1534 - Nocturnen-Alarm
mehr als nur ein kleiner Schrecken! Ihr fehlen zwei Wochen ihres Lebens."
„Was sind schon zwei Wochen gegen all die Jahre, die noch vor ihr liegen?"
Er dachte darüber nach. Dann ballte er die Hände zu Fäusten. „Wenn man dich so hört, könnte man sich darüber wundern, daß du immer noch mitspielst!" sagte er grimmig. „Du glaubst nicht daran, daß sie noch am Leben sind, nicht wahr?"
Sie sah ihn an.
Plötzlich lachte sie, aber es war ein Fauchen darin. „Ihr Menschen seid schon sehr merkwürdige Wesen!" sagte sie, ging davon und ließ ihn einfach stehen.
9.
3.12.1170 NGZ
In den folgenden Tagen fragte er sich oft, ob Dao-Lin-H’ay die Suche nach Ernst Ellert, Alaska Saedelaere und Testare nicht vielleicht nur deshalb fortsetzte, weil sie Ronald Tekener nicht im Stich lassen wollte. Aber andererseits war es nicht ihre Art, solcherlei Rücksichten zu nehmen.
Er kam jedoch zu der Überzeugung, daß sie - allem kartanischen Pragmatismus zum Trotz - doch noch einen Funken Hoffnung hegte.
Dao-Lin-H’ay mied dieses Thema und setzte ihre Arbeit gelassen fort, ganz so, als hätte dieses fatale Gespräch gar nicht stattgefunden.
Sie war offensichtlich felsenfest davon überzeugt, daß der schwierigere Teil des Problems bereits gelöst war: Der Schuldige war ein Nakk, und der Schirmherr dieses Nakken hieß Tane-Tin. Tane-Tin hielt sowohl den Nakken versteckt, als auch die drei Sucher, und wahrscheinlich befanden sie sich alle am selben Ort.
Folglich galt es jetzt nur noch, dieses Versteck zu finden. „Es muß etwas mit den Nocturnen zu tun haben", sagte sie. „Vor allem mit den Bewegungen, die die Schwärme im Raum vollführten. All das erweckt in mir den Eindruck, daß der Nakk mit den Nocturnen spielt.
Wenn er das tut, dann will er auch etwas davon haben. Er wird den Tanz der Schwärme also so dirigieren, daß er ihn auch beobachten kann."
„Mag der Himmel wissen, wie Nakken sehen", bemerkte Ronald Tekener ärgerlich. „Ihre in den Hyperraum gerichteten Sinne sind für uns doch völlig undurchschaubar! Seine Blicke können durch alles mögliche hindurchgehen."
„Das ist nicht sicher", behauptete Dao-Lin-H’ay. „Und außerdem sollten wir die Nocturnen nicht vergessen.
Sie wirbeln vieles durcheinander - besonders im Hyperraum, beziehungsweise in der Art und Weise, wie man ihn wahrnehmen kann."
„Du hörst dich an, als wüßtest du tatsächlich darüber Bescheid. Bist du jemals in einen solchen Schwarm hineingeraten?"
„O ja, und wie! Was glaubst du wohl, was wir da plötzlich alles gesehen haben! Sieh her, ich habe mir Aufzeichnungen aller Bewegungen besorgt, die die Schwärme seit ihrer Ankunft im Ang-Uilin-System vollführt haben."
„Wieviel hast du dafür bezahlt?"
„Interessiert dich das wirklich?"
Ronald Tekener winkte lächelnd ab. „Jetzt blende ich die Ekliptik ein", fuhr die Kartanin fort. „Und nun betrachten wir uns das Ganze im Zeitraffertempo."
Zuerst sausten die Lichtpunkte, die die Nocturnenschwärme darstellten, wie betrunkene Glühwürmchen herum - wild und regellos. Aber dann ordneten sich die Bahnen zu Kreisen und Spiralen, und je länger die Schwärme blieben, je näher sie an Ang-Oeban herankamen, desto deutlicher hielten sie sich über der leuchtenden Trennlinie innerhalb der Simulation. „Wenn es überhaupt zulässig ist, eine Schlußfolgerung aus dieser Darstellung zu ziehen", sagte Ronald Tekener gedehnt, „dann wurde ich unseren Nakken in der nordlichen Hemisphäre des Planeten vermuten.
Aber es kann natürlich auch das genaue Gegenteil bedeuten."
„Das wäre theoretisch möglich, denn die Ausstrahlungen der Nocturnen konnten so stark sein, daß der Nakk gezwungen ist, gewissermaßen einen Filter in Gestalt des ganzen Planeten vorzuschalten, um nicht geblendet zu werden", stimmte Dao-Lin-H’ay zu. „Aber es gibt eine simple Tatsache, die dagegen spricht."
„Und zwar?"
„Tane-Tin wird sich nicht damit begnügen, bei den Wetten satte Gewinne einzustreichen", erwiderte die Kartanin. „Seit er weiß, daß der Nakk die Nocturnen tatsächlich steuern kann, muß er außerdem damit rechnen, daß seine sogenannten Mitregenten alles daransetzen werden, ihm nicht nur finanziell das Fell über die Ohren zu ziehen, wenn sie das hier jemals herausbekommen. Er geht also ein enorm hohes Risiko ein.
Und das muß sich auszahlen."
„Wenn er von dem Nakken echte Passagesymbole bekommen kann, wird ihm alles andere egal sein. Dann kann er seine
Weitere Kostenlose Bücher