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1548 - Orbit im Nichts

Titel: 1548 - Orbit im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nächsten Nachmittag wieder auf dem Posten sein.
     
    *
     
    „Syntrosim 1200?" fragte Myles Kantor verwundert.
    Kallia nickte. Durch das große Fenster an der Ostseite des Raumes schien die helle Morgensonne.
    Das Chronometer zeigte den 17. November 1171. Myles bezeichnete sich als völlig wiederhergestellt und ließ keine Zweifel daran, daß er von nun an die Leitung des Projekts wieder fest in der Hand hatte. „Ein privates Rechenzentrum", erklärte Kallia. „Was unsere Arbeit nicht eben erleichtert", sagte Myles mißmutig. „Du sagst es."
    „Was ist geschehen?"
    „Am Morgen des vierzehnten November stürzte der Zentralcomputer von Syntrosim ab wie ein Pelikan, dem man beide Flügel abgeschossen hat", erläuterte Kallia. „Die Symptome sind charakteristisch. Ich sage dir: Das waren die Widerhaken, die wir in der Nacht zuvor in die Software des Saboteurs gebaut haben!"
    Myles lächelte. „Um so besser. Jetzt geht es nur noch darum herauszufinden, in wessen Bereich die entsprechende Anwendung gelaufen ist. Keine leichte Aufgabe, wie ich vermute."
    „Es handelt sich, wie schon bemerkt, um eine private Installation. Dort sind die Datenschutzvorschriften - wenn das überhaupt möglich ist - noch einschneidender als in öffentlichrechtlichen Rechenzentren. Ich habe bis jetzt mit meinen Nachforschungen keinen Erfolg gehabt. Wo auch immer ich meine Fragen anzubringen versuche, renne ich gegen Mauern."
    „Hast du schon mal daran gedacht, einen professionellen Informationssucher zu beschäftigten?" erkundigte sich Myles. „Mehrmals", seufzte Kallia Nedrun. „Und bin von der Idee immer, wiederzurückgeschreckt. UBI ES ist ein seriöses Unterfangen. Es arbeitet nicht mit Privatdetektiven."
    Myles Kantor breitete die Arme aus. „Prinzipien sind eine feine Sache, solange sie einem weiterhelfen", rief er mit dem Pathos eines Redners, der eine neue Philosophie unter die Leute bringen will. „Tun sie das nicht mehr, muß man sie über Bord werfen."
    Kallia war ernst geblieben. „Du weißt ganz genau, Myles, daß wir es hier mit einem noch viel ernsteren Problem zu tun haben."
    „Nämlich?"
    „Einer im Projektteam versucht, unsere Arbeit zu sabotieren. Der Unbekannte, der von Syntrosim aus in unser System eingedrungen ist, muß fachmännische Hilfe gehabt haben. Niemand macht sich an unseren Multisyntron heran und knackt durch einfaches Herumprobieren unsere Sicherheitskodes. Da war einer mit dran, der den Multisyntron genau kennt und weiß, wie man die Sicherheitsvorkehrungen umgehen kann. Wir haben Njels Bohannon entlarvt und unschädlich gemacht. Aber irgendwo steckt noch ein zweiter Oktobrist!"
    „Ich weiß", sagte Myles Kantor langsam und nachdenklich. „Es gibt so vieles, was auf andere Weise nicht erklärt werden kann. Nimm unseren Besuch in Bohannons Haus. Bohannon hatte es auf mich abgesehen. Er wollte mich umbringen. Nur zu diesem Zweck gab er vor, er wolle mir seinen Nachlaß vermachen. Er handelte wohl vor allem aus privater Mißgunst und persönlicher Rachsucht. Entsprechendes wird in den Unterlagen zu lesen sein, die ich soeben anfertige.
    Wer hat den Zünder entschärft? Jemand, der von irgendwoher wußte, daß Bohannon mich mitsamt seinem Haus in die Luft jagen wollte. Aber warum meldet er sich nicht? Er hat mir das Leben gerettet.
    Ich möchte ihm wenigstens meinen Dank aussprechen können. Du und ich, wir wissen, warum er sich nicht meldet, nicht wahr?
    Ich müßte ihm Fragen stellen, und dann käme ans Tageslicht, daß er zum Oktober gehört."
    „Es könnte Derivoor Kenn gewesen sein", sagte Kallia. „Oder du", konterte Myles.
    Eine Sekunde lang war es still. Dann sprang Kallia auf. Ihre Augen funkelten und sprühten. Sie stemmte die Arme in die Seite, beugte den Oberkörper nach vorne, und dann ergoß sich eine Wortflut über den armen Myles Kantor, wie er sie in solcher Intensität und Lautstärke noch nie vernommen hatte. „Aja ni carcora suntil danameer! Aja ni sebtuna manam nikturu! Aja ni ..."
    Myles Kantor riß in komischer Verzweiflung die Arme in die Höhe und versuchte, dem Strom unverständlicher Laute zu wehren. Aber Kallia ließ sich nicht bremsen. Sie schrie eine geschlagene Minute lang auf ihn ein, bis ihr schließlich die Luft ausging. Da stand sie nun, immer noch mit zornblitzenden Augen, hörbar um Atem ringend. „Was für eine Sprache ist das?" fragte Myles Kantor ruhig. „Das geht dich nichts an!" fauchte sie.
    Das war eine von Kallias Eigenarten, die sich niemand so

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