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1531 - Dschungeltod

1531 - Dschungeltod

Titel: 1531 - Dschungeltod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die noch in den ersten Tagen darüber gesprochen hatten, widmeten sich wieder anderen Themen. Tabea war vergessen. Der Wald hatte sie gefressen, denn der Wald schluckte alles. Er war unerbittlich.
    Ritas Altar stand auf einer schmalen Kommode. Der Mittelpunkt war eine Frau. Die heilige Maria. Aus Holz geschnitzt, mit einem etwas vergeistigten Gesicht. Betend die Hände zusammengelegt und den Betrachter in die Augen schauend. Sie trug ein langes Gewand, das Falten warf und zwei Farben zeigte.
    Rot und gold.
    Beide Farben waren im Laufe der Zeit verblasst, ebenso wie die grünbraunen der beiden anderen Figuren, die die kleine Marienstatue flankierten. Es waren Gestalten, die nicht zur christlichen Symbolik passten. Sie stellten zwei alte Schutzgötter der Mayas dar, als deren Nachfolgervolk sich die Menschen hier auf der Halbinsel Yukatan fühlten.
    Götzen oder Götter, aufgeblasen durch ihre großen Köpfe, deren Münder weit geöffnet waren und so etwas wie breite Spalten in der unteren Gesichtshälfte darstellten. Aus ihnen sollte der gute Wind dringen, den sie über den Wolken einfingen, um ihn den Menschen zu bringen.
    Wie die meisten Leute hier war Rita Christin. Aber sie hatte auch die alten Götter nicht vergessen, und es konnte nicht schaden, wenn sie sich doppelt absicherte.
    Früher hatte sie vor ihrem kleinen Altar gekniet. Jetzt saß sie auf einem kleinen Hocker, und im Sitzen hatte sie auch die beiden Kerzen angezündet, die ihr weiches Licht über den kleinen Altar warfen.
    Rita starrte ihn an.
    Draußen war längst die Nacht angebrochen, und sie fühlte sich sehr allein. Die Leute im Dorf schliefen. Es waren auch keine Wachen mehr aufgestellt worden wie in den ersten Nächten nach dem Verschwinden der Aussätzigen.
    War damit alles gut geworden?
    Rita hatte daran geglaubt, zumindest in den ersten Tagen. Danach waren ihr Zweifel gekommen. Möglicherweise hatte sie sich auch geirrt.
    Tabea Sanchez war schließlich ein Mensch gewesen, auch wenn sie gezeichnet war. Man hätte sie in ein Krakenhaus bringen können, aber Rita hatte sich überreden lassen, weil die anderen meinten, dass Tabea von einem bösen Dämon besessen war. Der schreckliche Geist war in sie eingedrungen. Er hatte sie übernommen, um sie zu bestrafen. Sie war als Gastkörper ausersehen worden, weil die andere Kraft sie hatte leiden sehen wollen.
    Und so hatte die ehemalige Schamanin zugestimmt, denn sie sah die Welt mit anderen Augen. Sie glaubte daran, dass viele Mächte über die Menschen bestimmten. Nicht nur gute, auch böse, und so hatte sie letztendlich dem Druck nachgegeben.
    Sie betete jeden Abend. Zuerst still, wenn sie bei der Mutter Maria um Vergebung für ihre Sünden bat.
    Später flehte sie die beiden Götter an. Dabei drang ein kehliger Singsang aus ihrem Mund. Es war die alte Sprache der Mayas, die sie noch teilweise beherrschte, und durch ihre Gebete hoffte sie, die Götter besänftigen zu können.
    Beide Gebete dauerten nicht länger als fünfzehn Minuten. Danach folgte immer das gleiche Ritual. Rita blies die Kerzen aus und legte sich in das nahe stehende Bett, um zu schlafen.
    Das hatte sie auch an diesem Abend vor, aber etwas hielt sie davon ab.
    Sie spürte eine innere Unruhe. Sie konnte einfach nicht die Augen schließen und einschlafen. Etwas beschäftigte sie, aber Rita wusste nicht, was es genau war.
    Ein schlechtes Gewissen?
    Daran hatte sie schon gedacht. Bisher hatte sie sich nie damit herumplagen müssen. Jetzt war sie von dieser Unruhe befallen worden, und genau das bereitete ihr Probleme.
    Eine schlaflose Nacht. Ein starker Druck, Schweißausbrüche. Ein schlechtes Gewissen eben, das für eine gewisse Angst sorgte und sie nicht zur Ruhe kommen ließ.
    Rita legte sich erst gar nicht hin. Sie wohnte allein im Haus, das eigentlich mehr eine Hütte mit zwei Zimmern war. In dem kleinen schlief sie, das größere beherbergte die Küche, in der auch der alte Fernseher stand. Direkt neben dem Fenster, durch das sie schaute und in die Dunkelheit hinein blickte, die so tief war und von keinem Lichtfunken erhellt wurde.
    Eine Dunkelheit, wie sie nur die tropische Nacht schaffen konnte. Die alles unter sich verbarg, das Gute und das Böse.
    In dieser Nacht war das Böse unterwegs. Die alte Frau am Fenster spürte es. Sie fror plötzlich und wickelte sich enger in ihren Poncho. Ihr von Falten durchfurchtes Gesicht zeigte einen gespannten Ausdruck, wie bei einem Menschen, der seiner Umgebung nicht traute und darauf

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