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1548 - Orbit im Nichts

Titel: 1548 - Orbit im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den „Peacemaker" Colt, im molekularen und atomaren Bereich nach den Spuren einer aufgeprägten, von Null verschiedenen Strangeness untersucht. Er hatte tatsächlich Strangeness-Werte gefunden, die größer als Null waren. Aber die Abweichungen waren wahllos. Es ließ sich in ihnen kein Muster erkennen, und Myles Kantor hatte schließlich eingesehen, daß es ihm auf diese Weise nicht gelingen würde, Wanderer zu finden.
    Man wußte inzwischen - zumindest auf theoretischer Basis -, wie die Dinge wirklich lagen. Es war nicht ein Wanderer, der zwischen verschiedenen Realitätsebenen hin und her sprang. Es gab tatsächlich eine Reihe benachbarter Wirklichkeitsniveaus, von denen jedes seinen eigenen Wanderer enthielt. Es gab einen echten Wanderer, der sich ständig in der aktuellen Wirklichkeit aufhielt, wenn auch nicht immer dort, wo er mit den Mitteln der galaktischen Technik erfaßt oder sichtbar gemacht werden konnte. Es gab aber neben diesem einen echten Wanderer noch ein ganze Reihe Fiktivwelten, die in vielerlei Hinsicht so ähnlich aussahen wie der echte Wanderer, sich ähnlich verhielten, aber eben nicht die echte Residenz der Superintelligenz ES waren.
    Die Spur, die Myles Kantor anhand der Strangeness der Fundobjekte hatte verfolgen wollen, war also im Sand verlaufen. Mit um so größerem Eifer hatte er an der Vervollkommnung des ALGOMYLES gearbeitet.
    Mittlerweile war er der Überzeugung, daß sich an dem Algorithmus nichts mehr verbessern ließ.
    Was ihm fehlte, waren Daten, nicht irgendwelche Daten, sondern solche, die mit ganz bestimmten Eigenschaften ausgestattet waren.
    Zum Beispiel, dachte Myles, könnte es sich um Wanderer-Beobachtungen handeln, die von einem anderen Ort aus gemacht wurden.
    Der Gedanke faszinierte ihn. Wenn seine Überlegung richtig war, dann hatte er es mit einem Problem zu tun, dem die archaische Geodäsie - allerdings im dreidimensionalen Raum - chon vor Jahrtausenden begegnet war und das sie mit der Methode der Triangulation gelöst hatte. Der Vergleich hinkte ein wenig. Das, wonach Myles Kantor suchte, war nicht eine bloße Ausweitung der Triangulation auf das fünfdimensionale Kontinuum.
    Es kamen zahlreiche Komplikationen hinzu, und falls Myles diesen Lösungsweg tatsächlich verfolgen wollte, stand ihm ein mathematisches Problem erster Güte ins Haus. Aber der Vergleich war ihm bei aller Unzulänglichkeit sympathisch. Er machte die Sache ein wenig anschaulicher.
    Er hätte seiner neuesten Idee wohl noch ein paar Minuten länger nachgehangen und vielleicht auch Verbindungen mit dem Multisyntron aufgenommen, um ihm eine probeweise Formulierung des Problems vorzulegen. Aber er wurde gestört. Der Servo meldete sich. „Es ist eine Sendung für dich abgegeben worden", sagte er. „Eine Sendung?" wunderte sich Myles Kantor. „Was für eine Sendung?"
    „Es scheint sich um geschriebenes oder gedrucktes Material zu handeln", erklärte der Servo. „Es befindet sich in einem quaderförmigen Behältnis mit den Abmessungen zwanzig mal fünfunddreißig mal fünf Zentimeter.
    Das Behältnis wurde analysiert. Die Sendung ist ungefährlich."
    Myles Kantor staunte immer noch. Wer bediente sich heutzutage noch der physischen Informationsvermittlung? Denn nur um Informationen konnte es sich handeln. Geschriebenes oder Gedrucktes, was hätte es anderes sein sollen? „Gibt es einen Absender?" fragte er. „Staatliche Justizadministration", kam die Antwort. „Ein Individuum als Absender ist nicht genannt."
    Da begann Myles Kantor sich zu erinnern. Es war noch keine zwei Stunden her, da hatte er die Nachrichtensendung gesehen, die von der Verhandlung gegen Njels Bohannon berichtete. „Ein Schreiben ...", hatte Bohannon in seinem Schlußwort gesagt, „... ist an dich unterwegs."
    „Man soll mir die Sendung bringen", trug Myles dem Servo auf. „Bestelle außerdem Kallia, Deri und Konsella zu mir."
    „Verstanden und Ausführung eingeleitet", er klärte der Servo.
     
    *
     
    Sie hatten drei Stuhl im Halbkreis aufgestellt und saßen ihm gegenüber.
    Er musterte sie der Reihe nach. Kallia Nedrun: hübsch, um eine Spur zu füllig, als daß sie jemals Vorlage für eine der computergenerierten, sogenannten idealen Frauengestalten hätte sein können, dabei Wärme ausstrahlend und von einer Aura umgeben, deren Anziehung Myles sich gar zu gern hingegeben hätte.
    Derivoor Ken, genannte Deri, weit über zwei Meter groß, hager und schlaksig, der geborene Tolpatsch mit Schuhgröße 49. Ken war von

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