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1531 - Dschungeltod

1531 - Dschungeltod

Titel: 1531 - Dschungeltod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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    ***
    Tabea kam nicht mehr zurück. Sie spürte die Peitsche der Angst, die sie immer weiter in die dunkle Welt des nächtlichen Urwalds trieb, wo es nicht ruhig war, denn jetzt hatten die Tiere der Nacht ihre große Zeit.
    Sie hörte das Schreien, das Fauchen, das schrille Quietschen der zahlreichen Tierstimmen. Für einen Menschen, der sich hier nicht auskannte, war es wie eine Sinfonie des Schreckens, die ihn leicht in den Wahnsinn treiben konnte, wenn sie zu lange anhielt.
    Tabea kannte die Laute. Sie lebte schon zu lange in der Nähe des Waldes. Und sie rannte, sie kämpfte sich vor, sie fiel zu Boden, sie raffte sich wieder hoch. Sie schreckte schlafende Tiere auf. Kleine Affen brüllten sie an. Mit den Händen schlug sie um sich, fegte gummiartige Zweige zur Seite, wurde von Hindernissen aufgehalten und schaffte es wie durch ein Wunder, unverletzt zu entkommen.
    Bis sie nicht mehr konnte.
    Sie war einen Weg hoch gelaufen, der sich an der dicht bewaldeten Flanke eines Hügels hinzog. Auf halber Strecke brach sie zusammen.
    Die Beine wollten ihr Gewicht nicht mehr tragen. Sie knickten einfach unter ihr weg, und sie landete bäuchlings auf dem weichen Untergrund, auf dem der Humus eine dichte Schicht gebildet hatte.
    Starr wie eine Tote lag Tabea da, und wären nicht ihre heftigen und keuchenden Atemzüge gewesen, hätte man sie für tot halten können.
    Aber sie lebte, sie spürte es. Die Geschwüre juckten an ihrem Körper.
    Die Schmerzen blieben, wenn wieder mal eines zerplatzte.
    Die Luft um sie herum hatte einen hohen Grad an Feuchtigkeit. Wenn sie atmete, hatte sie den Eindruck, die Luft trinken zu können. Ihr Körper schien zu dampfen, aber es war nur der feine Dunst, der sich über ihn gelegt hatte. Da schimmerte ihre Haut, als wäre sie mit Öl eingerieben worden.
    War der Dschungel ihre Rettung? Konnte sie es schaffen, in diesem menschenfeindlichen Gebiet zu überleben?
    Ja, es musste ihr gelingen. Sie kannte sich schon in ihrer Heimat aus, aber sie war verlassen worden und zum ersten Mal auf sich allein gestellt. Es gab keinen Menschen, der noch zu ihr stand, und das machte sie so traurig. Ihre Eltern lebten bei den Verwandten in Übersee, die dort sehr einflussreich geworden waren, das wusste sie, und sie hatte man als missliebiges Anhängsel hier zurückgelassen.
    Käfer krabbelten um sie herum, als warteten sie darauf, sich als Aasfresser betätigen zu können. Auch größere Tiere würden ihren Geruch aufnehmen. Sie dachte an Raubkatzen, denn sie wusste, dass der Jaguar in der Nacht unterwegs war. Hin und wieder drang er in die Dörfer ein und holte sich dort seine Opfer.
    Tabea musste sich verstecken. Zumindest bis zum Tagesanbruch. Erst dann, wenn es hell war, konnte sie sich wieder auf den Weg machen, wobei sie nicht wusste, wo sie ein Versteck suchen sollte.
    Am besten wäre es gewesen, wenn sie zur Küste gelaufen wäre. Dort gab es größere Orte, aber auch dort gab es Menschen, die Augen im Kopf hatten und sie anschauen würden. Ob die ihren Anblick besser ertragen würden, stand in den Sternen, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als sich zunächst mal hier ein Versteck zu suchen.
    Wo das sein würde, wollte sie im Hellen herausfinden. Vielleicht fand sie eine der Höhlen, die es in diesem zerklüfteten Bergland zu Hunderten gab.
    Dass sie verhungern oder verdursten würde, brauchte sie nicht zu befürchten. Der Dschungel bot ihr Nahrung genug, und es war auch genügend Wasser vorhanden.
    Man hatte ihr keine Kleidung mitgegeben. Und sie besaß keine Waffe.
    Nicht mal ein Feuerzeug oder Zündhölzer. Nur mit den eigenen Händen konnte sie sich verteidigen.
    Sie schaute sich in ihrer Umgebung um.
    Tabea richtete sich auf. Es war dunkel, aber trotzdem nicht finster, denn in ihrer Nähe schimmerten Augen in der Dunkelheit. Von allen Seiten wurde sie beobachtet. Sie hörte auch wieder die Schreie der Tiere. Es waren die kleinen Affen, die sich über die nächtliche Störung so aufregten und dies mit schrillen Schreien kundtaten.
    Sie atmete heftig. Trotz der Schwüle lag eine Gänsehaut auf ihrem Körper. Auch ihr Herz schlug schneller als gewöhnlich.
    Sie dachte daran, wie grausam die Natur sein konnte, wenn es gegen Eindringlinge ging, und sie fürchtete sich am meisten vor den dünnen, giftigen Dschungelschlangen, die sich nicht nur über den Boden schlängelten, sondern auch auf den Bäumen lauerten und manchmal wie leblose Gummikörper von den Ästen herabhingen.
    Tabea

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