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1556 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 1556 - Schatten der Vergangenheit
Autoren: Unbekannt
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nickte und brachte sie damit vollends aus der Fassung. „Was waren eure Ahnen nur für Barbaren!" stieß sie hervor. „Da hätten mal ein paar Ertruser kommen und aufräumen sollen!"
    „Selbst wenn du es als Schande betrachtest, aber das Volk von Ertrus hat damals noch nicht existiert", sagte Ronald Tekener mit mildem Spott. „Alle Ertruserahnen liefen damals noch als gewöhnliche Terraner herum, ohne zu wissen, daß eines Tages ein Teil ihrer Nachkommen auswandern würde."
    Shina reagierte nicht darauf. Ihre Augen fraßen sich am Bildschirm fest und folgten den Bewegungen Stalkers, der durch den Raum stolzierte, majestätisch die anwesenden Besatzungsmitglieder grüßte und dann auf ein kistenähnliches Postament stieg, auf dem er sich wie ein Feldherr in Pose stellte.
    Tekener hatte den Eindruck, als zügle Stalker sich in seiner Gestik und seinen Verrenkungen und lege nur Wert auf den Eindruck seiner Gewänder, in die er sich gehüllt hatte. Er trug mehrere Stoffbahnen in Blau und Rot, die er um seinen wulstigen Anzug geschlungen hatte. Die Enden waren über dem Kopf zu einem Kranz geknüpft. „Er hat etwas vor", klang die Stimme der Kartanin dicht hinter ihm auf. „Was denkst du?"
    Ron wandte sich zu Dao-Lin-H'ay um. „Ich bin deiner Meinung. He, wo willst du hin?"
    Sie glitt geschmeidig an ihm vorbei zum Ausgang. Er sah ihr nach und grinste fast unmerklich. Sie wollte es live erleben, die Bildschirmübertragung war ihr zuwenig. „Achtung!" meldete sich der Steuersyntron. „Die sechste Million ist bewältigt. Bis zum Abschluß der derzeitigen Hyperraumetappe dauert es noch eine knappe halbe Stunde!"
    Sechs Millionen Lichtjahre, das bedeutete eine Flugzeit von fünf Wochen. Vierunddreißig Millionen Lichtjahre lagen noch vor ihnen, ehe sie an ihrem Ziel ankommen würden.
    Shina Gainaka schlug sich auf die Oberschenkel, daß es krachte. „Demnächst setze ich eine Übung an, daß manchen Herrschaften Hören und Sehen vergeht", flüsterte sie. „Für die Nichtsnutze aus der Kadettenschule ist sie auf alle Fälle Pflicht." Und laut fuhr sie in Richtung des Interkoms fort: „Wenn sich einer einbildet, dieses Schiff zu einem Narrenhaus machen zu müssen, dann soll er lieber gleich durch die Schleuse gehen!"
    Ihre Worte wurden überall ins Schiff übertragen. Tekener beobachtete, wie Stalker sich unterbrach, herumfuhr und in Richtung eines der unsichtbaren Akustikfelder starrte. Seine Arme begannen wie Windmühlenflügel zu kreisen. Dann schien er zu merken, daß draußen auf dem Korridor etwas glitzerte. Feindselig starrte er die winzige Aufnahmesonde an und gab den Befehl, die Tür zu schließen. Der Automat tat es, und die Übertragung vom Hyde Park Podium war zu Ende. „Dao hat recht", sagte der Smiler zu der Ertruserin. „Das Ungetüm führt etwas im Schilde."
    „Egal." Shina Gainaka ließ sich in ihren Sessel fallen. „Was immer er vorhat, wir werden ihm auf die Finger sehen. Er wird nichts tun können, ohne daß wir es merken!"
    „Da bin ich mir nicht sicher!" entgegnete Tekener. „Mirve Aikatrun, tritt vor!" forderte Stalker die Frau auf. Sie erhob sich von ihrem Platz und schritt zwischen den Reihen der Zuhörer entlang bis nach vorn, wo das Wesen aus Estartu auf einem Podest aus Formenergie stand und auf die Männer und Frauen der ROBIN herabblickte. „Was kannst du uns über die Gerüchte sagen?"
    Die Ferronin nickte nachdenklich und wandte sich zum Publikum um. „Viel ist es nicht, was ich gehört habe, aber es umreißt das, was auch in anderen Teilen des Schiffes die Runde macht", begann sie. „Die ROBIN ist ein Schiff der Verdammten, der Fluch von Pedrass Foch lastet auf ihr. Niemand weiß, was Monos in seinen Werften mit diesem Schiff angestellt hat. Aber etwas stimmt nicht mit dem Kahn."
    „Kannst du das nicht ein wenig genauer beschreiben?" lockte Stalker die Frau. „Gibt es Details?"
    „Bisher nicht. Aber es soll in den technischen Sektoren von Fallen wimmeln, die man noch nicht erkennen kann. Sie aktivieren sich erst mit der Zeit, sie bauen sich zusammen und richten unter der Besatzung Unheil an. Die Mannschaften sind noch arglos, aber es gibt schon jetzt Umsichtige, die auf jede Kleinigkeit achten und..."
    „,.. und Hirngespinsten nachjagen", klang es von der Tür her. Alle Köpfe ruckten herum, und Stalker schlug in menschlicher Manier die Hände vor das Gesicht.
    Dao-Lin-H'ay war lautlos hereingekommen. Sie hatte neben der Tür Aufstellung genommen. „Es liegt doch auf der
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