1547 - Sabotage auf Terra
ihres Sohnes war, daß sie mit ihrer Arbeit keinen Erfolg mehr hatten. Der Gedanke an den Saboteur ließ sie ihren Schritt beschleunigen. Fünf Minuten benötigte sie, um die Brücke hinter sich zu bringen, dann befand sie sich in den hydrochemischen Labors und erkundigte sich nach dem Aufenthalt des Assistenten. Zwei weitere Minuten dauerte es, dann stand sie Gaylord Exepuis gegenüber und bat ihn, sich mit ihr in einer der Sitzgruppen niederzulassen. Exepuis sah sie unablässig an, sein Gesicht war eine einzige Frage. „Ja", seufzte Enza, „du errätst es. Es hat natürlich mit der Gruppe zu tun, die sich Oktober ‘69 nennt."
„Aber du weißt doch, daß ich nicht direkt zu der Gruppe gehöre!"
„Ja. Aber du weißt, wer dahintersteckt. Nenne mir Namen!"
„Du hast keine Veranlassung, mir einen solchen Vorschlag zu machen!"
Seine Stimme klang nicht mehr ganz so sicher wie zuvor. „Du weißt nichts, rein gar nichts", sagte sie leise. Dann berichtete sie, was im Waringer-Building vorgefallen war, daß ein Saboteur sein Unwesen trieb und es nicht ausgeschlossen war, daß er es nicht beim bloßen Versuch belassen würde, die Daten und Untersuchungsergebnisse zu vernichten. „Er müßte längst bemerkt haben, daß man ihm auf die Schliche gekommen ist. Aber statt sich aus dem Staub zu machen, wird er aggressiver", sagte sie. „Wenn er erkennt, daß sein Vorhaben unmöglich geworden ist, weil Myles eine Sicherung eingebaut hat, was wird er dann tun, Gaylord?"
Exepuis hatte Mühe, sich in der Gewalt zu behalten. Er schluckte krampfhaft und grub die Finger in die Lehnen seines Sessels. „Ich weiß es nicht", ächzte er. Enza mußte keine Psychologin sein, um zu erkennen, daß sie seine innere Abwehr bereits zu einem Teil überwunden hatte. „Was ich brauche, ist der Name. Du mußt mir die Möglichkeit geben, meinen Sohn und alle anderen Mitglieder des Teams zu schützen. Aber dazu benötige ich ein Psychogramm des Saboteurs, egal ob männlich oder weiblich. Kannst du mir nicht helfen, Gaylord?"
Auf der Stirn des Terraners hatte sich Schweiß gebildet. Seine Lippen bebten, er kämpfte mit sich. „Niemand will, daß etwas Schlimmes geschieht. Der Kontakt wurde zunächst über Terwela Grodenor hergestellt und aufrechterhalten", murmelte er. „Aber dann kam Terwela bei diesem Gleiterunfall ums Leben, und jetzt scheint niemand so recht zu wissen, was mit ihm los ist. Er weiß, daß sie nicht mehr lebt. Peterez ist sein Kontaktmann. Frage ihn. Er kann sich ein Bild über ihn machen!"
„Das genügt mir nicht, wenn du mich von einem zum anderen schickst!" Enza sprang auf und hielt ihm eine Faust vor das Gesicht. „Es ist deine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, ein Verbrechen zu verhindern, wenn du es kannst. Keiner von euch kann sich von Schuld freisprechen, wenn wirklich etwas geschieht und ein Mensch zu Schaden kommt!"
Gaylord Exepuis nickte. „Was willst du genau wissen?" Seine Stimme klang heiser. „Den Namen!" zischte Enza Mansoor. „Sage mir den Namen des Saboteurs!"
Gaylord Exepuis wischte sich über das Gesicht und nannte ihn
9.
Myles zuckte zusammen. Auf seiner Brust begann es zu vibrieren.
Der Melder hatte sich aktiviert. Es war soweit.
Ohne Zeichen sichtbarer Hast entfernte er sich von dem Platz, an dem er gerade stand, schritt an drei seiner Mitarbeiter vorbei zu Kallia. Sie lächelte ihn an, und er spürte ihren Blick in seinem Rücken, bis er die Tür erreicht hatte und hinaus in den Korridor trat. Die Tür glitt hinter ihm zu, und Myles legte die gespielte Ruhe übergangslos ab. Er rannte den Korridor entlang, atmete gleichmäßig und tief und achtete darauf, daß er kein überflüssiges Geräusch erzeugte.
Noch immer vibrierte der Melder auf seiner Brust und zeigte ihm, daß die Falle zugeschnappt war. Jemand befand sich im Steuerraum, jemand, der genau wußte, was er dort zu suchen hatte.
Die Tür tauchte in seinem Blickfeld auf, und er verlangsamte sein Tempo und schritt dann gemächlich auf die Tür zu. Er entdeckte die winzige Folie auf dem Wärmefeld des Öffnungskontakts. Er berührte sie und rieb mit Daumen und Zeigefinger über ihre Oberfläche. Es handelte sich um eine dünne, weiche Folie, und er ahnte, was sie enthielt, nämlich ein exaktes Abbild seiner Fingerabdrücke und seiner Wärmestruktur, möglicherweise sogar ein ideal gefälschtes Zellstrukturprogramm, mit dem der Automat offensichtlich getäuscht werden sollte.
Vorsichtig löste Myles Kantor die Folie
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