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1528 - Metamorphosen des Geistes

Titel: 1528 - Metamorphosen des Geistes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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überzeugt, daß dir von Xan keine Gefahr mehr drohte."
    Darn wurde sehr blaß. Er sah sich um, aber in den Mienen der anderen war nichts als eisige Verachtung zu erkennen. „Ich habe doch nur auf mein Trainingsprogramm vertraut!" flüsterte er bestürzt. „Ich wußte, daß es reichen würde, wenn es mir gelang, einen kleinen Anstoß zu geben!"
    Er hätte alles mögliche sagen dürfen - aber das nicht.
    Lena Grispin wandte sich ab. „Darn, du stehst unter Arrest", sagte sie. „Harker, du sorgst dafür, daß er seine Räume nicht verlassen kann."
    „Das kann doch nicht dein Ernst sein!" schrie Darn wütend. „Wallt ihr mich wie einen Verbrecher behandeln?
    Ich habe nichts getan! Wie oft soll ich euch das denn noch sagen?"
    Harker legte ihm den rechten Arm um die Schulter und schob ihn aus dem Hangar hinaus.
     
    6.
     
    3.12.1170 NGZ
     
    Bei Tagesanbruch trat Xan aus der Hütte. Er blickte zum Waldrand hin, zögerte einen Augenblick lang und kam dann zur Station herüber.
    Dancing Tree, der in dieser Nacht kein Auge zugetan hatte, ging ihm entgegen. „Alter Bursche", sagte Xan mit seiner tiefen Stimme.
    Er sprach deutlicher und klarer als in der Nacht. In seiner Haltung war jetzt endgültig nichts mehr von der früheren Aggressivität zu erkennen. In seinen Augen lag eine tiefe Traurigkeit.
    Das Ungeheuer war bezähmt.
    Aber es war eine Art der Zahmheit, die niemanden froh machen konnte. „Komm", sagte Dancing Tree. „Ich gebe dir etwas zu essen."
    Xan folgte ihm unter das Vordach.
    Dancing Tree rief nach einem der Roboter, die um diese Zeit die Futterplätze für die Punamer vorzubereiten hatten, aber statt der Maschine kam Lena Grispin und brachte Kekse und Schokolade.
    Xan nahm nur wenige Bissen zu sich. Er, der sonst nie genug Süßigkeiten bekommen konnte, kaute mechanisch an einem Keks herum und versank dabei zusehends in hoffnungslose Grübeleien. „Hast du Durst?"
    Xan reagierte nicht, und Lena stand da wie festgenagelt. Sie konnte ihre Blicke nicht von dem Punamer wenden.
    Dancing Tree holte zwei Becher mit Wasser. Er trank einen Schluck. Xan begriff sofort und leerte seinen Becher, ohne etwas zu verschütten.
    Das Wasser schien ihn ein wenig zu beleben. „Du solltest etwas essen", redete Lena Grispin ihm gut zu. „Sieh mal, diese Schokolade mit Nüssen - die magst du doch so gerne."
    Aber Xan hatte keinen Appetit. Seine Blicke gingen immer wieder zum Rand der Lichtung hinüber.
    Bald würden sie kommen. Sie waren bestimmt schon auf dem Weg hierher. „Komm", sagte Dancing Tree leise. „Komm herein. Ich zeige dir etwas."
    Xan schien auf eine solche Aufforderung nur gewartet zu haben. Er begab sich sofort zum Eingang.
    Lena Grispin starrte Dancing Tree erschrocken an. „Da hinein?" fragte sie flüsternd. „Das kann nicht gutgehen!"
    Der Terraner schüttelte den Kopf. „Die Sippe ist im Anmarsch", erwiderte er hastig. „Kein Gemüse heute. Gebt ihnen alles, was sie ruhig hält, oder es geschieht ein Unglück!"
    Sie begriff und nahm Verbindung zu den Robotern auf.
    Dancing Tree führte Xan ins Innere der Station. Im Vorbeigehen löste er den stummen Alarm aus. Er hoffte, daß die anderen das Zeichen verstehen und sich entsprechend zurückhaltend benehmen würden.
    Der bloße Gedanke an Rastakian trieb ihm den Angstschweiß auf die Stirn. Wenn es dem Kerl einfallen sollte, in seiner typischen Kaltschnäuzigkeit mit einem geballten Arsenal an medizinischem Gerät hier aufzukreuzen ...
    Er mußte Xan von diesem Korridor wegbringen.
    Aber wohin? „Kleinweiß", sagte Xan plötzlich. „Wo?"
    Der Terraner brauchte einen Augenblick, um zu begreifen. „Du meinst Ivy", vermutete er dann. „Tut mir leid, aber sie hat Angst vor dir."
    „Kleinweiß", wiederholte Xan. „Sehen."
    „Gut", sagte Dancing Tree, dem absolut nichts daran lag, daß der Punamer sich aufregte. „Ich gehe voran.
    Warte hier."
    Xan blieb stehen.
    Dancing Tree betrat sein Zimmer mit sehr gemischten Gefühlen.
    Ivy war bereits wach. Sie blickte ihn mit großen Augen an. Er schaltete die Videoeinheit aus, über die er sonst stets die Vorgänge auf der Lichtung im Auge zu behalten pflegte, und nahm sein Pflegekind auf den Arm.
    Die kleine Punamerin preßte ihr Gesicht an seine Schulter. „Ganz ruhig", sagte der Terraner sanft - eine bewährte Formel gegen ihre Angst. „Dir wird nichts geschehen.
    Das verspreche ich dir. Du darfst dich nur nicht aufregen. Hast du verstanden?"
    Sie rührte sich nicht.
    Dancing Tree öffnete die Tür

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