1568 - Sklaven der 5. Dimension
versammelt und auf übergroßen Bildschirmen die jüngsten Sendungen verfolgt. Die Menge klatschte Beifall und ließ Jubelgesänge erschallen.
Der Funke der Begeisterung war auf sie übergesprungen. Freudentänze wurden aufgeführt. Und ständig strömten aus den Seitenstraßen weitere Linguiden heran und beteiligten sich an dem Freudentaumel.
Anselm Mansdorf mochte gar nicht mehr hinsehen. Ein verdammt ungutes Gefühl hatte von ihm Besitz ergriffen. Für ein paar Minuten war er wie gelähmt. Dann raffte er sich auf und fertigte einen ausführlichen Bericht an, den er kodierte. Die Linguiden brauchten nicht zu wissen, daß man ihr Verhalten und ihre Reaktionen aufmerksam beobachtete und analysierte. Der Bericht ging wenig später an eine Sonderabteilung des HQ-Hanse, die mit den galaxisweiten Handelsbeziehungen der Organisation nichts zu tun hatte.
Damit war sichergestellt, daß alle wichtigen Persönlichkeiten Terras von diesen Ereignissen erfuhren.
Die Medien berichteten unterdessen weiter. Im Mittelpunkt stand fast ausschließlich Kelamar Tesson. Es wurden Ausschnitte aus seinem Leben und aus seinen Reden gebracht. Für einen neutralen Beobachter war es nicht schwer festzustellen, daß hier eine geschickte Auswahl von Informationen getroffen worden war.
Die Berichte befaßten sich ausschließlich mit Fakten, die man leicht in Verbindung mit den jüngsten Ereignissen, der Übergabe der Zellaktivatoren an die Friedensstifter oder der Benutzung von Materietransmittern, sehen konnte. In Kommentaren wurden Brücken zwischen der Vergangenheit und dem Heute geschlagen, so daß der Eindruck entstehen konnte, das jüngste Geschehen sei schon von langer Hand geplant gewesen.
Anselm Mansdorfs Unbehagen wuchs, als er die Sendungen verfolgte und von den Reaktionen der Bürger von Bastis darauf erfuhr. Sein Instinkt sagte ihm, daß hier eine Entwicklung einsetzte, die in irgendeiner Form in einer Katastrophe enden mußte.
Noch am gleichen Tag begannen überall auf Bastis Feiern, Sonderveranstaltungen und Kundgebungen.
Besonders hoch ging es in den Erholungszentren an der Blauen See her. Hier versammelte sich alles aus der linguidischen Gesellschaft, was Rang und Namen hatte.
Weitere Veranstaltungen wurden für die nächsten Tage angekündigt. Und schon bald machten wilde Gerüchte die Runde. Dabei ging es in erster Linie um den angekündigten Termin für die Ankunft Kelamar Tessons.
Die Wettbüros machten gute Geschäfte, denn noch war von den offiziellen Stellen nichts über den endgültigen Tag verlautbart worden.
Ein in aller Eile herausgegebenes Buch, das natürlich auch als Datenspeicher erhältlich war, machte Rekordumsätze.
Das Werk trug den Titel: DAS BUCH DER VERGANGENHEIT UND ZUKUNFT DER LINGUIDEN. Und der Untertitel lautete: Fakten und Definitionen zum neuen Selbstverständnis.
Anselm Mansdorf, der bis in die Abendstunden das Geschehen aufmerksam verfolgte, konnte dann endlich seinen Spitzenagenten Zornatur begrüßen.
Der fünfunddreißigjährige Terraner war seit zwei Jahren offiziell technischer Mitarbeiter des Hanse-Kontors.
Als Jugendlicher war er aus dem Simusense-Netz gerettet worden. Auf Terra hatte er seine Spezialausbildung erhalten und danach an verschiedenen Orten Erfahrungen gesammelt.
Zornatur war seine Tarnbezeichnung. Sein richtiger Name lautete Garth Bondelle. Er wirkte blaß und unscheinbar, etwas linkisch und unbeholfen.
Zornatur war über die jüngsten Entwicklungen informiert. Was er von Lingora zu berichten hatte, paßte ins Bild. Auch dort waren Anzeichen für einen Sinneswandel bei den Linguiden zu erkennen, ausgelöst durch die vierzehn Friedensstifter, die den Makel, keine Transmitter benutzen zu können, abgelegt hatten.
Die so geweckte Euphorie hatte sich auf viele Linguiden übertragen. „Ich habe seit Tagen nichts von Yankipoora gehört", sagte der Kontorchef zu seinem Spitzenagenten. „Sie treibt sich irgendwo in den Vergnügungsvierteln an der Blauen See herum. Finde sie. Und halte nach allen Informationen und Vorgängen Ausschau, die mit den jüngsten Ereignissen im Zusammenhang stehen könnten.
Vor allem würde es mich interessieren, was dieser Kelamar Tesson plant und wann er hier auftauchen wird."
„Ich bin in einer halben Stunde unterwegs", versicherte der unscheinbare Terraner. „Erst muß ich mir eine neue Maske zulegen.
3.
Auch Yankipoora pflegte in verschiedenen Masken aufzutreten und in der Öffentlichkeit nie ihr Originalgesicht zu zeigen.
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