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1544 - Roulette der Auserwählten

Titel: 1544 - Roulette der Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Welt mußte der Attavenno auf seine farbenfrohen Gewänder verzichten. Erdbraune bis schmutziggraue Kittel und hohe, bis zum ersten Beingelenk reichende Stiefel waren dort üblich.
    Gucky hatte es sich nicht nehmen lassen, die Sonderausrüstung seines kleinen Freundes zu überprüfen. Er mußte auf alles gefaßt sein.
    Der Attavenno zählte nicht zu den Lebewesen, die sich im Notfall mit Härte und Entschlossenheit verteidigen konnten. Man mußte ihn anderweitig gegen Gefahren absichern.
    Gucky war zusammen mit Beodu an dem Ort materialisiert, wo er ihn auch wieder abholen wollte.
    Die dichtbewachsene Landzunge umschloß den Fischereihafen zur Hälfte. Weit draußen waren die Umrisse der Insel zu erkennen, auf der die Springersippe residierte.
     
    *
     
    Beodu war zur Insel der Springer hinübergeflogen. Sein Mikro-Aggregat erzeugte kaum verräterische Emissionen.
    Selbst wenn sie es getan hätten, wäre er vor einer Ortung und eventuellen Verfolgung sicher gewesen, denn seit Ankunft der HARMONIE über dem Planeten Xamandor schien dort die letzte Phase eines Ereignisses angebrochen zu sein, dessen Auswirkungen er nicht abschätzen konnte.
    Ihm war, als hätten unbekannte Mächte nur auf diesen Moment gewartet.
    Die üblichen Vorsichtsmaßnahmen der Springersippe waren von einem Moment zum anderen gegenstandslos geworden.
    Die Überwachungssysteme, von denen die Küsten und der Luftraum der großen Insel Antera Vucin normalerweise abgesichert wurden, waren plötzlich außer Betrieb.
    Weshalb das so war, erkannte der Attavenno sofort nach seiner Ankunft auf dem Eiland.
    Die dem Palastkomplex vorgelagerte Überwachungszentrale war mit allen komplexen Einrichtungen explodiert.
    Die Stromversorgung zum benachbarten Kuppelbau, in dem man den Gravitrafspeicher mitsamt den Aggregaten des Hypertropzapfers untergebracht hatte, funktionierte nur noch spärlich.
    Auch dort hatte es Explosionen gegeben.
    Beodu brauchte kaum eine Stunde, um die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden zu enträtseln. Überall auf der Insel irrten vennische Diener umher, die plötzlich nicht mehr wußten, wem sie nun gehorchen sollten.
    Das Wort des Patriarchen, Symbol der totalen Macht, war für die Dienerschaft nach wie vor oberstes Gebot.
    Dennoch wurden sie von den Mitgliedern der Mestroch-Sippe plötzlich angehalten, die Anweisungen des Chefs nicht mehr zu befolgen, denn dieser sei plötzlich sehr krank geworden und nicht mehr zurechnungsfähig.
    Näheres hatte der Attavenno aus den Funksprüchen nicht erfahren können, aber er dachte sich seinen Teil, als etwa zweihundert Meter vor seinem Versteck eine gewaltige Explosion erfolgte.
    Er sah den grellen Blitz direkt unter der Hängebrücke aufzucken, die das Areal der äußeren Palasthöfe mit der jenseits einer tiefen Felsschlucht liegenden Verladestation für sperrige Güter verband.
    Der hintere Gitterturm der Brücke zerbarst, und die auf ihm verankerten Tragekabel gaben nach.
    Die Brücke schwankte für einen Augenblick, stürzte in mehreren Bruchstücken in die Tiefe und schlug mit Donnergetöse auf den Felsen auf.
    Beodu duckte sich hinter die Einfassungsmauer, um von der Druckwelle nicht erfaßt zu werden.
    Die Springer waren dabei, ihre unter großen Mühen und Kosten erbauten Anlagen zu zerstören.
    Alle Springer? dachte Beodu beunruhigt.
    Er erinnerte sich an Guckys Lauschergebnisse. Hing das etwa mit dem sogenannten Peacemaker zusammen?
    War der Patriarch nun ebenfalls so weit, daß er die Kontrolle über sich verloren hatte?
    Wenn dem so war, so ging er wesentlich massiver vor, als die Waffenbesitzer vor ihm.
    Jemand schien bemüht zu sein, die Abwehranlagen des Palastkomplexes auszuschalten und sogar die Wegverbindungen zu strategisch wichtigen Punkten zu unterbrechen.
    Einige Luftgleiter heulten über seine Deckung hinweg.
    Weiter drüben, in der Nähe einer ausgedehnten, zur Seeseite hin ausgerichteten Terrassenanlage, begannen die Maschinen zu kreisen.
    Lautsprecherdurchsagen wurden vernehmbar. Jemand schrie mit sich überschlagender Stimme Worte, die Beodu nicht verstehen konnte.
    Zugleich wurde auf einer der Terrassen Feuerschein erkennbar. Ein flammenspeiender Körper zuckte in den Himmel, traf einen der Luftgleiter und explodierte.
    Von der Maschine blieben nur nachglühende Trümmer übrig.
    Da fühlte der Attavenno, daß er nirgends vor einer Entdeckung sicherer war, als auf dieser Insel.
    Hier war das Chaos ausgebrochen. Überall waren hastende Springer zu sehen.

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