1541 - Ball der Vampire
anderes konnte Walter Thorn nicht denken, als er aus einer Tiefe wieder an die Oberfläche geschwemmt wurde, in die man ihn gegen seinen Willen gezerrt hatte.
Er war nicht tot, denn er glaubte nicht, dass Tote denken konnten. Dafür fühlte er sich hundsmiserabel. Bei ihm war alles durcheinander. Er war auch nicht mehr in der Lage, die nahe Vergangenheit zu rekapitulieren.
Aber er wusste, dass er lebte und auf dem kalten Boden lag, der sicherlich nicht sein Bett sein konnte.
Er musste aufstehen, bevor er sich noch den Tod holte.
Die Kraft, sich zu erheben, war noch nicht vorhanden. Schmerzen in seinem Kopf hinderten ihn daran. Es gelang ihm nicht, normal zu denken. Er wusste nicht, wo er war. Die Dunkelheit zeigte ihm keine Bilder, aber sein Gehirn war nicht beschädigt worden, und so kehrte bei Walter Thorn allmählich die Erinnerung zurück.
Als er dabei zu einem Ergebnis gelangt war, drang aus seiner Kehle ein leiser Schrei. Er war eine Folge des Erschreckens über das Erlebte.
Er fing an zu wimmern, als die Bilder wieder von seinem Auge erschienen, Thorn war nicht in der Lage, sie normal zu sortieren. Sie erschreckten ihn zutiefst und machten ihn fertig. Er fühlte sich wie weggeworfen und liegen gelassen.
Es war grauenhaft…
Blut, die Gestalt, dann Laura, auf die er sich so gefreut hatte. Alles war zerstört.
Woher Walter Thorn die Kraft nahm, sich zu bewegen, wusste er beim besten Willen nicht. Aufstehen ging noch nicht. Er wollte aber weg aus der Kälte, auch wenn sich sein Kopf anfühlte, als wäre er um das Doppelte gewachsen. Deswegen war es ihm auch nicht möglich, aufzustehen oder sich auch nur auf die Knie zu erheben.
Er kroch.
Es war die Hölle.
Jede Bewegung bekam er als Echo in seinem Kopf zu spüren, durch den die Schmerzstöße zuckten. Er hörte sich keuchen und war dankbar dafür, dass er allmählich besser sehen konnte.
Etwas recht Großes und auch Helles stand in seiner Nähe und hob sich von der Dunkelheit ab. Es war ein kastenförmiger Gegenstand aus dessen kleinen Öffnungen rötliches Licht floss.
Walter Thorn kroch nicht mehr weiter. Er blieb auf dem Bauch liegen.
Etwas in seinem Innern machte ihm klar, dass es besser für ihn war, wenn er sich völlig ruhig verhielt.
Aber er hob mühsam den Kopf etwas an und schaute auf den Wagen.
Da seine Erinnerung wieder funktionierte, wusste er auch, worum es sich bei diesem Fahrzeug handelte.
Ja, dort hinein hatte er gewollt. Da wartete Laura, sein Schwärm.
Und er sah sie jetzt auch. Sie stand in der offenen Tür. Da das rote Licht noch brannte, war sie sogar recht gut zu erkennen. Sie drehte ihm die linke Seite zu.
Was er da zu sehen bekam, ließ ihn für einen Moment sein Schicksal vergessen. Ihre linke Halsseite war aufgerissen oder aufgefetzt worden.
Jemand hatte eine tiefe Wunde hinterlassen und Teile der Haut einfach abgerissen. Wie Lappen hingen sie herab.
Walter Thorn war so weit wieder klar, dass er davon ausgehen musste, dass ein Mensch mit diesen Verletzungen nicht mehr leben konnte.
Aber Laura lebte.
Sie stand in der offenen Tür, schaute nach vorn und zog sich plötzlich wieder zurück.
Thorn war in diesem Moment froh, nicht von ihr entdeckt worden zu sein.
Er wusste zwar nicht, was genau mit ihr geschehen war, aber sie lebte, und das war schlimm. Ein normaler Mensch hätte bei dieser Verletzung tot sein müssen.
Sein Kopf sackte wieder nach unten. Er schlug mit dem Kinn auf. Die Welt ging für ihn wieder in einem wahren Funkenregen unter. Es war schon ein Wunder, dass er nicht erneut bewusstlos wurde.
In diesem Zustand blieb er liegen und wurde wieder aus ihm erweckt, als er das Geräusch eines laufenden Motors hörte. Dann rollten Räder über den Boden, hinterließen knirschende Geräusche, und wenig später sah er das Licht der zwei Scheinwerfer, das ihn zum Glück nicht aus der Dunkelheit riss.
Der Schein huschte an ihm vorbei und erreichte die Straße, wo er sich verlor.
Wie platt gemacht lag Thorn auf dem Boden. Er konnte nicht mehr still sein. Aus seinem offenen Mund drangen Laute, die sich wie eine Mischung aus Lachen und Weinen anhörten.
Der Wagen war weg. Und mit ihm Laura, die so schrecklich ausgesehen hatte.
Walter begriff es nicht.
Doch er wusste, dass er es sich nicht eingebildet hatte. Allein konnte er nichts ausrichten. Er kannte auch niemanden, der ihm hätte helfen oder zur Seite stehen können.
Bis auf eine Ausnahme. Das war die Polizei, und der musste er Bescheid geben. An seine
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