1567 - Der russische Rambo
gespannt anschaute wie ich, und wir bekamen mit, dass Wladimir manche Antworten regelrecht zischte oder hervor presste.
Mit einem halb schon geschrien »Njet!« beendete Golenkow das Gespräch und ging zurück bis zur Wand, gegen die er sich lehnte.
»War es Anatol Ruffo?«
Wladimir nickte mir zu.
»Und was wollte er?«
»Er hat mir gedroht. Er hat erfahren, was wir vorhaben. Fragt mich nicht, woher. Er weiß es eben. Und er hat mir geraten, die Finger von dem Fall zu lassen.«
»Nannte er einen Grund?«, fragte Suko.
»Nein - oder doch. Ich solle seine Kreise nicht stören und mich nicht mit ihm anlegen. Er hat noch auf seinen Einfluss hingewiesen, den er leicht ausspielen kann.«
»Das hört sich nicht gut an.«
»Das ist es auch nicht.« Wladimir ballte eine Hand zur Faust. »Ich sehe es nicht als eine leere Drohung an, aber ich lasse mich nicht von ihm manipulieren. Mit diesem Anruf hat er zugegeben, dass er mit der anderen Seite paktiert. Indirekt mit dem Teufel, kann man ruhig sagen. Dieser Gogol gehört zu ihm. Was das für die Zukunft bedeutet, daran will ich gar nicht erst denken. Jetzt müssen wir den russischen Rambo erst recht aus dem Verkehr ziehen.«
»Okay.« Suko nickte. »Ich denke, dass wir uns zu dritt aufmachen sollten, um das Haus zu durchsuchen. Wir müssen ihn irgendwo aufspüren. Er kann nicht weit sein.«
Das war er auch nicht.
Ich hatte meine Hand wieder in die Tasche gleiten lassen. Die Finger berührten das Kreuz, aber nicht nur das. Sie spürten auch etwas. Es war ein leichter Wärmestoß.
Dass etwas passiert war, sahen mir meine Freunde an. Eine Frage mussten sie nicht stellen, die Antwort erhielten sie auch so.
»Er ist in der Nähe!«, flüsterte ich.
»Im Haus?«, fragte Suko.
»Ich denke schon…«
***
Der Schock hatte Gogol nicht lange auf die Stelle gebannt. Er wusste jetzt, dass er auf der Hut sein musste, aber es würde ihn nicht davon abhalten, seinen Auftrag zu erfüllen, den er sich selbst gegeben hatte. Er musste zu dieser Frau.
Von wem genau diese Gegenkraft stammte, war ihm nicht klar. Er wusste nur, dass sich dieser Jemand im Haus befand.
So leise wie möglich schlich er durch den Keller. Jetzt kam es darauf an, wie stark die Kraft des blauen Lichts wirklich war, von der er sich durchdrungen fühlte.
Den Keller hatte er hinter sich gelassen. Der Weg zu Karina Grischin dürfte demnach kein Problem werden.
Das Haus war recht geräumig, und das kam ihm sehr entgegen. So konnte er anderen Menschen ausweichen, wenn er nach dem Raum suchte, in dem sich Karina Grischin aufhielt. Er würde sie spüren können, und nur das zählte.
Es gab zahlreiche Zimmer in dieser Etage. Sie alle waren untereinander durch Zwischentüren verbunden. Das hatte in früheren Zeiten einige Vorteile gehabt, wenn man Gefangene kontrollieren wollte, und auch jetzt war es für ihn von Vorteil.
Er nahm nie den offiziellen Weg und ging stets durch die Seitentüren, die kaum zu erkennen waren, weil sie in die jeweiligen Wände integriert waren.
Dann war es so weit. Er hatte das letzte Zimmer mit einer Zwischentür erreicht. Wenn er die vor ihm liegende öffnen würde, dann gelangte er in einen Flur, in dem sich einige Besucherzimmer befanden. Hier hatten früher diejenigen übernachtet, die zum Haus gehörten.
Wieder öffnete Gogol behutsam eine Tür.
Er spähte in den Gang.
Stimmen waren zu hören. Rechts von ihm und nicht weit entfernt.
Gogol schlüpfte über die Schwelle und wusste genau, in welche Richtung er sich zu wenden hatte.
So ging er nach links, denn von dort hatte ihn die Botschaft erreicht…
***
Karina Grischin saß nicht mehr im Bett. Sie hatte sich auf die Kante gesetzt und fühlte sich noch immer sehr schwach. Sie bewegte sich nicht, denn sie wollte sich durch nichts ablenken lassen.
Sie zuckte zusammen.
Er war da!
Karina sah ihn nicht, aber er war da, denn um sie herum geschah etwas!
Wieder stieg das blaue Licht aus dem Boden hoch. Was sie aus dem Komazustand kannte, erlebte sie jetzt wieder.
Erneut baute das blaue Licht eine Brücke zu ihr.
Karina empfing die Gedanken wie Worte.
Ich bin auf dem Weg zu dir. Ich brauche nicht mehr lange, dann habe ich dich. Dann lösche ich dich aus, denn du wirst mich auf meinem Weg nicht mehr stören.
Karina holte tief Atem. Sie fühlte sich so hilflos.
Was war nur aus ihr geworden? Hatte sie nicht Tod und Teufel die Stirn geboten, um die unmöglichsten und schwierigsten Fälle zu lösen?
Gegen Vampire und
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