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1548 - Orbit im Nichts

Titel: 1548 - Orbit im Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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recht erklären konnte: Wenn sie in heftige Erregung geriet, begann sie mitunter in einer Sprache zu sprechen, die niemand kannte. Kallia Nedrun behauptete, Terranerin zu sein, und ihre Papiere wiesen sie als solche aus. Aber die Sprache gehörte nicht zu denen, die auf Terra gesprochen wurden oder jemals gesprochen worden waren. Translatoren konnte mit Kallias Verbaleruptionen nichts anfangen, weil Kallia absolut unkooperativ war. Jede Frage nach ihrer geheimnisvollen Sprache beantwortete sie auf dieselbe Weise, wie sie soeben Myles Kantor abgekanzelt hatte.
    Dieser Ausbruch war der heftigste, den Myles je erlebt hatte. Offenbar hatte er Kallia mit seiner Bemerkung zutiefst getroffen. Er versuchte einzulenken. „Du mußt meine Lage verstehen", sagte er. „Ich bin für dieses Projekt verantwortlich. Meine Verantwortung wird von Tag zu Tag dringender; denn ich bin überzeugt, daß das letzte Zeichen, das ES uns gegeben hat - der ›Peacemaker‹-Colt -, daraufhinweist, daß die Superintelligenz sich in höchster Not befindet. Ich muß UBI ES vorantreiben, so rasch es nur geht.
    Aber da ist jemand, der mich hindern will. Aufgrund irgendeiner Ideologie ist er dagegen, daß ES wiedergefunden wird und die ehemaligen Aktivatorträger ihre Zellaktivatoren zurückerhalten. Ich verstehe die Ideologie nicht. Sie erscheint mir verschroben und schädlich. Der Jemand, von dem ich spreche, kann kein anderer sein als ein Mitglied der Vereinigung Oktober neunundsechzig. Er hat sich im Auftrag der Vereinigung in unser Projekt eingeschlichen. Das einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist dieses: Ich bin es nicht, der dem Oktober neunundsechzig angehört und sich hier heimlich eingedrängt hat. Was die anderen Mitglieder des Projektteams anbelangt, bin ich auf Vermutungen, Ahnungen und vor allen Dingen aufs Gefühl angewiesen."
    Kallia erwiderte seinen Blick. Sie hatte sich ebenso schnell wieder beruhigt, wie sie aufgebraust war. „Das hast du nicht ernst gemeint", hauchte sie. „Du weißt, daß du mir nicht gleichgültig bist, mußt es längst wissen. Umgekehrt spüre ich die Aufmerksamkeit, die du mir schenkst. Du weißt, daß ich niemals in der Lage wäre, dein Projekt zu sabotieren."
    Ihre Worte berührten ihn an einer empfindlichen Stelle. Sollte er zu ihr darüber sprechen, daß er sich nur deshalb noch so zurückhaltend benahm, weil er sie daran hindern wollte, daß sie ihre Zuneigung an einen Krüppel verschenkte? Nein, die Zeit drängte, in fünf oder sechs Stunden mußte er unterwegs sein.
    Auf seinem Gesicht erschien ein wehmütiges Grinsen. „Natürlich hast du recht", erwiderte er ebenso leise. „Ich habe dir von Anfang an vertraut, und daran hat sich nichts geändert. Aber irgendwie weiß ich nicht, wie ich es sagen soll, Kallia. Eines weiß ich jedoch mit Sicherheit. Auf meiner Liste der Verdächtigen stehst du an allerletzter Stelle."
    „Na, das ist wenigstens etwas", lächelte sie. „Deswegen führst du die Aufsicht über das Projekt, während ich unterwegs bin."
    „Wie bitte?"
    „Du hast nicht viel zu tun. Die Arbeit ruht, solange ich nicht hier bin. Wir können erst weitermachen, wenn ich die zusätzlichen Meßdaten vom Quintangulationspunkt gebracht habe. In der Zwischenzeit verkörperst du das gesamte Projektteam. Verstehst du?"
    „Nein." Das klang atemlos. „Kein Wort."
    „Jemand muß hierbleiben und aufpassen", sagte Myles. „Das ist ganz eindeutig deine Aufgabe."
    „Was geschieht mit dem Rest des Teams?" wollte Kallia wissen. „Ich nehme sie alle mit", antwortete Myles. „Ich kann sie nicht hierlassen. Die Daten, die wir bisher erarbeitet haben, und unsere gesamte Software sind zwar dutzendfach gesichert. Aber einer, der ausreichenden Sachverstand besitzt und entschlossen genug ist, kann doch ziemlich viel Unheil anrichten. Wir würden um Wochen zurückgeworfen. Das kann ich mir nicht leisten."
    Kallia Nedrun schüttelte den Kopf und machte eine fahrige Geste mit beiden Händen. „Das ist mir zuviel auf einmal", klagte sie. „Ich verstehe nur die Hälfte. Macht es dir etwas aus, mir die Sache ausführlich zu erklären?"
    „Gewiß nicht", sagte Myles Kantor.
    Er sprach und erklärte dreiviertel Stunden lang. Seine Theorie der Quintangulationspunkte hatte er Kallia früher schon einmal vorgetragen. Da konnte er sich kürzer fassen. Aber welches während seiner Abwesenheit ihre Aufgaben sein würden und wie er es anzustellen gedachte, um am Quintangulationspunkt die erforderlichen Daten zu

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