1548 - Orbit im Nichts
anging, einem SERUN in nichts nachstand.
Es war eine Stunde nach Mitternacht, als das Trio die östliche Begrenzung des Hochtals erreichte und an dunklen, mit dichter Vegetation bestandenen Berghängen in die Höhe glitt, um die Barriere zu überwinden, die die Hochebene von jenem wildzerklüfteten Bereich trennte, aus dem das energetische Streuecho kam. Die Luft war warm und mit Feuchtigkeit gesättigt. Schwere Wolkenfelder hatten sich über den Himmel gezogen; nur hier und da ließ sich ein einsamer Stern blicken. Aus den Wäldern, die unter den drei Terranern dahinglitten, drangen die fremdartigen Laute nächtlichen Getiers.
Der Reflex wurde deutlicher. Er ließ sich ohne Schwierigkeit als Wegweiser, als Leuchtfeuer benützen. Das Gelände wurde von Minute zu Minute unübersichtlicher. Die Tastung ermittelte einen tief eingeschnittenen Kessel, der ostwärts voraus lag und von einer lückenlosen Masse senkrecht aufragender Felsen eingeschlossen wurde. Aus dem Innern des Kessels kam das Streuemissionssignal. Die Felsmauer, die Myles Kantor und seine Begleiter zu überwinden hatten, ragten bis zu einer Höhe von 1800 Metern auf. Es war kühl, als sie in geringem Abstand über die scharfgeschnittenen Grate der Steinmauer hinwegglitten. „Seht euch das an!" ließ Derivoor Ken sich hören: „Ein Dreizackschiff!"
Myles Kantor sah dem Umriß, den der Taster auf die Sichtfläche des zur Hälfte geschlossenen Helmes projizierte. Deri hatte recht. Auf der Sohle des Kessels lag ein nakkisches Raumschiff. Es war energetisch tot; keinerlei energetische Strahlung ging von ihm aus. Die Streuemission ging von einem Punkt aus, der nicht mehr auf der freien Fläche der Kesselsohle, sondern im Innern der Felsmauer lag. Wahrscheinlich gab es dort unten eine Höhle, in der der Eigentümer des Dreizackschiffs sich zu schaffen machte.
Wann war der Nakk angekommen? Wahrscheinlich lange nach der DEAUVILLE. Er hatte ohne Zweifel unmittelbar nach der Landung mit der Tätigkeit begonnen, die die Fremdemission verursachte.
Das Dreizackschiff hatte Yling angeflogen und war gelandet, ohne von den Ortungsmechanismen der DEAUVILLE erfaßt worden zu sein. Das bedeutete, daß die Nakken die Methoden ihres Ortungsschutzes weiter verbessert hatten. Früher hätte ein nakkisches Fahrzeug wenigstens eine Phantom-Ortung ausgelöst, deren Ursache man mit dem Maxim-Orter hätte auf die Spur kommen können. Heute aber schlichen sie sich völlig unbemerkbar durchs All.
Myles war froh, daß er auf seine Ahnung gehört hatte. Konnte es ein Zufall sein, daß sich ein Nakk ausgerechnet auf der Welt eingefunden hatte, auf der das Projekt UBI ES die restlichen Daten einbringen wollte, die für die Bestimmung des Wanderer-Orbits gebraucht wurden? Die Nakken suchten seit über 50 000 Jahren nach der Superintelligenz. Man wußte nicht, welcher Methoden sie sich bedienten. Konnte es sein, daß sie auf dasselbe Problem gestoßen waren wie Myles Kantor? Daß auch ihre Suchtechnik des Beistands durch die Quintangulation bedurfte, um erfolgreich zu sein? „Wir gehen nach unten", entschied Myles. „Aber vorsichtig. Ich erwarte, dort einen Nakken zu finden, der über unser unerwartetes Auftauchen nicht gerade begeistert sein wird."
Sie schwebten langsam in die Tiefe. Das Innere des Kessels war bar jeglicher Vegetation. Die nächtlichen Tierlaute, die sie auf dem Weg hierher begleitet hatte, blieben hinter den kahlen, senkrechten Felswänden zurück. Es war gespenstisch still im finsteren Rund. Sie landeten in unmittelbarer Nähe des Dreizackschiffs.
Mittlerweile hatte die Tastung in der westlichen Begrenzung des Kessels einen größeren Hohlraum erkannt. Es gab keinen Zweifel mehr, daß das Streuecho aus dieser Höhle kam. Die Intensität der Fremdemission war in den vergangenen Minuten deutlich angewachsen. Was immer der Nakk vorhatte: Sein Experiment war offenbar in eine entscheidende Phase getreten.
Myles steuerte das Kantormobil langsam auf den Höhleneingang zu. Konsella und Derivoor waren neben ihm.
Die Mündung der Höhle hatte die Form eines Torbogens und war gut vier Meter hoch. Drinnen brannte Licht mit stetem grellweißen Glanz: Lumineszenzlampen.
Unter der Öffnung hielt Myles Kantor an. Das Bild, das sich ihm bot, war an Fremdartigkeit kaum zu überbieten. Exotische Gerätschaften waren über den Boden der Höhle verstreut. Sie waren so angeordnet, daß sich die Eckpunkte eines Zwölfecks zu markieren schienen. In der Mitte des Polygons, von
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