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1548 - Orbit im Nichts

Titel: 1548 - Orbit im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schon von Kind auf hattest, sind immer noch vorhanden. Aber was die Restitution anbelangt, bist du in akzeptabler Verfassung. Es besteht kein Anlaß, die Behandlung weiter hinauszuzögern."
    „Wie lange wird sie dauern?" wollte Myles Kantor wissen. „Acht bis zehn Tage", antwortete Midmays. „Danach drei Tage im Regenerationstank, und es wird dich keiner mehr vom ursprünglichen Myles Kantor unterscheiden können."
    „Du willst mir neue Beine anhängen, nicht wahr?"
    „Es gibt Worte, die die Prozedur präziser und weniger pimitiv beschreiben", sagte Sedge Midmays.
    Ein feines Lächeln erschien auf Myles Kantors Gesicht. „Du sagst, es besteht kein Anlaß, mit der Restitution noch zu warten. Ich kann dir aber gleich zwei Anlässe nennen."
    „Oh ...?"
    „Erstens: Ich arbeite an einem wichtigen Projekt, das ich nicht einfach für die Dauer von zehn oder mehr Tagen unterbrechen kann."
    „Du hast Mitarbeiter, auf die du dich verlassen kannst ..."
    „Du hast den zweiten Anlaß noch nicht gehört", fiel ihm Myles Kantor ins Wort. „Der wäre?"
    „Ich habe mich entschlossen, auf die Restitution zu verzichten."
    Da verschlug es Sedge Midmays, der sonst um Worte nicht verlegen war, den Atem. Er stemmte die Arme auf die Lehnen des Sessels und starrte Myles entgeistert an. „Du ... du willst ein Krüppel bleiben?" brachte er schließlich hervor. „Verzeih die grobe Ausdrucksweise. Es ist mir nur eben so herausgerutscht."
    Myles Kantor winkte ab. Er lächelte immer noch. „Es macht mir nichts aus", sagte er. „Ja, ich will ein Krüppel bleiben, wenigstens vorerst. Wie es später weitergeht, werden wir sehen."
    „Ich nehme an, du hast deine guten Gründe", forschte Midmays. „Keine, die logischer Analyse standhielten", antwortete Myles. „Meine Gründe sind emotionaler Natur. Ich fühle mich wohler, seit Njels Bohannon mich zum Krüppel geschossen hat. Kommt dir unglaublich vor? Ich habe das Gefühl, mit einem Teil meines Körpers auch einen großen Teil meiner physischen Probleme verloren zu haben. Du weißt, daß ich unter Schwächeanfällen litt. Es gibt sie auch heute noch, aber sie sind wesentlich weniger intensiv als die Anfälle, mit denen ich mich früher herumschlagen mußte. Du kennst mein Problem mit dem LeukozytenÜberschuß. Es ist längst nicht mehr so akut wie vor meinem ... meinem Unfall.
    Glaub’ mir’s oder glaub’ mir’s nicht: Ich fühle mich besser als je zuvor. Ich habe keinen Anlaß mehr, bei jeder Bewegung, bei jedem Gedanken in mich hineinzuhorchen, um zu erfahren, ob da drinnen etwas rebelliert. Ich kann mich unbesorgt meiner Arbeit widmen, und das ist in diesen Tagen wichtiger als alles andere. Du weißt, was davon abhängt, daß wir Wanderer und ES wiederfinden."
    Sedge Midmays nickte. „Ich weiß es. Und ich verstehe deine Gründe. Vielleicht ist es besser so. Die Resitution läuft dir nicht davon."
    Er stand auf. Myles Kantor reichte ihm die Hand. „Ich danke dir, daß du gekommen bist. Und dafür, daß du mir meine Ideen nicht auszureden versuchst."
    Er sah dem Mediker nach, bis die Tür sich hinter ihm schloß. Midmays war auf die Mitarbeiter zu sprechen gekommen, die das Projekt weiterführen könnten, während er, Myles, sich in Behandlung befand.
    Er hatte Mitarbeiter, die die fachliche Qualifikation besaßen, das Vorhaben auch in seiner Abwesenheit voranzutreiben. Nur, ob er sich auf sie verlassen konnte, wie der Mediker sich ausgedrückt hatte, dessen war er mit einemmal nicht mehr ganz sicher.
     
    *
     
    Nachdenklich und ohne sonderlichem Appetit verzehrte Myles Kantor den Imbiß, den ein kleiner, linsenförmiger Schweberoboter auf einem Tischchen aus Formenergie abgesetzt hatte.
    Es wurde Zeit, daß er sich endlich an die Arbeit machte. Kurz nachdem er von Njels Bohannon lebensgefährlich verletzt worden war, als er auf der Antigrav-Trage lag, die ihn ins Medozentrum bugsierte, hatte er seiner Mutter zugeflüstert: „Ich glaube, ich habe die Lösung." Niemand außer Enza Mansoor hatte seine Worte gehört, und von Enza wußte er, daß sie sie nicht weitergesagt hatte. Dafür war er ihr dankbar. Denn es waren ihm seitdem Zweifel gekommen, ob es eine ausreichende Rechtfertigung für seinen impulsiv geäußerten Optimismus gab. Gewiß, er glaubte noch immer, die Lösung zu haben - oder wenigstens den Weg, den er einzuschlagen hatte, um zu einer Lösung zu gelangen. Aber je länger er an dem Problem der Bahnbestimmung des Kunstplaneten Wanderer arbeitete, desto

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