1553 - Der Feind aus dem Dunkeln
Menschen auf ihm Platz nehmen konnten. Ich gehörte dazu, aber keine Kreatur der Finsternis.
Das Knochengerüst des Sessels sah recht zerbrechlich aus. Aber das stimmte nicht.
Es konnte schon etwas aushalten, und es brach auch nicht zusammen, als El Shadd auf ihn prallte.
Er hing über ihm wie der berühmte nasse Sack. Aus seinem Maul drang ein Stöhnen und Röcheln.
Sekunden später reagierte der Sessel. Er nahm es nicht hin, von einem Fremden berührt zu werden.
Es hatte Personen gegeben, die durch ihn erwürgt worden waren, doch das traf bei El Shadd nicht zu.
Doch auch bei ihm reagierte der Sessel tödlich.
Plötzlich schossen kleine Flammen hoch. Blau und grün leuchteten sie. In ihrem Innern war ein roter Kern zu sehen.
Und die Flammen, die der Sessel produziert hatte, erfassten im Nu die gesamte Gestalt des Dämons vom Kopf bis zu den Füßen.
Das gesamte Schlangengebilde brannte auf einmal lichterloh. Es gab keinen Rauch, dafür einen widerlichen Gestank, den wir schon kannten und der uns den Atem raubte.
Ich eilte zum Fenster, beugte mich weit hinaus und schaute hinab in den Garten, in dem sich kein Godwin de Salier mehr aufhielt.
»Er wird uns nichts mehr tun, John!«
Ich drehte mich um und sah Sophie Blanc aufrecht stehen. Die Aureole um sie herum war verschwunden.
Sie wies auf das, was sich noch auf dem Knochensessel befand.
Es war eine seltsame teerartige Masse, die mit Asche vermischt war. Der Kopf des Dämons lag noch mit dem Kinn auf der Breitseite der Rückenlehne, doch auch diesen Halt hatte er Sekunden später verloren. Er fiel in sich zusammen wie schmelzende Butter, und die Reste tropften durch die Lücken zwischen den Knochen des Sessels zu Boden.
Nur noch der widerliche Gestank erinnerte an El Shadd, denn so schnell zog er nicht ab.
Ich wusste, dass ich mein Leben Sophie Blanc zu verdanken hatte. Allein wäre ich gegen diese Kreatur der Finsternis ohne mein Kreuz vielleicht nicht angekommen.
Als ich Sophie anschaute, erkannte sie in meinem Blick, was ich dachte.
»Bitte, John, es ist schon okay.«
»Danke.«
Sie lächelte, und mit diesem Lächeln empfing sie auch ihren Ehemann, der ins Zimmer stürmte.
Jenseits der Tür standen die Templer, die eine Gasse für ihn gebildet hatten. Die Schüsse im Haus hatten die Männer aufgeschreckt.
»Es ist alles in Ordnung, Godwin«, erklärte Sophie. »Wir haben es geschafft.«
Der Templerführer nickte nur. Sein Gesicht war schweißnass, er zitterte.
Das schwere Schwert hatte er fallen gelassen. Dann trat er an den Knochensessel heran. Er deutete auf die Reste und flüsterte: »Ist er das?«
»Er war es«, sagte ich.
Godwin schloss für einen Moment die Augen. Er schwankte leicht. Ich fürchtete schon, dass ich ihn stützen musste, aber er fing sich schnell wieder.
»Und ihr habt ihn geschafft?«, hauchte er ungläubig.
Sophie gab ihm lächelnd die Antwort.
»Ja, das haben wir, und du hast endlich deine Ruhe vor ihm…«
ENDE
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