1558 - Pentaskopie
eigentlich unmöglich war. Selbst beim gleichzeitigen Ausfall der Hauptsyntronik und aller Steuersysteme konnte ein solcher Katastrophenfall nicht eintreten.
Dafür existierten unabhängige Notsysteme, die automatisch aktiviert wurden.
Und doch war es so. Es funktionierte nichts mehr an Bord. Der Gleiter schoß mit zunehmender Geschwindigkeit in die Tiefe.
Sie aktivierte ihren SERUN, aber auch hier arbeitete kein einziges System mehr. Nicht einmal die Anzeige der Energieversorgung leuchtete auf. Eine dumpfe Ahnung glomm in ihr auf. Sie mußten in ein unbekanntes Lähmfeld geraten sein, das alle technischen Systeme blockiert oder zerstört hatte. „Kurbelt die Flügelstutzen per Hand aus!" schrie Rimac Huascar. „Wir schmieren sonst ab. Es funktioniert nichts mehr in dieser Kiste."
Nikki Frickel und Merlin Pitts reagierten sofort.
In der Mitte der Seitenwände öffneten sie links und rechts je eine Klappe. Über ein Handrad ließen sich die Flügelstummel, die bei der Landung mit eingesetzt werden konnten, nach außen verschieben. Das war ein rein mechanischer Vorgang, und der funktionierte noch. Über die Handsteuerung konnte daher Rimac Huascar den Gleiter wenigstens etwas unter Kontrolle bekommen. „Alles anschnallen!" rief er nach hinten. „Gleich kracht es gewaltig."
Merlin Pitts half den drei Bionten beim Anlegen der Notgurte.
Der Gleiter raste mitten in eine Gruppe aus kräftigen Büschen und kleinen Bäumen und wurde dadurch abgebremst. Dann krachte er auf dem Boden auf. Das Gefährt überschlug sich zweimal und blieb auf dem Kopf liegen.
Rimac Huascar fluchte ununterbrochen, bis Nikki Frickel ihn mit einem kräftigen „Halt dein Schandmaul!" stoppte.
Dann löste sie ihre Gurte und kroch auf das seitliche Schott zu. Die Tür ließ sich zunächst nicht öffnen. Erst als die Frau die Notverriegelung lösen konnte, fiel die Klappe nach draußen.
Sie half den drei Bionten ins Freie, die den Absturz ohne Schäden überstanden hatten. Merlin Pitts humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht ins Freie. Er zog das rechte Bein nach. Den Abschluß bildete Rimac Huascar.
Der Gleiter war nur noch ein Wrack. Pitts hockte sich auf den Boden, während Nikki Frickel sich umblickte.
Dichte Büsche versperrten ihr jedoch die Sicht. „Hier stimmt etwas nicht", teilte Janasie mit.
Sie sah sich prüfend um, und Nikki folgte ihrem Blick. „Ich kann nicht sagen, was es ist", meinte die zierliche Biontin. „Aber ich nehme etwas Unheimliches wahr. Es ist fremd."
„Vielleicht ortet sie das energetische Störfeld", vermutete Merlin Pitts, während er den rechten Stiefel auszog, „das unsere gesamten technischen Systeme blockiert."
Der Knöchel des Mannes war geschwollen. „So ein Mist!" schimpfte er. „Nicht einmal der Medosyn meines SERUNS arbeitet. Es ist alles tot."
„Ich kann dir helfen", bot Vainu an.
Sie schwang ihren Beutel von der Schulter und holte eine kleine Plastikflasche hervor. „Dieses Medikament habe ich aus Pflanzen unserer Wälder hergestellt", teilte sie mit. „Es lindert sofort die Schmerzen und wird auch die Schwellung sehr bald beseitigen."
Sie trug etwas von der Salbe auf Merlin Pitts’ Knöchel auf. Dessen verkrampfte Gesichtszüge glätteten sich wieder. „Es funktioniert wirklich gar nichts mehr", stellte die Kommandantin der TABATINGA fest. „Selbst die Gravo-Paks sind ausgefallen. Die Funkgeräte sind stumm. Ihr wißt, was das bedeutet."
„Das Ende unseres Ausflugs", stellte Rimac Huascar fest. „Ich denke, daß wir in ein unbekanntes Lähmfeld geraten sind. Es muß bis etwa zum Grat dieses Bergrückens reichen, den wir gerade noch überquert haben. Dort oben setzte die Wirkung ein."
Der Bergrücken erstreckte sich in etwa zwei Kilometern Entfernung und reichte in eine Höhe von etwa 800 Metern. Schroffes Felsgestein und steile Wände luden nicht gerade zu einer Kletterpartie ein. „Wenn wir den Berg überwinden", fuhr der Hyperphysiker fort, „geraten wir sehr wahrscheinlich aus dem Feld heraus. Unsere technischen Systeme könnten dann wieder funktionieren, wenn sie nicht durch das unbekannte Feld zerstört worden sind."
„Ob Merlin das mit seinem kaputten Fuß schafft?" zweifelte Nikki Frickel.
Der Angesprochene setzte eine betrübte Miene auf und meinte: „Versuchen muß ich es allemal. Die Wundersalbe Vainus fängt schon an zu wirken. Laßt mir noch ein paar Minuten Zeit."
„Unsere Lage ist alles andere als erbaulich", stellte Nikki Frickel fest. „Ohne fremde
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