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153 - Das Ende der Technos

153 - Das Ende der Technos

Titel: 153 - Das Ende der Technos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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zu ihren Gunsten verändert. Sie durften den Viechern keine Gelegenheit geben, ihren Angriff weiter fortzusetzen. Es waren Rudeltiere; wenn es gelang, ein einziges Wildschwein zum Umkehren zu bewegen, würden ihm instinktiv alle anderen folgen.
    Fasziniert studierte Eve Linus’ primitive Waffe. Er zog ein Gummiband zwischen den gegabelten Armen eines Holzstücks weit nach hinten, legte einen Stein auf das gespannte Band und schleuderte es auf die Tiere.
    Schleuder! Genau das war es! Linus hatte aus dem Wenigen, das ihnen zur Verfügung stand, eine archaische Waffe nachgebaut, wie sie nur noch im Unterricht behandelt wurde.
    Die Wildschweine zogen sich in den frühmorgendlichen Bodennebel zurück. Irritiert grunzend, mit hin und her pfeifenden Schwänzen. Zwei von ihnen hinkten, ein drittes blieb gar verletzt liegen.
    Die Schreie der Bunkermenschen schlugen in Jubel um, als die letzten Tiere hinter dem Hügel verschwanden.
    »Wir haben’s geschafft!«, flüsterte Eve fast andächtig.
    Wenn jemand für das Überleben in dieser neuen Situation geschaffen war, dann dieser erfindungsreiche junge Mann. Er konnte noch sehr wichtig werden für die kleine Gruppe.
    ***
    Wiederum waren es die Geschwister, von denen die Initiative ausging. Vorsichtig näherten sie sich dem verletzten Wildschwein, zertrümmerten ihm mit einem Felsbrocken den Schädel und schleppten es gemeinsam zum Schlaflager. Mit einem Messer häuteten sie mühsam das Tier, nahmen es aus und hängten schließlich Fleischstücke auf einem geschnitzten Holzspieß über das mittlerweile kräftig brennende Feuer.
    Es war eine widerliche Arbeit, und selbst beim Zusehen ekelte es Eve. Doch ihr Magen knurrte unüberhörbar, genau wie die ihrer Begleiter.
    Konnte man das Tier überhaupt essen? Das Fleisch wirkte außerordentlich fasrig und zäh. Doch der würzige Bratengeruch ließ alle Bedenken vergehen. Fett spritzte in die Flammen, verglühte gelb. Eine dunkle Kruste bildete sich allmählich um die Keulen.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll«, murmelte Eve Neuf-Deville wenig später zwischen zwei Bissen. »Noch vor ein paar Jahren war es für mich undenkbar, jemals Fleisch zu essen. Und nun… Ich habe selten zuvor etwas derart Leckeres gekostet.«
    Sie nagte die Keule des erlegten Tieres bis zum Knochen ab.
    »Es könnte ein paar Gewürze vertragen«, schmatzte Su kritisch. »Aber sonst muss ich dir Recht geben.«
    Selbst Li, die alte Frau, hatte ihren Widerwillen schlussendlich überwunden und nach langem Zureden ihres Mannes ein wenig von dem Fleisch gegessen.
    »Da bleibt eine ganze Menge über«, befand Pat schließlich und rülpste ungeniert. »Was machen wir damit?«
    »In die Tücher einwickeln und mitnehmen«, antwortete Eve.
    »Das Fleisch wird sicherlich ein, zwei Tage genießbar bleiben, wenn wir es vor Feuchtigkeit schützen.«
    »Wir müssen nur darauf achten, dass der Geruch keine anderen Raubtiere anlockt. Wir sollten die Tücher vielleicht mit Alkohol tränken.« Der knapp sechzehnjährige Linus dachte pragmatisch und zielgerichtet. Eve konnte sich nur ein ums andere Mal wundern, wie rasch sich das Geschwisterpaar auf die fremdartigen Verhältnisse einstellte.
    »Kümmert ihr euch darum?«, bat sie die beiden. Eve achtete stets darauf, dass jedes Mitglied ihrer Gruppe ausreichend beschäftigt war. Nur so würden sie das gesteckte Ziel erreichen.
    »Pat – du löschst bitte das Feuer und siehst dich um, in welche Richtung wir weiter marschieren müssen. Li und Mboto – ihr räumt das Lager zusammen und verpackt unsere Habschaft zu Bündeln. So wie gestern.«
    Sie alle folgten ohne Protest. Aus welchen Gründen auch immer akzeptierten sie sie als Anführerin, auch wenn es keinen vernünftigen Grund dafür gab. Möglicherweise gehorchten sie aus Bequemlichkeit.
    In einer Steinmulde hatte sich Regenwasser gesammelt. Eve füllte die Trinkflaschen bis zum Rand, überwachte dann die Aufräumarbeiten des kleinen Teams und gab schließlich gegen Mittag den Befehl zum Aufbruch.
    Sie hatten zwar einen halben Tag verloren, aber dank eines vollen Magens gehörig an Zufriedenheit gewonnen.
    ***
    Sie wichen dem ehemaligen Stadtgebiet von Salisbury in einem weiten Bogen aus. Die Ruinenfelder selbst wurden, wie sie wussten, immer wieder von so genannten domestizierten Barbaren frequentiert, die den friedlichen Kontakt mit den Technos suchten. Doch wer wusste schon, wie die Lords jetzt reagierten.
    Eve konnte sich an keine einzige Geländeformation

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