Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1530 - Sturm in der Dunkelwolke

Titel: 1530 - Sturm in der Dunkelwolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
getragen und trafen ihren Körper.
    Keemila riß weit die Augen auf. Ein letztes Mal drängte sie die Vision zurück.
    Eine aufgeregte Horde von Morphlingen beugte sich über sie. Die männlichen Wesen ihres Volkes drängten besorgt gegeneinander und schienen zu überlegen, was zu tun war.
    Ihr Singsang brachte Keemila um den Verstand. „Seht ihr nicht, was los ist? Sandköpfe! Ich bin gestürzt!"
    Ein paar Sekunden traten die Morphlinge verlegen von einem Bein aufs andere. Aber sie fingen sich rasch. Ihr melodisches, aufgeregtes Geplapper setzte wieder ein.
    Keemila fühlte sich bei Händen und Füßen gepackt. „He, was ist los?"
    Die Morphlinge schleppten sie durch die Schlucht in Richtung Dizzkel-Point. Dort waren die anderen Frauen anzutreffen; dorthin wandten sich die Morphlinge in ihrer Hilflosigkeit.
    Dabei bemerkten sie nicht einmal Keemilas Strampeln. Sie konnte allein laufen. Die Wunde am Schädel behinderte sie nicht. Viel schwerer wog die Aussicht, auf diese merkwürdige Weise in die Gebäude getragen zu werden.
    Vielleicht würden die anderen denken, sie wäre im Wechsel - direkt in der Metamorphose von der Frau zum Morphling. Aber das stimmte nicht! Keemila hatte noch einen guten Teil ihrer Frauphase vor sich, einige Wochen vielleicht ...
    Dabei kam diese verbleibende Frist ihr unerträglich kurz vor. Je mehr sie in ihrem Organismus die Umgestaltung der Hormone spürte, je mehr in Kopf und Leib das Mann-Sein vorbereitet wurde, desto mehr verzweifelte sie.
    Keemila hatte panische Angst vor dem Wechsel.
    Um keinen Preis wollte sie alle erworbene Kenntnis wieder verlieren. Als Morphling verfügte sie lediglich über Grundwissen und Instinkte.
    Perfekte Instinkte, sicher. Keine Frau wußte sich auf Zwottertracht so ungefährdet zu bewegen wie ein Morphling. Von den Männern wäre keiner dem Konnus in den Weg gelaufen.
    Dennoch verabscheute sie ihre Dummheit.
    Keemila hatte deshalb mit dem Menschling Jaffe Kontakt aufgenommen. Sein Gerät diente ihr als einzige Hoffnung. Jeden Abend sprach sie ihre Erlebnisse und ihr Wissen auf Speicherkristall; und hatte sie die Mann-Phase erst einmal überstanden, konnte sie vielleicht an ihre frühere Identität anknüpfen.
    Sie wußte nicht, ob je eine Zwotterfrau dasselbe versucht hatte. Wahrscheinlich nicht. Sie war eine Art Sonderling, eine, die sich mit dem Schicksal nicht abfand.
    Klizzerpflanzen schlugen ihr unsanft ins Gesicht.
    Sie gab jede Gegenwehr auf. Die Morphlinge würden doch tun, was sie sich einmal in die Köpfe gesetzt hatten.
    Männliche Wesen waren stur.
    Wie lange hatte sie ohne Bewußtsein in der Schlucht gelegen?
    Der Sandsturm ließ bereits nach. Oben schimmerte durch den grauen Staubwirbel bereits das zarte Rosa des beginnenden Morgens. Die nächtliche Lichterspiele verglommen allmählich.
    Und vor ihrem geistigen Auge erschien von neuem das Gesicht.
    Wasser, wie es keine Zwotterfrau je gesehen hatte. Tosende Gischtkronen in einem Meer aus tiefblauer Farbe.
    Darin keine Spur von Leben ... „Nein!" schrie Keemila. „Nicht jetzt!"
    Die Morphlinge zerrten sie weiter. Wie gern hätte sich Keemila jetzt in eine Felsspalte verkrochen, doch die anderen Frauen mußten hören, was sie zu sagen hatte.
    Da vorn war der Ausgang der Schlucht.
    Hier endete das schmale Rinnsal, das Pflanzen und Zwotter mit Wasser versorgte. Die Klizzerpflanzen wurden klein und welk, je weiter sie vom Bach entfernt standen. Ein paar harmlose Feuerechsen genossen die relative Stille, die allein von den schnatternden Morphlingen unterbrochen wurde.
    Urplötzlich hüllte der Sturm sie ein.
    Keemilas Lederhaut widerstand dem Hagel der Staubkörner. Nur die Wunde schmerzte ein wenig. Aber der Sand hatte heilende Wirkung, er würde die Blutung stillen.
    Wenige Minuten später hatten sie die Siedlung erreicht. Etwa ein Dutzend flache Gebäude gruppierten sich um den Platz in der Mitte. Die Ebene am Rand war der Raumhafen; den allerdings seit einem Monat schon kein Schiff der Menschlinge mehr besucht hatte.
    Es gab wenig Verkehr auf Zwottertracht. Den Zwotterfrauen war es recht so. Sie begriffen ohnehin nicht, was sie mit Besuchern machen sollten. Lediglich die Morphlinge hatten ihren Spaß an den Fremden.
    Die Gebäude von Dizzkel-Point bestanden aus Stein und Stampfsand, der mit Wasser und Kakteenmilch vermischt war. Nach Abzug der Menschlinge waren es nur noch Zwotter, die hier wohnten.
    Immer wieder einmal kamen Tekheter, Gäaner und Vincraner an. Letzte allerdings ließen sich

Weitere Kostenlose Bücher