1567 - Der russische Rambo
heranzukommen.«
»Glaube ich nicht. Es war ein Versuch von ihm, denn er ist mir auf den Fersen.«
Sie brauchte den Namen nicht zu sagen. Golenkow wusste auch so Bescheid. Er musste etwas tun, und das bedeutete, dass seine Partnerin in Sicherheit gebracht werden musste.
Aber wohin?
Hier war sie leider nicht sicher. Die andere Seite wusste, was sie zu tun hatte.
Wladimir nahm sich vor, nicht mehr von Karinas Seite zu weichen, die nicht mehr in ihrem Bett bleiben wollte und es mit dem Aufstehen versuchte.
Die Schwäche war noch vorhanden. Es fiel ihr schwer, gegen den Schwindel anzukämpfen, der sie erfasst hatte, als sie neben dem Bett stand, und froh war, sich wieder hinsetzen zu können.
»Ich bin noch nicht so weit«, flüsterte sie.
»Wir schaffen es trotzdem.«
Karina lächelte kantig, bevor sie zu ihrem Freund hoch schaute.
»Ja, das hätte ich auch so gesagt. Aber ich möchte trotzdem wissen, wo wir hier sind. Das ist doch kein Krankenhaus. Ich bin zudem noch niemals hier gewesen.«
»Stimmt.«
»Dann sag mir bitte…«
Wladimir winkte ab. »Das Haus gibt es schon länger. Es wurde bereits in den Zeiten der alten Sowjetunion benutzt. Wir haben es als Gästehaus bezeichnet.«
»Verstehe. Das waren besondere Gäste. Überläufer und Menschen, die hier in aller Ruhe verhört werden konnten.«
»Genau das. Es wird auch hin und wieder noch benutzt, um Menschen in Sicherheit zu bringen.«
»Für die jetzt niemand mehr garantieren kann.«
Golenkow hob die Schultern. »Dein Fall liegt auch anders. Dir sind Mächte auf der Spur, die man nicht mit normalen Maßstäben messen kann. Das war damals nicht so.«
»Okay.« Karina deutete ein Nicken an. »Wir haben sie am Hals, und es wird hier zu einer Entscheidung kommen.«
»Ja.«
»Was ist mit John und Suko?«
»Ich habe gehört, dass ein Hubschrauber landete. Ich denke, dass sie schon im Haus sind. Ich möchte sie nur nicht suchen, sondern bei dir bleiben.«
Karina lächelte kurz. »Danke, das ist lieb. Aber was kann ich tun? Ich will nicht hier im Bett bleiben und…«
»Das musst du aber. Karina, du bist noch zu schwach.«
»Ja, ja. Es geht aber vorbei.«
»Heute nicht mehr. Und heute wird es sich entscheiden. Daran solltest du denken.«
Sie ging nicht auf die Bemerkung ein und streckte ihm die Hand entgegen.
»Hilf mir mal hoch.«
Er griff zu. Ihre Haut fühlte sich kühl und auch etwas feucht an. Er hörte sie schwer atmen, als sie sich in die Höhe drückte, dann aber stand sie und schwankte nur leicht.
»Und?«
»Ich packe es!«, flüsterte sie.
»Wo willst du hin?«
»Erst mal gehen. Dann möchte ich eine Waffe haben. Ich will mir Gogol vom Hals halten können. Er soll nicht gewinnen, und ich will nicht so werden wie er.«
Sie hatte die Energie, das war die eine Sache. Aber sie umzusetzen, das stand auf einem anderen Blatt. Mit dem normalen Gehen hatte sie Probleme, und Wladimir musste schon dicht bei ihr bleiben, um sie im Notfall auffangen zu können.
Karina Grischin drehte eine Runde, bis sie sich wieder auf die Bettkante setzte.
»Geht doch«, flüsterte sie.
»Ha, das sagst du nur so.«
»Ich kriege das hin.«
Golenkow tupfte ihr den Schweiß von der Stirn.
Sie hatte ja recht und würde es hinkriegen, aber das brauchte Zeit, und genau die hatten sie nicht.
Die Killer waren ihnen auf der Fährte, sie hatten es sogar geschafft, in das Haus einzudringen. Zumindest durch das kalte blaue Licht, das so etwas wie eine Botschaft der Hölle war.
»Du musst nicht bei mir bleiben, Wladimir. Du kannst ruhig gehen und unsere beiden Freunde suchen oder auch nach diesem mörderischen Gogol Ausschau halten.«
»Ich warte noch.«
»Gut.« Sie lehnte sich an ihn. »Und was ist mit der Waffe?«
»Keine Sorge, du schaffst es auch ohne.«
»Das heißt, du trägst keine zweite bei dir.«
»So ist es.«
Karina schwieg. Glücklich sah sie dabei nicht aus…
***
Gogol schlich durch den Wald, um ungesehen in die Nähe des Hauses zu gelangen.
Er war ein Wissender, er kannte sich aus, er hatte die beste Unterstützung, die man sich vorstellen konnte.
Er war als ein neuer Mensch aus dem Koma erwacht, und nicht nur die Hölle stand auf seiner Seite, sondern auch jemand, dessen weltliche Macht unvorstellbar war.
Anatol Ruffo hatte ihm freie Bahn gelassen. Die Ordnung zu schwächen, das genau war sein Ziel. Zuschlagen, wo immer man konnte. Keine Gnade kennen, wenn es um die Ausübung der. Macht ging, und jemanden für sich arbeiten lassen,
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