1553 - Der Feind aus dem Dunkeln
sicher, dass sein Gegner auch erscheinen würde. Er hoffte es jedoch. El Shadd würde sich die Gelegenheit, ihm allein gegenüberzustehen, nicht entgehen lassen. Er wollte den Tod des Templers. Erst dann war sein Sieg endgültig.
Vor der hinteren Tür wartete Godwin. Noch einmal tief einatmen, dann war es so weit.
Er öffnete die Tür und trat hinaus in den Klostergarten.
Es war ein Weg, den er schon viele Male gegangen war, aber nicht mit einem Gefühl wie in dieser Nacht.
Jetzt war alles anders, obwohl sich hier nichts verändert hatte.
Beim ersten Blick in das Gelände war nichts Fremdes zu sehen. Alles sah so aus wie immer.
Noch war es nicht völlig dunkel geworden. An einigen Stellen im Garten leuchteten die Außenlampen, aber der größte Teil der Fläche war doch in Dunkelheit gehüllt.
Er ging die ersten Schritte und spürte die Kühle der Nacht. Der leichte Abendwind streifte über sein Gesicht und brachte den feuchten Geruch nach Erde mit.
Die Hecke, die Beete, die Wege, die Bänke, auch die hohe Mauer - alles bildete eine Einheit, zu der auch die Kapelle gehörte.
Godwin überlegte, ob er sie betreten und dort wieder warten sollte. Auf keinen Fall wollte er den Kampf in der Kapelle führen. Dieser Ort war ihm zu heilig.
Er hatte sich entschlossen, den mittleren Weg zu nehmen. Er war der breiteste und führte direkt auf die Kapelle zu. Wenn sein Gegner in einem Versteck lauerte, würde er ihn ganz sicher vorher riechen, bevor er in all seiner Scheußlichkeit erschien.
Das Schwert hielt er in der rechten Hand. Er wusste, dass er nichts verlernt hatte.
Wenn es so weit war, würde er es einsetzen. Diesmal wollte er nicht nur zustechen, sondern versuchen, El Shadd den Kopf vom Körper zu trennen.
Wo steckte der Gegner?
Godwin schaute nicht mehr dorthin, wo die Fenster zu seiner Wohnung lagen. Er wusste auch so, dass ihn zwei Augenpaare beobachteten.
Abrupt hielt er an.
Es war nicht nur eine innere Stimme, die ihm den Rat gegeben hatte, es war der stechende, bittere Geruch, der auf einmal in der Luft lag und der die Nähe des Dämons anzeigte.
Plötzlich veränderte sich vor ihm die Szenerie.
El Shadd war da!
Godwin hatte nicht gesehen, woher er bekommen war. Irgendwo aus dem Dunkeln war der Dämon aufgetaucht, und er würde sich auch nicht so schnell wieder zurückziehen. Er stand vor dem Templerführer wie ein gewaltiges Hindernis, das ihn um mehr als zwei Köpfe überragte.
Godwin umklammerte den Griff des Schwerts jetzt mit beiden Händen, und er holte tief Luft.
Dann konzentrierte er sich auf den Schädel des Dämons. Dort war wieder das metallische Glänzen zu sehen, das auf einen Helm schließen ließ. Darunter war alles schwarz, bis auf das leichte rote Glühen, das die beiden Augen abgaben.
Godwin de Salier wusste genau, dass er am Ende eines bestimmten Wegs angekommen war. Entweder schaffte er es und besiegte den Feind - oder er starb.
Er hörte El Shadd sprechen. Es war wie damals. Die Stimme war mehr ein Krächzen, und der Templer musste sich schon konzentrieren, um etwas zu verstehen.
»Ich werde das zu Ende führen, was ich einmal begonnen habe!«, erklärte der Dämon.
Godwin nickte.
»Das Gleiche gilt für mich, deshalb stehe ich hier. Es sind Jahrhunderte ins Land gegangen. Menschen sind geboren und gestorben, wir aber haben überlebt, und es darf nur noch einen von uns geben. Deine Zeit ist vorbei, El Shadd.«
»Das glaubst du auch nur!«
»Ja, das glaube ich.«
»Dann tu mir den Gefallen und greife an!«
Es waren die Worte, auf die der Templer gewartet hatte. Er dachte daran, wie er vor langer Zeit die Klinge seines Schwertes in den mächtigen Körper der Gestalt gestoßen hatte. Diesmal wollte er es anders machen. Er ließ das Schwert über seinem Kopf kreisen. Dabei kam er sich so langsam vor, die Waffe war schwer geworden. Sie schien Tonnen zu wiegen, und als er die Klinge vorwuchtete, schaffte er es nicht, den Körper zu treffen.
El Shadd war mit einer geschmeidigen Bewegung zurückgewichen, als hätte er wahnsinnige Angst davor, von der Klinge getroffen zu werden.
Das begriff der Templer nicht. Er blieb nach diesem ersten Angriff stehen, schaute sich um und suchte vergeblich nach seinem Gegner. Nichts mehr…
Godwin hätte beinahe gelacht, wenn es nicht so ernst gewesen wäre. Er stand allein im Garten, spürte das Gewicht des Kreuzes in seiner Tasche und flüsterte Worte, die er selbst nicht verstand. Wo steckte El Shadd? Die Dunkelheit schien ihn
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