1541 - Ball der Vampire
Ehefrau dachte er dabei nicht. Ihren Fragen würde er schon ausweichen können, die Polizei aber, die musste unbedingt informiert werden.
Nur mühsam schaffte er es, sein Handy hervorzuholen. Immer wieder wurde er von dunklen Wellen ergriffen, die ihm das Bewusstsein rauben wollten. Walter gab nicht auf und schaffte es, die Meldung durchzugeben…
***
Doreen Hill hatte erfahren müssen, was es heißt, Angst zu haben. Zwar war sie bei der Begegnung mit dieser Unperson nicht körperlich attackiert worden, aber allein das Aussehen der Gestalt hatte sie geschockt. Sie wusste nicht, wie die junge Frau mit Namen hieß. Sie arbeitete für Yago, aber nicht auf dem Straßenstrich, sondern in einer der zahlreichen kleinen Wohnungen, die sich in einem Haus befanden, das Tremamine mit seinem Geld erbaut hatte.
Doreen hatte ihrem Lebenspartner, mit dem sie nun schon seit einem halben Jahr zusammenlebte, alles berichtet und war bei ihm nicht auf taube Ohren gestoßen. Er hatte versprochen, etwas zu unternehmen.
Was es genau war, das wusste sie nicht. Sie musste Yago einfach vertrauen.
Er war losgefahren, um sich mit jemandem zu treffen, der angeblich helfen konnte. Wer dieser Mensch war, das hatte er nicht gesagt, aber Doreen war davon überzeugt, dass er das Richtige tat. Nur das Warten auf ihn zerrte an ihren Nerven.
An das große Wohnzimmer schloss sich der Wintergarten an. In ihn allerdings traute sie sich nicht hinein. Er lag auch nicht im vollen Lichtschein. Nur zwei Lampen verstreuten ihre Helligkeit, die sich in den Scheiben spiegelte.
Doreen hatte es sich auf der Kissenflucht bequem gemacht, die den Mittelpunkt des Raumes bildete. Eine helle Sitzlandschaft, in die man einsinken konnte.
Von ihr aus konnte sie die kleine Bar in der Nähe erreichen, die Fernbedienungen lagen auch bereit, aber Doreen wollte nicht in die Glotze schauen und auch keine Musik hören. Sie war einfach nicht in der Lage, sich darauf konzentrieren zu können. Zu stark quälten sie die Sorgen.
Sie liebte dieses Haus mit seiner perfekten Großzügigkeit, aber jetzt allein hier zu warten, war nicht ihr Ding.
Einen Drink nehmen schon, oder auch zwei, das passte zu ihrer Stimmung. Doreen trank gern Whisky, und Yago hatte es gern, wenn er beim Küssen den Whisky schmeckte.
Wann kam er?
Eine Zeit hatte er nicht angeben können. Nach Mitternacht würde es schon werden, davon ging sie aus. Im Sommer wäre es noch hell um diese Zeit gewesen, zumindest dämmrig.
Bodyguards befanden sich nicht im Haus. Das Problem, mit dem sich Tremaine herumschlug, wollte er allein und ohne irgendwelche Leibwächter lösen. Außerdem war er unterwegs, um sich professionelle Hilfe zu besorgen.
So wartete sie. Mit ihren langen Haaren sah sie aus wie ein blonder Engel. Das Gesicht zeigte keine Falte, die Augen leuchteten in einem strahlenden Blau, aber so engelhaft, wie sie aussah, war sie in Wirklichkeit nicht. Doreen wusste schon, wo die Futtertöpfe standen.
Sie war ohne zu zögern mit einem Menschen gegangen, der sie einfach fasziniert hatte. Der Job beim Sender hatte sie da nicht mehr interessiert.
Zudem waren die Einschaltquoten gesunken, und die Sendung hatte auf der Kippe gestanden.
An diesem Abend trug sie eine schwarze Hose und einen längeren beigefarbenen Kaschmirrolli. Darunter hatte sie nichts an, so drückten sich die Brustwarzen von innen gegen die Wolle und zeichneten sich wie kleine Punkte ab.
Die Stille ging ihr auf die Nerven. Es gab auch eine andere Seite. Wenn sie blieb, war sie in der Lage zu hören, wann jemand kam, und da wollte sie bereit sein.
Es kam noch niemand, aber das Telefon spielte eine bekannte Mozartmelodie als Klingelton ab.
Doreen schnappte sich den kleinen Apparat. Nach dem Blick auf das kleine Fenster wusste sie, wer der Anrufer war.
»Yago?«
»Wer sonst?«
»Und?«
»Nichts und.«
»Dann hast du keinen Erfolg gehabt?«
»Zumindest keinen messbaren. Ich habe es mit einem Ignoranten zu tun gehabt.«
»Und was war mit dieser Detektivin?«
»Ach, vergiss sie. Jane Collins hat sich passiv verhalten. Hätte ich ihr nicht zugetraut. Ich glaube, das war ein Lattenschuss.«
»Willst du jetzt aufgeben?«
»Nein. Ich verlasse mich nach wie vor darauf, was du gesehen hast. Mal sehen, ob ich das Pferd von der anderen Seite her aufzäumen kann.«
»Und wann?«
»Sofort.«
»Von hier aus?« Die Stimme der Blonden zitterte.
»Auch. Aber zuvor muss ich einige andere Dinge regeln.«
Sie schloss für einen Moment die
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