Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1566 - Das Musical-Gespenst

1566 - Das Musical-Gespenst

Titel: 1566 - Das Musical-Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
das Gespenst sein konnte…
    ***
    Johnny, der in seinem Leben schon einiges durchgemacht hatte, war zwar nicht so geschockt wie sein Begleiter, aber er fand in diesem Augenblick keinen Kommentar. Er musste den Anblick erst verdauen, der sich nicht nur auf die Totenschädel bezog, sondern auch auf die Gestalt, die sie hielt.
    Es war eine Frau. Im Licht der Lampe war sogar jede Einzelheit zu erkennen. Auf dem Kopf trug sie einen Hut mit breiter Krempe. Er hätte besser zu einem Mann gepasst. Vom Gesicht war nur ein Teil zu sehen, weil die Krempe tief in die Stirn gezogen worden war.
    Bekleidet war die Person mit einer engen grünen Hose und einer kurzen Jacke, die offen stand und die nackten Brüste nur deshalb bedeckte, weil die beiden Stoffhälften durch Bänder oder Schnüre zusammengehalten wurden. Völlig wurden die Brüste nicht verdeckt, dazu reichte einfach der Stoff nicht.
    Dafür hatte Johnny jedoch in seiner Lage keinen Blick, denn er konzentrierte sich auf den linken Arm, den die Person angewinkelt hatte.
    Um ihre Hand war ein Ring geschlungen. An ihm hing die Kette mit den drei Totenschädeln.
    Und es gab noch eine rechte Hand. Auch sie war nicht frei. Die Finger umklammerten einen Stab, der mit seinem Ende den Boden berührte. Im oberen Drittel schimmerte der Stab leicht silbern, und auf seinem Griff befand sich ein schlangenähnliches Wesen mit einem breiten Kopf, dessen Auge leuchtete.
    Die Gestalt sagte nichts, sie tat nichts. Sie ließ es zu, dass man sie beobachtete, und diesmal fand Stevie Mulligan als Erster die Sprache wieder.
    »Das ist es!«, flüsterte er. »Das ist das Gespenst, Johnny! Verdammt, wir haben es gesehen!«
    Conolly junior wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Es konnte stimmen, musste aber nicht. Auf dieser Bühne wurde normalerweise ein gruseliges Stück aufgeführt. Da musste man als Zuschauer mit allen möglichen Gestalten rechnen.
    »Wir hauen ab, Johnny!«
    Beide zuckten sie zusammen, als sie nach diesem Vorschlag das Gelächter hörten. Hart und pfeifend. Ein Lachen, das ihnen die Hoffnung nehmen sollte.
    »Ja, lass uns gehen!« Stevie hatte schreien müssen, um gehört zu werden. Nicht nur von Johnny, auch von der Gestalt, und die reagierte plötzlich.
    »Nein, ihr werdet nicht gehen. Ihr gehört in mein Reich. Ihr habt mich gestört. Heute Nacht ist meine Zeit. Da gehört das Theater mir, und ich kann mein Stück spielen. Alles wird nach meinen Regeln ablaufen und nach meiner Regie!«
    Johnny leuchtete sie weiter an. »Was willst du von uns?«
    »Ich will euch.«
    »Und wer bist du?«
    »Ihr könnt mich Indra nennen. Als solche bin ich bekannt geworden.«
    »Aber du bist kein normaler Mensch und keine Schauspielerin. Oder etwa doch?«
    »Nein, ich bin das, was ihr gesucht habt. Ich bin die wahre Herrscherin hier. Das ist mein Theater, und ich sorge dafür, dass an meinem Abend nur mein Stück gespielt wird.«
    Johnny und Stevie hatten alles gehört. Es klang unglaublich, aber die Frau war Realität.
    Sie hatte noch nichts getan. Sie hatte sich auch nicht bewegt. Sie stand einfach nur als Drohkulisse da, um zu zeigen, dass das Theater ihr gehörte.
    »Ich denke, wir verschwinden, Johnny.«
    »Meine ich auch.«
    »Gut, dann gehe ich vor.«
    Johnny hatte nichts dagegen. Aber er war gespannt, was dieses Gespenst unternehmen würde. Wobei der Begriff Gespenst nicht so recht stimmte. Denn was er hier vor sich sah, das war nichts Feinstoffliches. Diese unheimliche Person schien aus Fleisch und Blut zu bestehen, und sie bewegte sich um keinen Millimeter, als sich Stevie Mulligan umdrehte und den Weg zur kleinen Treppe einschlug, die von der Bühne in den Zuschauerraum führte. Gelassen wartete sie im Hintergrund ab.
    Genau das erregte Johnnys Misstrauen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sie so ohne Weiteres von hier wegkamen. Nur als Drohkulisse dazustehen, würde dieser Person nicht reichen.
    Währendessen ging Stevie weiter. Seine Bewegungen und seine Haltung waren nicht mehr normal. Er schritt dahin wie jemand, der über einen schwankenden Boden ging und damit rechnete, dass dieser jeden Moment zusammenbrach.
    Johnnys Blicke schwankten zwischen Stevie und der Gestalt hin und her.
    Die Frau tat nichts und ließ Stevie gehen. Für Johnny sah sie auch nicht richtig gefährlich oder auch nur abweisend aus. Er konnte sie nicht als eine Horrorgestalt ansehen. Aber sie hatte schon etwas Groteskes an sich, der Hut, der Stab, die Totenschädel.
    Johnny wollte nicht

Weitere Kostenlose Bücher