155 - Die toten Augen von St. Lamberti
mitten durch Coco hindurchging, weil sie nicht schnell genug gewesen war, Zakums magischer Sperre zu entfliehen.
Coco stürzte zu Boden.
Dorian sprang vor, in der Rechten den ausgezogenen Kommandostab. Er wollte ihn Zakum in die Brust bohren, doch der Dämon war so entsetzt vom Anblick der ineinanderverschlungenen Ornamente in Dorians Gesichtstätowierung, daß er sich keuchend herumwarf, Beatha Wolf mit sich riß und wie ein Spuk durch den niedrigen Gang entfleuchte.
Coco lag besinnungslos am Boden.
Don Chapman sprang auf sie zu und wühlte in ihrer Manteltasche.
Der Ghoul unternahm einen letzten Versuch, durch die enge Röhre zu fliehen. In diesem Augenblick hatte Don Chapman eine der Gaspatronen in Cocos Manteltasche gefunden und zerrte sie heraus. Er schaffte es, die für ihn überdimensionale Pistole zu laden. Mit beiden Händen hob er sie an und drückte ab.
Die meterlange Flamme fauchte aus der Mündung.
Doch der Rückstoß der Pistole war für den Puppenmann zu stark. Er wurde zurückgeschleudert. Die Flamme streifte den blubbernden Ghoul nur. Es stank bestialisch. Für einen Augenblick nahm Thoragis wieder die menschenähnliche Gestalt an. Er heulte entsetzt auf. Seine rechte Seite war verkohlt.
Dorian hielt sein Gasfeuerzeug in der Linken. Den Kommandostab in seiner Rechten drehte er rasch um, so daß das Ende mit dem kleinen Trichter auf den Leichenfresser zeigte.
Dann hielt er die Gasflamme vor die Öffnung.
Eine Stichflamme raste auf den Ghoul zu. Die Feuerlohen leckten an seiner Gestalt empor, erfaßten ihn und hüllten ihn schließlich ganz ein.
„Stirb, Thoragis!" stieß der Dämonenkiller hervor.
Der Körper des Leichenfressers schrumpfte. Schleimige Tentakel versuchte, den Flammen zu entkommen, doch es war zu spät. Innerhalb von Sekunden blieb nichts mehr von Thoragis übrig als ein Häuflein schwarzer Asche.
Dorian warf sich zu Coco Zamis' herum. Er kniete sich neben sie und hob ihren Kopf an.
Ein leises Stöhnen drang über ihre blassen Lippen.
„Zakum!" flüsterte sie. Ihre Lider flatterten. Dann schlug sie die Augen auf, und der Dämonenkiller atmete vor Erleichterung tief durch.
„Wie geht es dir?" flüsterte er. „Bist du verletzt?"
Sie schüttelte erschöpft den Kopf.
„Die Schmerzen", erwiderte sie gepreßt. „Es war fürchterlich. Ich war nicht schnell genug, Dorian… "
Er half ihr auf die Beine und mußte sie halten, damit sie nicht zusammenbrach.
Der Lichtstrahl aus Don Chapmans Taschenlampe erhellte die feuchte Erdhöhle, die vom Gestank des verbrannten Ghouls erfüllt war.
Der Puppenmann hustete keuchend.
„Laßt uns von hier verschwinden", sagte er, „bevor Zakum zurückkommt. Was kann er von dir gewollt haben, Dorian? Warum hat er dich nicht getötet, als du ihm in die Falle geraten bist?"
Dorian schob Coco auf den niedrigen Gang zu. Er mußte sie fast tragen.
„Ich weiß es nicht, Don", erwiderte er schwer atmend. „Ich bin froh, daß es uns gelungen ist, den Leichenfresser zu töten. Er wird uns nicht mehr in die Quere kommen, wenn wir uns um die Schattenfrau und um Beatha Wolf kümmern."
Sie erreichten die Höhle unter der Krypta.
Licht war in dem gesprengten Loch über ihnen. Über dem Rand erschien das verzerrte Gesicht des Vikars. Er atmete auf, als er Dorian und Coco Zamis erkannte. Don Chapman versteckte sich schnell unter Dorians Mantel.
„Helfen Sie mir, meine Frau nach oben zu ziehen, Lettau", rief Dorian zu ihm hinauf.
Der Vikar kniete nieder und streckte die Arme durch das Loch. Er zog Coco in die Krypta. Dorian sprang bis zum Rand hoch und schaffte es, aus eigener Kraft aus dem Loch zu kriechen.
„Was - haben Sie dort unten gesucht?" fragte Lettau fassungslos. „Wie kommt das Loch in den Boden der Krypta?"
„Haben Sie jemanden gesehen, Lettau?" fragte Dorian, ohne ihm eine Antwort zu geben.
Der Vikar schüttelte den Kopf. Er lauschte zur Steintreppe hinüber.
„Es ist still", murmelte er.
Dorian starrte ihn an.
„Sind noch mehr Steine herausgebrochen?"
Lettau nickte. „Ich dachte, ganz St. Lamberti würde zusammenstürzen. Doch vor ein paar Minuten war es plötzlich vorbei. Ich sah, daß die zu Staub zerfallenen heruntergestürzten Steine sich plötzlich ganz und gar auflösten, als hätte es sie nie gegeben."
Coco hatte sich wieder gefangen. Ein schmales Lächeln lag auf ihrem schönen Gesicht, das noch von den ungeheuren Schmerzen gezeichnet war.
„Ich glaube, daß der Verfall Ihrer Kirche ein Ende hat, Herr
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