Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1565 - Der Intrigant

Titel: 1565 - Der Intrigant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Wassern gewaschen ist."
    „Wie würdest du es denn in Bildern deiner Muttersprache formulieren?"
    „Es gibt eine sinngemäßge Entsprechung bei der Übertragung ins Interkosmo. Sie paßt zu der Aussage vom Chamäleon. Stalker besitzt alle Fellfarben gleichzeitig. Aber einen solchen Vergleich würde eine Kartanin niemals benutzen, da er falsch ist. Stalker hat kein Fell."
    Sie wandte ihre Aufmerksamkeit der Kriegskiste zu, die ihren Namen vermutlich mehr als verdient hatte. Sie hatte sich die Aufzeichnungen angesehen, die Feyering mit der Mikrokamera gemacht hatte. Der optische Eindruck war bei ihr derselbe gewesen wie bei dem Raumkadetten. Ein Stück der Wand war entmateralisiert, und Stalker hatte das Innere des Containers betreten, ohne daß ein Blick hinein möglich gewesen wäre.
    Lautlos eilte sie um den Würfel herum und musterte seine Kanten. Das matte Dunkelgrün konnte die Augen einer Kartanin oder eines Menschen täuschen. Es gaukelte ihnen vor, daß es tatsächlich keinen Spalt und keine Fuge gab, keinen Eingang in dieses Gebilde. Doch sosehr sie den Würfel auch mit den Augen abtastete, es brachte ihr keine neuen Erkenntnisse. Die Farbe trug nicht zur Täuschung bei, das Gebilde besaß keine einzige Ritze.
    Mit ziemlicher Sicherheit war es das Gefängnis, in dem Feyering und die anderen festgehalten worden waren.
    Eine Halle in einer Kiste. Nach den Schilderungen des Raumkadetten mußte der Raum im Innern um den Faktor 5 größer sein als die Abmessungen der Kiste. Und noch immer konnten die Taster keinerlei Energieentfaltung feststellen.
    Dao nahm Feyering eines der Geräte ab und justierte es. Sie setzte es auf die Wand und fuhr langsam mit ihm daran entlang. Von oben nach unten tastete sie jede Handbreit der Fläche ab. Der Taster zeigte nichts an. Da sie inzwischen von der Funktionsfähigkeit terranischer Taster überzeugt war, bewegten sich ihre Gedanken in die Richtung, wie die Kiste es machte, daß die Geräte nichts anzeigten. Die einzig vernünftige Erklärung sah sie darin, daß die Taster manipuliert wurden und aus diesem Grund nichts anzeigten. Irgendein Einfluß setzte alle ihre Prozesse einfach auf Null, und damit hatte es sich.
    Entschlossen legte sie das Gerät am Boden ab und streckte die Arme nach dem Container aus. Sie spreizte die Finger und fuhr ein klein wenig ihre Krallen aus. Es klackte, als sie sie auf die Wand setzte und ruhen ließ. Sie konzentrierte sich auf möglicherweise vorhandene Energien.
    Da war nichts, und sie fuhr die Krallen ein und legte ihre Handballen auf das kühle Metall. „Nein, du nicht!" zischte sie, als Feyering es ihr nachmachen wollte. „Warte, bis ich ganz sicher bin!"
    Vorsichtig fuhr sie über das Material. Es strahlte keine Wärme aus und fühlte sich kalt und eisig an. Und doch glaubte Dao-Lin zu spüren, daß da etwas war. Sie starrte den Container an und richtete den Blick starr auf einen Punkt unmittelbar vor sich.
    Etwas bewegte sich in dem dunklen Grün. Sie konnte nicht genau ausmachen, was es war. Sie hatte den Eindruck, daß es sich ihr näherte und sie ansah.
    Es ist Stalker! sagte sie sich. Er befindet sich in der Kiste. Er hat sich mit diesem Fiktivtransmitter hereinholen lassen. Und jetzt amüsiert er sich.
    Sie entdeckte etwas Rundes in der Wand. Es bewegte sich wie ein Ball, der um seine eigene Achse rotierte. Sie erkannte Oberflächenmerkmale und identifizierte das Gebilde als Kartan. Im nächsten Augenblick zerplatzte der Planet, spie seinen glutflüssigen Inhalt in das All hinaus und raste ihr entgegen.
    Dao-Lin-H’ay fuhr zurück, verlor den Kontakt zum Container und kämpfte um ihr Gleichgewicht. Sie bildete sich ein, einen lauten Schrei zu hören. Mit einer ungeheuren Anstrengung drehte sie den Körper herum und versuchte, ihre Umgebung zu erkennen. Nur langsam wurde es hell, und sie entdeckte Leander Feyering, der an der Ecke des Containers stand, die Hände auf das Material gepreßt hielt und mit dem Körper seltsame Zuckungen vollführte.
    Mit einem Satz stand die Kartanin bei ihm und riß ihm die Hände weg. „Ich hatte dir doch gesagt, du sollst warten, bis ich meine Untersuchung ...", begann sie und verstummte, als sie in das bleiche Gesicht mit den bebenden Lippen sah. Feyering schrie ein zweites Mal und verdrehte die Augen. Dao-Lin zog ihn zu Boden, legte ihn auf den Rücken und suchte in den Taschen ihrer Kombination nach Injektionspflastern. Sie fand eines, öffnete die Verpackung und drückte es ihm gegen den Hals.

Weitere Kostenlose Bücher