1567 - Der russische Rambo
Werwolfbestien hatte sie gekämpft und auch gewonnen, doch jetzt sah alles anders aus. Sie war zu schwach geworden. Sie musste sich sogar abstützten, wenn sie aus dem Bett hochkommen wollte.
Und er kam immer näher.
Der Schein war schon da. Dieses kalte Blau, diese verfluchte Brücke zwischen ihm und ihr.
Die Tür flog auf.
Gogol hatte sie erreicht!
***
Sekunden vergingen in einem atemlosen Schweigen.
Wir konnten nicht sicher davon ausgehen, dass sich der Rambo an einem bestimmten Ort aufhielt. Es gab zu viele Verstecke in diesem Haus.
Aber eines war klar, und wir drei hatten gleichzeitig den gleichen Gedanken.
Wir sprachen ihn auch gleichzeitig aus.
»Karina!«
Wladimir Golenkow wusste als Einziger, wo sie sich aufhielt. Nicht einen Moment zögerte er. Das eine Wort, das er sagte, klang wie ein Schrei.
»Kommt!«
Danach drehte er sich um und rannte los, sodass wir Mühe hatten, ihm zu folgen…
***
Karina Grischin wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte. Sie saß starr wie eine Puppe auf dem Bett, ohne ein Wort zu sagen. Auch ohne zu atmen. Sie hatte nur den Kopf gedreht und starrte zur Tür, wo Gogol stand.
Er war nicht der Teufel, aber sie verglich ihn mit ihm. Hinzu kam das blaue Licht, das jetzt nur ihn wie ein Schutz umgab. Aus dem übrigen Zimmer war es verschwunden.
Es fluoreszierte, es war in ständiger Bewegung, und es ließ Gogol noch kälter und grausamer erscheinen. Er war ein Mensch, aber er sah mehr aus wie ein Zombie, der schon länger in der Erde gelegen und jetzt den Weg nach draußen gefunden hatte.
Der Ledermantel, das graue lange Haar straff zurückgekämmt, und dieses bleiche Raubvogelgesicht mit dem breiten, zur Hälfte offen stehenden Mund, aus dem schaurige Laute drangen. Augen mit einem Blick, der nicht mehr als menschlich bezeichnet werden konnte. All dies zeigte Karina an, dass ihre Chancen sehr tief gesunken waren, falls sie überhaupt noch eine hatte.
Aber er sprach mit einer menschlichen Stimme.
»Jetzt habe ich dich. Du kannst mir nicht mehr entkommen. Niemand entgeht Gogol. Ich bin durch die Macht der Hölle so stark geworden, und ich werde damit beginnen, mir die Welt Untertan zu machen.«
Karina gab keine Antwort. Sie schaute ihn an und bemerkte, dass er nicht mehr so klar zu erkennen war. Manchmal verschwamm seine Gestalt vor ihren Augen, und sie schüttelte mehrmals den Kopf, um wieder klar sehen zu können.
Er ging noch einen Schritt vor. Danach versenkte er beide Hände in seine Manteltaschen und holte zwei großkalibrige Pistolen hervor, deren Mündungen er auf Karina richtete.
»Sie halten für dich den Tod bereit. Zwei Kugeln werden dein Leben auslöschen. Es gibt nichts und niemanden mehr, der dir noch helfen könnte. Hast du mich verstanden?«
»Ja, das habe ich!«
Zeit gewinnen, schoss es ihr durch den Kopf. Du musst Zeit gewinnen…
»Und warum soll ich sterben? Was habe ich dir getan?«
»Du hast mich gejagt.«
»Das musste ich, weil du dich verändert hast. Man konnte dich nicht mehr frei herumlaufen lassen. Du bist im Koma auf eine Welt gestoßen, die nicht zu uns passt. Die Hölle ist nicht menschlich, sie ist nicht gut. Sie will nur das Böse, und genau das wird auch dich letztendlich vernichten. Glaub mir.«
»Du hättest mit mir gehen können. Das wollte ich sogar. Ich habe dafür gesorgt, dass dich das gleiche Schicksal ereilt wie mich. Auch dich hätte das Licht gestählt. Du hattest erleben können, welch eine Macht hinter der sichtbaren Welt steht und von der sie tatsächlich beherrscht wird. Von nichts anderem, sage ich dir. Aber du hast dich gegen mich entschieden und hast sogar noch versucht, mir zu entkommen. So etwas darf man nicht mit mir machen.«
»Jeder muss seinen eigenen Weg gehen!«, schrie sie. »Auch bis zum bitteren Ende!«
»Das du jetzt erreicht hast!«
***
Natürlich verstanden wir, dass Wladimir Golenkow so schnell wie möglich zu seiner Partnerin wollte. Aber er konnte nicht lautlos laufen, und seine Schritte hätten Gogol gewarnt.
So wie ich dachte auch Suko. Und er war sehr schnell. Unser russischer Freund kam nicht einmal dazu, fünf Schritte hinter sich zu bringen, da hatte ihn Suko eingeholt und riss ihn so hart mitten aus dem Lauf herum, dass er gegen die Wand prallte.
Er wollte sofort auf Suko losgehen, doch dieser legte einen Finger auf seine Lippen.
»Nicht, Wladimir, nicht so schnell. Wir dürfen die andere Seite nicht warnen…«
An seinem Blick war zu erkennen, dass Wladimir verstanden
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