1535 - Tanz der Nocturnen
verzichtet werden, dafür entschied man sich zur Mitnahme von SERUNS.
Wahrend Alaska die Annäherung von ENTSORGER-1 im Holorama beobachtete, trat Ernst Ellert neben ihn. „Testare und ich haben uns dazu entschlossen, bei der Wachmannschaft zu bleiben", sagte er. „Wir sind nicht in der Stimmung, unter die Leute zu gehen und würden uns an Bord wohler fühlen."
„Akzeptiert", sagte Alaska. Er deutete auf die Projektion des entfremdeten Tenders der Dinosaurier-Klasse, bei dem die Kommandokugel mit 750-Metern Durchmesser fehlte und durch einen klobigen, rechteckigen und recht zusammengestückelt wirkenden Flansch ersetzt worden war, der die Lücke füllte. Dazu sagte er: „Die Hanseaten scheinen technisch recht begabt und Improvisationskünstler zu sein. Dies zeigt sich schon daran, wie geschickt sie die verlorene Kommandokugel durch den Zusammenbau verschiedener Raumschiffteile ersetzt haben."
„Eicco Gilbran war für jemand, der in völliger Isolation lebt, auch überraschend redegewandt", sagte Ellert. „Paßt auf Kontor Fornax gut auf, Alaska."
„Und ihr bewacht mir inzwischen die TAMBO gut", antwortete Alaska.
Der ENTSORGER-1 war fast bis auf Tuchfühlung an die TAMBO und WO-MUN herangekommen und stoppte seine Fahrt. Gleich darauf kam Eicco Gilbrans Aufforderung an die Mannschaften der beiden Raumschiffe, an Bord des Tenders zu kommen.
*
Die Begrüßung durch den bärtigen, langhaarigen und grobschlächtig, ja, geradezu animalischungestüm wirkenden Kommandanten des ENTSORGER-1 war Alaska Saedelaere fast peinlich.
Eicco Gilbran beließ es nicht bei einem herzlichen Händedruck, sondern umarmte Alaska heftig und drückte ihn wie einen lange vermißten Blutsbruder an sich. Alaska konnte sich einem Bruderkuß gerade noch entziehen.
Auch die 17 Mitglieder der Mannschaft der TAMBO wurden von Eicco Gilbran mit der gleichen Herzlichkeit begrüßt, und am Ende schien er den Tränen der Rührung nahe.
Nur Sey-Nia-M’en und ihre fast 200 Kartanin blieben von dieser Rührseligkeit verschont. Eicco Gilbran versteifte sich ihnen gegenüber förmlich, aber es war nicht genau zu sagen, ob das auf persönliche Abneigung oder darauf zurückzuführen war, weil Sey-Nia-M’en und ihre Mannschaft den Hanseaten gegenüber ablehnende Distanz bewahrten. „Euer Eintreffen ist ... wie der erste Gruß aus der Heimat nach siebenhundert Jahren der Entbehrung", sagte Eicco Gilbran mit gebrochener Stimme zu Alaska Saedelaere. „Hattet ihr die ganze Zeit überhaupt keinen Kontakt zur Außenwelt?" fragte Alaska ungläubig. „Ganz so war es nicht", antwortete Eicco Gilbran. „Es hat sich schon mal dieses oder jenes Raumschiff ins Faalin-System verirrt. Aber nicht in den letzten zehn Jahren. Und kein einziges terranisches Schiff, geschweige denn ein Hanseat. Ihr werdet uns viel über Terra und die Milchstraße der Post-Monos-Zeit zu erzählen haben."
„Auch ich bin auf eure Geschichte gespannt", sagte Alaska. Er blickte sich in der riesigen, jedoch leer und unfertig und zusammengestoppelt wirkenden Kommandozentrale um, die in dem angeflanschten Teil lag, und erkundigte sich: „Woher habt ihr die Einzelteile für diesen Anbau? Und was ist aus der Kommandokugel geworden, Eicco?"
„Die Kommandokugel wurde noch unter Leila Terra ausgebaut, in ein autarkes Raumschiff umfunktioniert und DANZIG genannt", erklärte Eicco Gilbran voller Stolz. „Bei dem Material für den Anbau handelt es sich um Strandgut des Weltraums. Ist es richtig, daß alle sechs Kosmischen Basare vernichtet wurden?"
„Ja", bestätigte Alaska, den der abrupte Themenwechsel leicht irritierte. „Die Galaktiker haben die Kosmischen Basare gesprengt, damit sie nicht ihren Feinden in die Hände fallen konnten."
„Was für eine Materialverschwendung!" sagte Eicco Gilbran und stellte im selben Atemzug die Frage: „Aber wieso sprichst du über diese Ereignisse wie ein Unbeteiligter, Alaska?"
„Weil ich sie nicht selbst miterlebt habe", antwortete Alaska Saedelaere knapp. „Wie interessant, darüber muß ich mehr erfahren", sagte Eicco Gilbran mit sich überschlagender Stimme. Er lachte und betätschelte Alaska dabei. „Aber lassen wir das vorerst. Über die Vorgänge in der Milchstraße könnt ihr ausführlich berichten, wenn wir erst auf Kontor Fornax sind. Wir sind gute Zuhörer - und wir haben alle Zeit des Universums."
„Im Gegensatz zu euch ist unsere Zeit knapp bemessen", sagte Alaska mit besonderer Betonung. „Wir sind in einer wichtigen
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