1548 - Höllensturz
gegen die Schatten gekämpft und zudem Kathys Gesicht innerhalb der Schatten gesehen hatte.
Er sprach sie an und holte zugleich seine Dämonenpeitsche hervor.
Mir war klar, dass er Kathy testen wollte, aber er hielt sich noch mit einem Schlag zurück.
»Weißt du, wo die Schatten sind?«
Kathy zuckte zusammen, als sie die Worte hörte. Mehr geschah nicht mit ihr.
»Sind sie weg?«
Kopf schütteln. Nur sehr kurz, aber prägnant. So hatte sie uns beiden eine Antwort gegeben.
Suko unterbrach die Stille mit seiner nächsten Frage. »Dann sind sie auch nah.«
Jetzt nickte sie und fing zugleich an, sich unruhig zu bewegen.
Suko schien mit seinen Fragen etwas in ihr aufgewühlt zu haben, das ihr selbst nicht gut tat.
Sie hob die Schultern an. Dabei bewegte sie ihren Kopf mal nach rechts, dann wieder nach links. Schnelle Atemstöße zischten aus ihrem Mund, und ihre Augenfarbe veränderte sich.
Suko und ich staunten beide, als wir in ihre schwarzen Pupillen schauten.
»Das ist der Beweis, John!«
»Okay, tu, was du tun musst!«
»Das«, sagte Suko und schlug gezielt zu…
***
Vielleicht tat es auch ihm in der Seele weh, ebenso wie mir, aber es hatte keine andere Möglichkeit gegeben. Er hatte zuschlagen müssen, denn Kathy Hamilton war nicht mehr sie selbst.
Sie wankte zurück. Dabei entfloh ein erbärmlich klingender Laut ihrem Mund. Sie riss die Arme hoch und schlug um sich. Auch ihre Lippen schlossen sich nicht wieder, und zwischen ihnen huschte der erste Schatten hervor.
Ein zuckendes Gebilde tanzte vor unseren Augen, in das Suko noch mal hineinschlug.
Sekunden später kämpfte er gegen die Schatten.
Kathy hatte es nicht mehr auf den Beinen gehalten. Sie lag rücklings am Boden, während die Schatten wie zuckende Fledermäuse vor unseren Augen tanzten und durch die Magie der Peitsche vernichtet wurden.
Es zerriss sie, und als es sie zerrissen hatte, da lösten sie sich auf.
Nichts blieb mehr von ihnen zurück. Es waren auch keine Schreie oder irgendwelche anderen Laute zu hören. Die Schatten vergingen und kehrten nicht wieder zurück. Sie würden nichts anderes mehr sein als eine böse Erinnerung.
Erst jetzt war das Relief wieder so weit hergestellt, dass sich ihm jeder gefahrlos nähern konnte.
Während Suko die Peitsche sinken ließ, ging ich neben Kathy in die Knie. Sie war auf den Rücken gefallen, und ich schaute in das wachsbleiche Gesicht einer Toten.
War sie wirklich tot?
Ich fühlte nach.
Die Aorta schlug nicht mehr, und als ich in ihre Augen blickte, die die Schwärze verloren hatten, da erkannte ich den Blick ohne Glanz, wie man ihn nur von einem Toten kennt.
Ich schloss ihr die Augen und richtete mich auf.
Suko hatte meine Bewegungen beobachtet und fragte: »Ist sie…«
Ich ließ ihn nicht zu Ende sprechen.
»Ja, Suko, sie ist tot. Es war zu viel für sie.«
»Das habe ich nicht gewollt«, flüsterte er und schluckte.
»Es wäre sowieso kein normales Leben mehr für sie gewesen. Die Seelen der Toten haben sie sich als Heimat ausgesucht. Wer weiß, wie ihr Schicksal ausgesehen hätte. Jedenfalls haben der Professor und sie das atlantische Geheimnis mit ins Grab genommen.«
»Ist das ein Trost, John?«
»Höchstens ein kleiner, nicht mehr.«
Suko stimmte mir mit einem Nicken zu. Dann drehte er sich um und ging nach draußen.
Er musste jetzt einfach für eine Weile allein sein.
Das wäre bei mir nicht anders gewesen, und ich wollte ihn dabei nicht stören…
ENDE
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