1535 - Der Satan von Soho
zurückkommt.«
»Er würde Ihnen nichts tun.«
»Ja, das sagen Sie. Aber ich kann nicht daran glauben. Für mich ist alles so schrecklich geworden.« Sie hob in einer hilflos anmutenden Geste die Schultern. »Ich kann mir nichts erklären und habe einfach das Gefühl, dass von nun an alles anders werden wird. Oder sehen Sie das anders, Mr Sinclair?«
»Ich weiß es nicht, Lucy. Ich kann es Ihnen ehrlich nicht genau sagen. Für mich ist dieser schreckliche Vorgang nach wie vor ein großes Rätsel. Ich denke nur, dass ich es lösen muss, und das werde ich auch versuchen.«
»Trauen Sie sich das denn zu?«
»Keine Ahnung. Ich muss es nur tun. Es gehört zu meinem Job. Aber wenn Sie zu große Angst verspüren, kann ich Sie mitnehmen und für eine Schutzhaft sorgen.«
Sie sagte nichts. Ich sah ihr allerdings an, dass sie darüber schon nachdachte. Sie entschied sich dagegen und erklärte es mir.
»Er kann kommen und gehen, wann und wohin er will, Mr Sinclair. Das ist so. Das habe ich erlebt, und deshalb glaube ich nicht, dass es einen Ort gibt, an dem ich vor ihm sicher bin. Außerdem sagten Sie doch, dass ich keine Angst vor ihm haben muss.«
»Das stimmt.«
»Deshalb bleibe ich hier.«
»Wie Sie wollen, Lucy. Aber Sie werden bestimmt nichts dagegen haben, wenn ich mich um Sie kümmere?«
»Nein, das wünsche ich mir sogar.«
Wir verabschiedeten uns. Lucy Martin musste mich einfach umarmen.
»Danke, John. Darf ich John sagen?«
»Sicher.«
»Danke, dass du mich hergebracht hast. Und gib auf dich acht, bitte.«
»Keine Sorge, das werde ich.«
Es war alles zwischen uns gesagt worden, und so verließ ich den Wohnwagen, um zu meinem Rover zu gehen.
Dieser Fall war undurchschaubar. Ich hatte damit schon meine Probleme. Der Gedanke, dass es jemanden gab, der ähnliche Fähigkeiten wie der Hypnotiseur Saladin oder Glenda Perkins besaß, riss mich nicht eben zu einem Freudentaumel hin. Das konnte auch ins Auge gehen oder war schon ins Auge gegangen.
Ich hatte mir zudem die Beschreibung der Gestalt genau gemerkt. Man musste nicht erst groß nachdenken, um zu wissen, dass der Killer nicht in unsere Zeit passte. Nicht, weil sein Kopf ohne Haare war, aber seine Kleidung war schon ungewöhnlich, und dazu musste man auch seine Waffe zählen.
Wer killte heute noch mit einem Schwert?
Es mochte einige Personen geben, zudem gab es die Schwerter auch als Abwandlungen, da brauchte ich nur an die asiatischen oder orientalischen Klingen zu denken, aber nach einem Samurai oder Ninjakämpfer hatte der Killer nicht ausgesehen. Seine Waffe war nach Lucys Beschreibung ein normales Schwert gewesen, und damit hatte man in der Vergangenheit getötet oder sich verteidigt.
Stammte die Gestalt demnach aus der Vergangenheit? Hatte sie in einer Dimension existiert, die für ihn zu klein geworden war? Hatte er deshalb in unserer Zeit bewiesen, wozu er fähig war?
Das behielt ich schon im Hinterkopf, als ich über das dunkle Rasenstück zu meinem Rover schritt.
Er stand dort, wo ich ihn verlassen hatte. Der Nebel war hier nicht so dicht. Je mehr wir uns vom Tatort entfernt hatten, umso stärker war er zurück gegangen. Jetzt gab es praktisch nur noch die Dunkelheit der Nacht, und die war nicht schlimm.
Ich wollte einsteigen und gab zu, dabei kein besonders gutes Gewissen zu haben.
Der letzte Blick zurück und…
Ich verharrte in der Bewegung, denn jetzt lagen die Dinge plötzlich anders.
Ich war nicht mehr allein. In der Luft sah ich die farbigen Bänder, die aussahen wie übergroße Lassoschlingen. Sie wirbelten durch die Luft, und sie verdichteten sich an einer Stelle.
Es war der Ort, wo eine neue Gestalt entstand und wie aus dem bunten Nichts geboren wurde.
Vor mir stand der Killer!
***
Es war auch für mich so etwas wie ein Schock, denn damit hatte ich nicht gerechnet.
Ich wusste auch nicht, ob er mich überhaupt gesehen hatte. Wir waren zu weit voneinander entfernt, und ich dachte in diesen Augenblicken nicht mehr daran, den Rückweg anzutreten.
Neben meinem Rover blieb ich stehen und wartete darauf, was passieren würde. Dass der Killer nicht grundlos erschienen war, stand für mich fest. Wahrscheinlich war er hier, um einer bestimmten Person einen Besuch abzustatten.
Möglicherweise beging ich einen Fehler, dass ich einfach stehen blieb, um abzuwarten, was passierte.
Mein Kreuz hatte sich noch nicht gemeldet. Es war noch durch mein Hemd verdeckt, aber das ließ ich nicht so und streifte die Kette über den Kopf.
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