1534 - Nocturnen-Alarm
so etwas bereits gesehen - aber nur in der Nähe von Nocturnenstöcken, die die Schwärme gelenkt haben."
Sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Und jetzt flitzen sie auf den verrücktesten Bahnen kreuz und quer durch das Ang-Uilin-System, und es scheint, daß noch keiner von ihnen irgendwo gelandet ist."
„Warum sollten sie das auch tun? Hier gibt es keine Nocturnenstöcke, die sie zu sich herablocken könnten!"
„Sie landen doch nicht ausschließlich auf bereits existierenden Stöcken!"
Das war logisch: Wie hätten sonst jemals neue, junge Stöcke entstehen sollen? „Unser Schwarm hier - und eigentlich handelt es sich ja noch immer nur um einen einzigen - enthält eine große Zahl von bereits ausgewachsenen Exemplaren", fuhr Dao-Lin-H’ay fort. „Wenigstens einige von denen sollten auf den kleinen Monden der Planeten fünf und sechs niedergehen. Aber sie tun es nicht! Es scheint sogar, als würden sie es peinlich genau vermeiden, in die Nähe dieser Monde zu kommen."
„Als würden sie gesteuert!"
„Das trifft es am besten. Man könnte meinen, daß jemand sie dirigiert. Und da es hier keinen Nocturnenstock gibt, der das tun könnte ..."
„Es scheint, als würde es hier auf Ang-Oeban doch einen Händler geben, der echte Passagesymbole besitzt!"
„Und wer immer das auch sein mag", nickte Dao-Lin-H’ay, „er ist für dieses ganze Durcheinander verantwortlich. Es scheint mir sehr wahrscheinlich zu sein, daß er die Schwärme nicht nur steuert - er hat mit ziemlicher Sicherheit auch dafür gesorgt, daß sie überhaupt erst auf das Ang-Uilin-System aufmerksam geworden sind."
„Wenn man den Kerl erwischt, wird man ihn in der Luft zerfetzen", vermutete Ronald Tekener grimmig. „Die Verluste, die man inzwischen verbuchen mußte, sind gewaltig. Ganz abgesehen davon, daß eine Menge Raumfahrer hier festsitzen. Die Gebühren, die da zusammenkommen, werden viele Leute nicht verkraften können."
Ganz abgesehen davon, daß die Lage allmählich kritisch wurde.
Niemand konnte das Ang-Uilin-System verlassen, niemand konnte von außen nach Ang-Oeban gelangen.
Sämtliche Hyperfunkverbindungen zur Außenwelt waren unterbrochen.
Auf dem Planeten Nummer drei gab es ein „Vulkan-Casino", dessen Gäste und Personal den richtigen Zeitpunkt zur Flucht verpaßt hatten. Niemand wußte, was dort vorging, aber jeder konnte sich ausrechnen, daß die Situation dort verzweifelt sein mußte.
Es gab keine Transmitterverbindung mehr, keine Chance, Leben zu retten oder wenigstens Vorräte zur Nummer drei zu schicken.
Und auch Ang-Oeban selbst war nur teilweise autark. Man war auf Händler angewiesen, die Nachschub heranschafften.
Es fehlte an Lebensmitteln und Medikamenten.
Besonders unter den Touristen gab es viele, die den ständigen Druck und die Angst auf die Dauer nicht ertrugen. Bei den einen war es der Körper, der rebellierte, bei anderen die Seele.
Und bei vielen streikten schlicht und einfach die Nerven.
Es hatte schon die ersten Massenprügeleien gegeben, hysterische Ausbrüche kollektiver Angst, die sich in blinder Zerstörungswut äußerte. In den Vergnügungsstätten ging es immer lauter und gewalttätiger zu. Das Prinzip der Ablenkung funktionierte nicht mehr so reibungslos, wie man das auf Ang-Oeban gewöhnt war.
Ganz abgesehen davon, daß vielen inzwischen das Geld ausgegangen war. „Die Frage ist nur, wo er steckt, dieser Jemand!" knurrte Dao-Lin-H’ay. „Es muß ein Nakk sein", sagte der Terraner nachdenklich. „Es kann nur ein Nakk sein. Aber ich glaube nicht, daß er auf eigene Faust operiert - jedenfalls nicht nur. Jemand hält seine Hand über ihn, versteckt ihn und beschützt ihn."
„Und verdient an ihm", fügte Dao-Lin-H’ay trocken hinzu. „Das dürfte hier auf Ang-Oeban wohl einer der allerwichtigsten Punkte sein."
„Gute Idee! Kümmern wir uns um die Wetten!"
„Wir können selbst eine abschließen", sagte die Kartanin. „So ungefähr habe ich mir das vorgestellt", bestätigte Ronald Tekener. „So meinte ich es nicht", erwiderte Dao-Lin-H’ay lächelnd. „Ich wette mit dir um ein erstklassiges Essen im besten Lokal von Daban-Tia, daß es der Karaponide ist, der hinter der ganzen Sache steckt!"
„Warum bist du dir so sicher?"
„Wegen Giu-Nal-H’ay," Tekener sah sie überrascht an. „Glaubst du, daß er sie so sehr haßt?" fragte er betroffen. „Wieso soll er sie hassen? Er hat dafür gesorgt, daß sie mit dem Schrecken davongekommen ist!"
„Es ist ein bißchen
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