1560 - Agenten des Bewahrers
den Bewahrer von Truillau!
Er war ein Topar!
Er war ein stiller Kundschafter, der über Jahre hinweg auf Anweisung passiv geblieben und nun von dem Kontiden Ler-O-San aktiviert worden war, weil Fremde in Truillau aufgetaucht waren, die offenbar Kontakt zu den Rebellen suchten.
Ler-O-San glaubte zu wissen, weshalb diese Wesen nach Truillau gekommen waren.
Jetzt war Kreq nur ein paar Schritte von den Fremden entfernt. Die Anweisungen von Ler-O-San hatten ihn in ihre Nähe geführt.
Fieberhaft überlegte er, was er tun konnte, um Kontakt mit ihnen zu bekommen oder ihnen zu signalisieren, daß er zu den Topar gehörte, ohne sich selbst in eine tödliche Gefahr zu bringen.
Er war nicht nur von Freude erfüllt über seinen Erfolg. Auch noch andere Gedanken und Gefühle beschäftigten ihn. Er mußte sich mit einem tiefverwurzelten Mißtrauen auseinandersetzen, das allen Topar eingeimpft worden war, die über eine längere Zeit hinweg in fremder Umgebung und in der Nähe von Bewahrer-Treuen gelebt hatten.
Kamen die Fremden wirklich aus einer anderen Galaxis? Hatte Ler-O-San Recht? Oder unterlag er einem gefährlichen Irrtum? War das Auftreten der Fremden nichts weiter als ein raffinierter Trick des Bewahrers, mit dem er die Topar aus der Reserve locken wollte, um sie endlich vernichten zu können? Waren die Fremden nur Teil einer Strategie des Bewahrers?
Niemand konnte das ausschließen.
Es gab Gerüchte, daß der Widerstand des Bewahrers gegen die Topar in letzter Zeit nachgelassen hatte, als habe der Beherrscher von Truillau das Interesse an der Macht verloren und die Absicht, sich neuen Zielen zuzuwenden, und das seit dem Tag, da es ihm gelungen war, Wesen aus einer anderen Galaxis in seine Gewalt zu bringen, Wesen, die für ihn offenbar von höchster Bedeutung waren.
Kreq schottete sich gegen diese Gedanken ab. Es führte zu nichts, sich mit Gerüchten zu befassen, die möglicherweise vom Bewahrer selbst ausgestreut worden waren, um die Topar unvorsichtig werden zu lassen.
Das insektoide Wesen horchte in sich hinein.
Es sehnte sich danach, irgendwann einmal wieder ohne ständige Angst und ohne Mißtrauen leben und sich einfach nur jenen Dingen widmen zu können, die für es selbst wichtig und gut waren.
Das werden wir vielleicht nie erreichen, dachte Kreq. Früher oder später muß ich mich mit den Fremden in Verbindung setzen und mein Mißtrauen dabei vergessen - auch wenn ich damit meinen eigenen Tod einleite. Wir kommen niemals weiter, wenn wir kein Risiko eingehen.
Er schwebte im Antigravfeld nach oben, kam in das Raumschiff und folgte den Fremden auf ein Deck, auf dem sich schon viele Pilger aufhielten. Mit schwirrenden Flügeln flog er zur Decke hoch, krallte sich mit seinen sechs Füßen fest und blieb - mit dem Kopf nach unten - daran hängen. Aus dieser Position konnte er das ganze Deck überblicken und jeden einzelnen darauf ins Auge fassen, ohne daß man erkennen konnte, wen er gerade beobachtete.
Das sind die Vorteile meiner Augen, triumphierte er. Mag sein, daß sie auch Nachteile haben, in einer solchen Situation aber sind sie nicht zu übertreffen.
Er beobachtete die Fremden, und er fragte sich, wer die drei Kontiden waren, die sie begleiteten. Wenn sie nicht gewesen wären, hätte er schon längst versucht Kontakt mit den Fremden aufzunehmen. Nun aber, da er an Bord des Pilgerschiffs war, verbot sich jegliche Aktivität, die zu seiner Enttarnung führen konnte.
Hier an Bord bin ich wie in einer Falle, erkannte er. Ich kann im Notfall nicht fliehen. Also muß ich warten, bis wir auf Keliapo sind.
Dann allerdings muß etwas geschehen!
Leichte Vibrationen gingen durch das Schiff. Er spürte sie an seinen Füßen, und er erfaßte, daß sich die Schleusenschotte schlossen. Danach verstrichen nur wenige Minuten, bis das Raumschiff startete. Sanft schwebte es in die Höhe, beschleunigte dann aber mit sehr hohen Werten, als es die Atmosphäre des Planeten verlassen hatte. Davon war aber an Bord so gut wie nichts zu bemerken. Kreq allerdings vermochte jede Phase des Fluges zu verfolgen, da er in seinen Füßen Sensoren von höchster Empfindlichkeit hatte. Sie vermittelten ihm eine Reihe von wichtigen Informationen.
Seine Gedanken richteten sich auf Keliapo. Er hoffte, daß er sich dort schnell mit Ler-O-San in Verbindung setzen konnte, um mit ihm ihre weiteren Schritte absprechen zu können.
Als das Pilgerschiff etwa drei Stunden unterwegs war, entstand plötzlich Unruhe auf dem Deck. Sieben
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