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1543 - Der Held von Sigris

Titel: 1543 - Der Held von Sigris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Handlampe fiel in das Versteck und leuchtete es Stück für Stück ab. Der Vorgang dauerte minutenlang.
    Dann erlosch die Lampe übergangslos, und der Arkonide schloß die Verkleidung und kehrte auf das Deck zurück. „Wie ich sagte", erklärte er. „Es ist das Holz!"
    „Dann hat Vaar komische Wälder und Bäume!" Duracys hörte sich angriffslustig an. „Wofür hältst du das?"
    Wieder vernahmen sie das Schaben und Ächzen, und ab und zu war es, als atme jemand vor Aufregung laut ein und aus. „Wir sollten das Boot zurückgeben und ein anderes mieten", fuhr die Arkonidin fort.
    Erstaunlicherweise ging ihr Geliebter sofort darauf ein, und Sardon verfluchte den Bengel, weil er seinen gesamten Zeitplan durcheinanderbrachte. Er schabte und rasierte noch schneller und achtete peinlich genau darauf, daß er kein einziges Haar entfernte, das in Ordnung war. Dennoch gähnte bereits eine deutliche Lücke in der Zierde seines Wohlstands, und er seufzte leise vor sich hin.
    Der Motor der auf den Wellen schaukelnden Jacht erwachte zum Leben, und das Schiff machte einen Satz nach vorn. Der Ulupho schnellte sich aus der Nähe der scharfen Kante und beschwor alle ihm bekannten Teufel auf den Arkoniden herab. Das Warten, bis die Jacht sich ruhig in den neuen Kurs legte, wurde für ihn zu einer unerträglichen Qual.
    Aber irgendwie schaffte er es dann doch noch, sich aller verschmorten Haare zu entledigen und seinen Pelz so zurechtzuzupfen, daß man das Loch nicht sofort sah. „Wartet!" drohte er. „Ich werde euch das Abenteuer noch gründlich vermiesen!"
    Er kehrte zu der Wandverkleidung zurück und fand die Stelle, wo zwei der verfugten Bretter so weit auseinander standen, daß er sich auf dieselbe Weise hinauszwängen konnte, auf die er hereingekommen war. Er musterte die Treppe und sah droben auf dem Deck den Schatten der Frau. Sie hielt mit ihren Armen den Körper des Mannes umschlungen, der offenbar am Steuer der Jacht stand.
    Voller Zorn stürmte Sardon die Treppe hinauf, rannte zwischen den Beinen der Arkonidin hindurch, versetzte ihr einen gehörigen Rempler gegen den Knöchel ihres rechten Fußes, hörte ihren schrillen Entsetzensschrei und hüpfte im nächsten Atemzug auf den Picknickkorb, auf dem er in der Art einer fetten Kröte sitzen blieb. Er streckte sein langes Gesicht in die Luft und bleckte sein Pflanzenfressergebiß. Seine Augen funkelten drohend und schienen die beiden Arkoniden zu verschlingen. Der Mann fuhr herum und starrte ihn an. Die Frau war wie gelähmt oder hypnotisiert. Sardon bleckte das Gebiß noch stärker und bekam beinahe Zahnfleischbluten dabei.
    Er hoffte, daß die beiden nur auf die Drohgebärde achteten und ihre Phantasie ihnen die spitzen Zähne eines Raubtiers vorgaukelte oder so ähnlich.
    Die Hypnose wirkte wider Erwarten. Die Frau riß sich los, stürmte zur Reling und hechtete in das Wasser. „Duracys!" schrie der Mann hinter ihr her. Er ließ das Steuer los und stürmte ihr nach. „Komm sofort zurück!"
    Die Arkonidin hatte sich bereits etliche Meter vom Schiff entfernt. Sie warf die Arme in die Luft. „Die Kräfte verlassen mich!" schrie sie.
    Sardon schluckte und beobachtete entgeistert, wie der Mann sich in Hose und Hemd über Bord warf. Bei diesem Klang der Frauenstimme hätte Sardon es nie getan, denn Duracys log, daß sich sogar die Metallstreben der Jacht bogen. Sein Körper zuckte zusammen. Urplötzlich erkannte er seine Chance. Er hüpfte an das Steuerrad, fiel von schräg oben gegen den Geschwindigkeitshebel und drückte ihn ganz nach unten. Zum zweitenmal machte das Schiff einen Satz nach vorn, und diesmal war es das Pärchen, das einen Schrei ausstieß.
    Sardon aber kurbelte am Steuer und riß die Jacht herum, jagte sie mit Vollgas durch die Kurve und dem Ufer entgegen. Woldemer erhob ein wüstes Geschrei, und Dracys schimpfte in einem fort und versuchte, ihren Geliebten unter Wasser zu drücken. „Du Unhold!" schrie sie ihn an. „Du Versager. Wie sollen wir den Schaden bezahlen, wenn eine Ratte unser Schiff vernichtet?"
    Der Ulupho grummelte etwas vor sich hin. Der Lärm des Motors übertönte inzwischen alles andere, und die beiden gerieten außer Sichtweite. Hastig verließ er das Steuer und blickte ihnen nach. Sie konnten beide ausgezeichnet schwimmen und hatten mit Sicherheit keine Probleme, ans Ufer zurückzugelangen. „Alles in Ordnung", erkannte der Spion aus der Ferne und eilte zum Bug der Jacht. Er genoß den Anblick der rasend schnell auf ihn

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