1539 - Im Wald der Wölfe
Mund drang?
Das Geräusch jagte ihm einen Schauer über den Rücken. War der Schrei vorhin schon schlimm gewesen, so hörte sich dieses Atmen noch schlimmer an.
Es war mehr ein Keuchen und Knurren.
So etwas stieß normalerweise ein Tier aus, aber kein Mensch. Hier war es leider so. Diese Laute hatten nichts mehr mit einem menschlichen Atmen zu tun. Es blieb bei diesem angestrengten Keuchen, vermischt mit einem schweren Ächzen und sogar Tönen, die sich wie ein Heulen anhörten.
Der Schauer bei Ted Franklin verstärkte sich.
»Das kann doch nicht wahr sein«, flüsterte er. »So reagiert kein Mensch. Das ist verrückt, einfach unmöglich…«
Aber er hörte es.
Und es blieb bestehen. Aber es geschah noch etwas anderes, denn der Körper des Mannes bewegte sich wieder. Er fuhr nicht herum, aber die Arme wurden in die Höhe gerissen, und dann drosch der Gefangene seine Hände gegen die Wand.
Franklin begriff es nicht. Die Schläge waren verdammt hart. Als wollte sich der Mann selbst Schmerzen zufügen. Und dann ließ noch etwas anderes Teds Augen weit werden.
Es war das Aussehen der Hände. Er hatte den Mann ja eingeliefert, und da hatten die Hände noch anders ausgesehen, normal wie bei jedem anderen Menschen.
Jetzt nicht mehr.
Ted blieb die Luft weg.
Da sich die Hände immer sehr schnell bewegten, konnte er nicht genau sehen, was mit ihnen exakt passiert war. Aber er glaubte, dass sie größer geworden waren.
Er wollte etwas fragen, als die Hände plötzlich nach unten sanken. Sie blieben zwischen Wand und Körper liegen und wurden in den folgenden Sekunden auch nicht mehr in die Höhe gerissen.
Das ist nicht mehr normal!, dachte der Polizist. Irgendwas ist mit dem Iren geschehen. Ob der genossene Alkohol daran schuld war, konnte er nicht sagen, aber so reagierte doch kein Mensch, auch wenn Mahony jetzt still lag.
Nicht mehr lange!
Ohne Vorwarnung wuchtete er seinen Körper herum, sodass er auf der rechten Seite liegen konnte.
Ted Franklin starrte ihn an und erlitt den Schock seines Lebens, denn er Ire war kein normaler Mensch mehr!
Sein Gesicht war völlig mutiert und zu einer Mischung zwischen Mensch und Tier geworden…
***
Ted Franklin war so stark geschockt, dass er nicht mehr an der Zellentür stehen blieb, sondern so weit zurücksprang, bis er mit dem Rücken gegen die Wand prallte. Er verfiel für einen Moment in eine Starre, die auch sein Gesicht erfasste.
Plötzlich rasten Gedanken durch seinen Kopf, die nicht zu kontrollieren waren, denn was er sah, das durfte es einfach nicht geben!
Kein Mund mehr, dafür feucht schimmernde, vorgezogene Lippen, die an eine Schnauze erinnerten. An den Seiten war das Gesicht eingedrückt.
Die schmalen Augen leuchteten in einer Farbe, die an eine helles Gelb erinnerte. Sie strahlten eine eisige Kälte aus.
Und die Haut!
Sie war nicht mehr zu sehen, denn das Gesicht wurde von einem dunklen Fell bedeckt. Nicht sehr dicht, das erkannte Ted, aber doch so, dass die normale Haut nicht mehr zu sehen war.
Auch den menschlichen Mund gab es nicht mehr. Er war zu einer Schnauze oder einem Maul geworden, das der Ire jetzt langsam öffnete, damit er seine spitzen, aber kurzen Reißzähne präsentieren konnte, die den Begriff Raubtiergebiss verdienten.
Da der Pullover am Hals abschloss, war nicht zu erkennen, ob der Haarwuchs auch den Körper erfasst hatte. Aber Ted sah, dass sich auch auf den Händen dieses Fell gebildet hatte.
Die Gedanken jagten weiterhin durch seinen Kopf. Der Begriff Monster tauchte mehrmals auf. Er konnte nicht anders und begann zu stöhnen.
Er wischte über seine Augen, um das Bild zu verscheuchen, aber es blieb.
Gab es wirklich eine Mischung aus Mensch und Tier? Wenn ja, dann war der Ire dazu geworden, und Franklin sah jetzt, dass der Mann zur Hälfte einem Wolf glich.
Mahony setzte sich auf. Mit einer schnellen und geschickten Bewegung geschah das. Dabei gab er einen Laut von sich, der sich wie ein Knurren anhörte, das von einem unheimlich klingenden Heulton zerhackt wurde.
Er blieb auf dem Bett hocken. Die Füße gegen den Boden gestemmt, die auch keine normalen Füße mehr waren, sondern Pfoten. Schuhe trug der Mann ja nicht. Die hatte er ausziehen müssen, bevor er sich auf die Pritsche zum Schlafen niedergelegt hatte.
Franklin fasste den Mut, dieses Wesen anzusprechen, und flüsterte ihm den eigenen Namen entgegen.
»Bist du es wirklich, Mahony?«
Etwas geschah mit dem Iren. Er hatte seinen Namen gehört. Er musste also
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