Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1533 - Das Tarot-Rätsel

1533 - Das Tarot-Rätsel

Titel: 1533 - Das Tarot-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
und wunderte mich, dass die Schicht nicht unter der Wärme meiner Haut taute. Sie blieb bestehen. Um den Körper davon zu befreien, hätte man sie wegkratzen müssen.
    Das sagte ich der Ärztin.
    »Stimmt, Mr Sinclair. Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Und wir haben das auch getan, aber da stehen unsere Wissenschaftler leider vor einem Rätsel. Sie haben diese Schicht bisher nicht analysieren können, tut mir leid.«
    »Keinen Hinweis?«
    »Bisher noch nicht.« Mabel Long hob die Schultern. »Wir stehen vor einem Rätsel. Aber meine Kollegen geben nicht auf. Wir haben Chemiker und Biologen zurate gezogen, und auch sie können bisher nur raten. Es ist ein bisher unbekannter Stoff, sagten sie.«
    »Darauf muss man sich wohl verlassen.« Ich trat zur Seite, um für Suko Platz zu machen, damit er sich ebenfalls mit der Leiche beschäftigen konnte.
    Auch bei seiner Berührung schmolz die zweite Haut nicht weg, und so schaute er ebenso ratlos wie ich.
    Mabel Long hob die Schultern und meinte: »Auch Sie haben keine Erklärung, wie ich sehe.«
    »Noch nicht.«
    »Sie rechnen damit, dass Sie noch eine finden, Mr Sinclair?«
    »Ja, denn ich habe gelernt, dass es für alles eine Erklärung gibt, und sei sie noch so unglaublich und verrückt.«
    Die Ärztin kaute für einen Moment auf der Unterlippe und schaute uns dabei schief an. »Ich weiß nicht genau, wer Sie sind, aber ich habe Ohren, um zu hören, und man sagte mir, dass Sie sich mit Fällen beschäftigen, die den Rahmen des Normalen sprengen.«
    »So kann man es sagen«, meinte Suko.
    »Und Sie glauben, dass Sie hier richtig sind?«
    »Das steht noch nicht fest, aber man hat uns geschickt, und wir möchten Sie ja nicht enttäuschen.«
    »Jedenfalls haben Sie gesehen, was Sie sehen wollten. Eine Erklärung haben Sie nicht und…«
    »Nein, nein, wir werden noch nicht gehen, denn so schnell geben wir nicht auf.«
    »Oh.«
    Ich lächelte sie an. »Immer wenn wir uns mit einem Fall beschäftigen, sollte man das normale Denken zwar nicht vergessen, aber es doch ein wenig zur Seite schieben.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Es hat auch nichts mit der reinen Lehre der Naturwissenschaft zu tun, Dr. Long. Es ist einfach so: Sie haben Ihre Methoden und wir haben die unsrigen.«
    »Und wie sehen die aus?«
    »Das werden Sie gleich erleben.«
    »Nicht schlecht. Benötigen Sie ein Skalpell? Möchten Sie etwas von der Schicht abkratzen?«
    »Nein.«
    »Dann bin ich mal gespannt.«
    Und sie blieb es auch, denn sie schaute zu, wie ich nach hinten an meinen Hals griff, nach der kleine Kette fasste und an ihr das Kreuz vor meiner Brust in die Höhe zog.
    Dr. Long war so sprachlos, dass sie nichts sagen konnte. Sie starrte das Kreuz nur an und sah, dass ich mit meiner rechten Hand der Leiche näher kam.
    Das tat ich nicht aus Jux und Tollerei. Meine Handlung setzte sich aus der Summe an Erfahrungen zusammen, denn auch hier in der Pathologie hatten wir schon einige Überraschungen erlebt, und darauf waren wir beide vorbereitet.
    Doch mein Kreuz reagierte nicht. Da gab es nicht die geringste Erwärmung, die mich hätte misstrauisch werden lassen.
    Ich ging aufs Ganze und berührte mit dem Kreuz die Stirn des Toten. Ein Zischen, ein Tauen der Schicht, darauf wartete ich vergeblich. Die Haut blieb so, wie sie war. Dünn und glatt.
    »War wohl nichts«, meinte Suko.
    »Stimmt. Aber versuchen musste ich es.«
    Wir sahen, dass Mabel Long den Kopf schüttelte. Sie deutete auf mein Kreuz, bevor ich es wieder verschwinden lassen konnte.
    »Was hat das denn für einen Sinn gehabt?«, fragte sie.
    »Es war nur ein Test.«
    »Mit einem Kreuz?« Sie lachte. »Sind wir denn hier in einer Kirche?«
    »Nein, aber manchmal muss man zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen, Dr. Long.«
    »Ja, dann haben die Menschen doch nicht Unrecht, mit denen ich gesprochen habe. Kollegen, die Sie kennen, erzählten mir, dass Sie schon ungewöhnliche Methoden haben, um einen Fall aufzuklären. Aber ich wette mit Ihnen, dass Sie diesmal vor einem Rätsel stehen, dessen Lösung Sie nicht so leicht finden werden, wenn überhaupt.«
    »Das mag schon sein«, gab ich zu. »Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.«
    »Gut. Nur hilft uns das nicht weiter. Kann ich den Toten wieder in die Kammer schieben?«
    Sie erhielt noch keine Antwort. Suko schaute mich an, ich ihn.
    Wahrscheinlich hingen wir beide den gleichen Gedanken nach, ohne sie allerdings auszusprechen.
    Das konnte es doch nicht gewesen sein. Wenn

Weitere Kostenlose Bücher