1568 - Sklaven der 5. Dimension
In ihren Verkleidungen bevorzugte sie das Aussehen einer Linguidin.
Viele ihrer Vertrauensleute wußten gar nicht, daß es sich bei ihr in Wirklichkeit um eine Nicht-Linguidin handelte. Sie gab bei ihren Kontaktbemühungen meistens vor, für eine Gruppe Konservativer tätig zu sein, die ihren Sitz auf Lingora hatte.
Yankipoora besaß auch ohne Maske eine große Ähnlichkeit mit Zornatur, denn sie war schmächtig und kleinwüchsig. Verwandt waren die beiden Spitzenagenten jedoch nicht. Ihr richtiger Name lautete lurioy Wataka. Er ließ vermuten, daß ihre Vorfahren bei den terranischen Eskimos zu suchen waren.
Auch ihre Mandelaugen ließen diesen Schluß zu.
Sie war vierunddreißig Jahre alt und stammte vom terranischen Siedlungsplaneten Efrem, der relativ unbeschadet an den schlimmen Jahren der Monos-Herrschaft vorbeigeschlittert war. Dort hatte sie bei den Streitern der „Faust von Efrem" ihre erste Ausbildung erhalten und Kampferfahrung gesammelt.
In der Maske einer alten Linguidin namens Yankipoora war sie schon öfters in den Randzonen des Raumhafens von Panassa unterwegs gewesen. Hier reihten sich Unterhaltungsbetriebe niedrigen Niveaus und Spelunken aller Art aneinander. Dieser Abschnitt an der Peripherie der Großstadt reichte bis in die bewaldeten Zonen der Blauen See. Wenige Kilometer weiter nördlich begannen die vornehmeren Viertel, die von den durchreisenden Raumfahrern und Glücksrittern aber gemieden wurden.
Mit ihren Kleinsendern, die nur kodierte Rafferimpulse ausstrahlten, fanden die beiden Agenten Anselm Mansdorfs schnell Kontakt zueinander. Yankipoora bat den Mann, bestimmte Mikrogeräte seiner Spezialausrüstung mitzubringen. Zornatur konnte daraus schon schließen, was die Frau beabsichtigte.
Sie verabredeten sich für den Abend an einem kleinen Binnensee in einem nahezu unbewohnten Abschnitt.
Hier würden sie ungestört ihre Erfahrungen austauschen und neue Pläne schmieden können.
Zornatur hatte das Aussehen eines heruntergekommenen Humanoiden angenommen. Man konnte ihn für einen Arkoniden, aber auch für einen Springer halten.
Die Begrüßung der beiden Agenten fiel ausgesprochen knapp aus. Yankipoora kam sofort zur Sache. „Ich habe heute erfahren, daß aus dem Teil des Raumhafens, der allein der Kontrolle der Linguiden unterliegt, keine Nachrichten mehr nach draußen gelangen. Offiziell wird das bestritten. Es wurde auch keine Nachrichtensperre verkündet, aber praktisch existiert sie. Und ein Besuch des Raumhafens ist ohne gründliche Kontrolle gar nicht möglich. Ich habe einen Helfer, einen harmlosen Linguiden, hingeschickt, aber er wurde mit seinem Besichtigungswunsch auf unbestimmte Zeit vertröstet. Da tut sich etwas, und ich möchte gern wissen, was das ist."
„Du hast schon einen Plan?"
„Natürlich. Ich kenne da einen Linguiden, der bei der Raumhafenbehörde als Controller beschäftigt ist. Hier ist sein Bild."
Sie holte ein Foto aus der Jackentasche und reichte es dem Mann. „Präge dir dieses Gesicht ein!"
„Schon geschehen, Schwester."
„Sein richtiger Name ist für dich unwichtig. Es ist sogar besser, wenn du ihn gar nicht kennst.
Wenn er nachts in den Kneipen drüben am Hang auftaucht, gibt er ihn sowieso nicht an. Meistens nennt er sich Rolfino Ballosino, aber das ist natürlich ein Phantasiename. Er ist ein leidenschaftlicher Spieler, und er steckt ewig in Geldschwierigkeiten. Ich möchte, daß du dich mit ihm triffst und ihn ordentlich ausnimmst. Alles andere erledige ich."
„Ausnehmen? Falschspielen? Mit technischen Tricks?"
„Natürlich."
„Das ist nicht ganz ungefährlich. Es gibt selbst in den miesesten Schuppen für Nichtlinguiden ein Kontrollorgan für Falschspiel."
„Das weiß ich." Sie lachte leise. „Wenn Ballosino in seinen üblichen Läden auftaucht, ist das kein Problem. Ich kenne die Burschen, die dort an der Überwachung sitzen, und ich kann das schon regeln. Die sind alle bei mir in der Schuld. Wir warten in der Nähe der › Roten Zunge ‹. Das ist das von Ballosino bevorzugte Etablissement."
„Ich kenne den Laden nur von außen", antwortete Zornatur. „Aber das kann uns nur dienen.
Mich kennt man dort weder in dieser Maske noch in einer anderen."
Auf getrennten Wegen begaben sie sich in den Abschnitt, der hier „der Hang" genannt wurde.
Warum diese Zone aus einfachen Hotels, Kneipen und Spielsalons diesen Namen trug, wußte niemand zu sagen. Die Landschaft war hier jedenfalls völlig eben.
Von der jüngsten
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