicher, daß dies das Werk der beiden Animateure war. Sie hatten sich vermutlich geopfert, um ein Scheitern ihres Planes zu verhindern.
Als kurz darauf eine heftige Explosion östlich der Hauptstadt erfolgte und ein riesiger Rauchpilz bis in die Stratosphäre stieg, war das für Gesil die Bestätigung ihrer Annahme - und über die Selbstzerstörung des alten Estartu-Stützpunkts war sie froh, denn das Erbe des Kriegerkults wäre ein Danaergeschenk für die Zivilisationen von Truillau gewesen. „Jetzt können wir gehen, wohin auch immer", wandte sie sich an Kaldar.
Knapp zwanzig Minuten später sah sie aus der Fähre die CASSADEGA, ein wahres Ungetüm von Schiff, eher schon eine Raumfestung, denn die Länge betrug nach den Anzeigen der Ortung in der Fähre zwei Kilometer und die Breite achthundert Meter - und die zahllosen voluminösen Aufbauten, Ausbuchtungen und Kampfstände verrieten, daß es die Gesetze der Aerodynamik vernachlässigen konnte, weil es niemals auf einem Planeten landen würde.
Es war ein Sinnbild der Macht.
Und Gesil wurde schwindlig bei dem Gedanken, wohin es sie wohl bringen würde und was das Schicksal für sie bereithielt ...
ENDE
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