1547 - Sabotage auf Terra
zwischen die Kugel und den Simulator hielt, spürte er das energetische Feld, das sich zwischen den beiden Gegenständen aufgebaut hatte.
Das also war es. Deshalb hatte der Simulator trotz der Zeitschaltuhr nicht mehr funktioniert. Die Kugel störte seine Funktion, und Myles wußte das. Er hatte sie selbst installiert und sicher noch mehr. Übergangslos war der Saboteur sich bewußt, daß er in eine Falle gelaufen war. Er hätte nie mehr hierherkommen dürfen, wenn er seine Identität hätte geheimhalten wollen.
Jetzt war es zu spät. Es blieb nur noch, die Zeit zu nutzen und so schnell wie möglich alle Spuren zu verwischen. Noch gab es keine optische Aufnahme von ihm, mit deren Hilfe er hätte identifiziert werden können. Der Syntron glaubte noch immer, daß sich Myles Kantor in dem Raum aufhielt, und wenn das Gerät mit dem Zentrallabor kommunizierte und feststellte, daß Kantor dort zugegen war, würde es mit der Überprüfung der beiden Aufenthalte beginnen. Bis dahin mußte er den Steuerraum wieder verlassen haben.
Mit fahrigen Händen tastete er nach den winzigen Magnetflächen, die den Simulator auf der Stelle hielten. Die Finger zogen und zerrten, und er erkannte, daß sich der Simulator nicht mehr aus seiner Halterung lösen ließ.
Nicht mehr, solange diese Kugel existierte. Von einem Augenblick auf den anderen wurde sie für ihn zum Inbegriff alles Hinderlichen, zum Inbegriff eines Geistes, der über alle anderen Menschen triumphierte.
Erneut kroch dieser unbändige Haß auf den anderen in ihm hoch, der ihn alles andere vergessen ließ. Sein Blick trübte sich, er hieb mit der Faust gegen die Kugel, die ebenso unbeweglich saß wie sein eigenes Gerät. „Du Schwein", ächzte er kaum hörbar, und im gleichen Moment vernahm er die andere Stimme, die, die er sosehr haßte, daß sie ihn an den Rand des Wahnsinns trieb. „Hallo!" sagte sie. Einfach „Hallo"!
Er fuhr aus dem Gerät heraus und richtete sich auf.
*
„Das hast du dir nicht gedacht, wie?"
Er schrie, ohne es zu bemerken. Seine Augen ruhten geweitet auf dem schwächlich erscheinenden Myles Kantor. „Nein. Doch das ist unerheblich. Warum tust du so etwas? Wieso versuchst du, die Arbeit des ganzen Teams zu vernichten, dem du selbst angehörst, Njels?"
Njels Bohannon lachte, und seine Stimme überschlug sich dabei. Myles Kantor wich ein wenig vor ihm zurück und musterte ihn von oben bis unten. Die Anzeichen waren überdeutlich. Bohannon war ein Hysteriker, und er hatte diese Eigenschaft bisher gut zu verbergen gewußt. „Weil es mir so paßt!" rief er laut. „Es paßt mir in den Kram, verstehst du? Ich habe nichts mit deiner blöden Forschungswut zu tun. Ich bin nicht bescheuert. Ich bin ein normaler Mensch!"
„Im Gegensatz zu mir, meinst du wohl!"
„Du bist der Oberklugscheißer, der alles besser weiß und besser kann. Ja, dich hätscheln sie alle.
So ein Schwachsinn. Du bist ebenso wenig ein normaler Mensch wie all diese Kreaturen!"
Myles erkannte, daß Bohannon die Kontrolle über sich zu verlieren begann. Aus seinem Gesicht sprach offener Haß, es war, als habe der Hyperphysiker sein bisheriges Leben lang alle Probleme in sich hineingefressen, und die psychischen Belastungen traten jetzt mit einem Schlag zutage. „Ich rede von den Unsterblichen, die ohne ihre Zellaktivatoren herumlaufen. Wieso sollen sie sie zurückerhalten, he?" kreischte Bohannon. „Was soll das? Ist die normale Lebenserwartung eines Menschen nicht hoch genug? Weißt du von der Petition? Sicher hast du davon gehört. Dir entgeht rein gar nichts. Du weißt alles und kannst alles!"
„Schluß, Njels!" Myles erhob seine Stimme. „Du weißt so gut wie ich, daß das nicht stimmt. Du lügst schamlos, wenn du es sagst!"
„So?" Bohannon streckte ihm eine Faust entgegen. „Behaupte es. Geh hin und behaupte, daß ich ein Lügner sei. Du bist der hinterhältige, widerliche Kerl, der die Lorbeeren für Verdienste einheimst, die andere sich erworben haben. Oja, ich blicke durch. Rhodan hat dich persönlich beauftragt, dieses Team zu leiten, nicht wahr? Ihm hast du das alles zu verdanken. Du bist sein Schützling. Das ist widerlich. Er ist auch nur einer von denen, die sich auf Kosten der Menschheit ein langes Leben angeeignet haben. Merke dir eins: Die Zeit für die ZA-Träger ist abgelaufen, kapiert? Sie bekommen nie mehr ein lebensverlängerndes Ei. Und das ist gut so.
Dafür kämpfe ich. Das ist der Grund, warum ich zum Saboteur geworden bin!"
Myles
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