1570 - Jackpot für den Teufel
war, hatte er auch seine Ruhe.
Da gab es niemanden, der ihm widersprach oder dauernd Fragen stellte.
Durch seinen aufreibenden Dienst mit den Nachtschichten hatte er jetzt das Glück, zwei freie Tage zu haben. Da konnte ihm der Dienst gestohlen bleiben.
Nach dem Treffen mit John Sinclair und Suko war er in seine Wohnung gefahren und hatte es sich dort bequem gemacht. Nicht in einem der drei Zimmer, sondern auf dem Balkon, der so gerade für zwei Personen ausreichte. Da konnten sogar zwei Liegestühle aufgestellt werden. Die hatte er zugeklappt gelassen und sich auf einen Gartenstuhl mit dickem Polster gesetzt.
Wenn er über die Balkonbalustrade hinwegschauen wollte, musste er sich erheben. Dazu hatte er keine Lust, und so schaute er auf die bunten Blumen, die aus den Kästen quollen. Dafür sorgte seine Frau, die Blumen über alles liebte.
Seine Beine lagen hoch. Der Tee schmeckte ihm auch, es war nicht zu kühl, und Tanner stellte sich die Frage, ob er nicht doch in Rente gehen sollte, denn so wie jetzt ließ sich das Leben ertragen.
Wenn er sich allerdings vorstellte, jeden Tag hier sein zu müssen, da relativierten sich die Dinge schon.
Es gab nicht nur schöne Tage, und bei Regen oder Schnee musste er in seinem Zimmer bleiben und durch das Fenster schauen. Da würde er dann an seinen Job denken müssen, dem er immer mit Feuereifer nachgegangen war, und plötzlich überlegte er sich die Entscheidung wieder.
Nein, wer immer ihm mit einem Vorschlag in diese Richtung kam, traf bei Tanner auf taube Ohren.
Er würde noch bleiben und dafür sorgen, dass noch eine Menge Kriminelle hinter Gitter kamen.
Mit seiner Frau hatte er schon gesprochen. Sie musste ihren Aufenthalt um zwei Tage verlängern, was Tanner nicht viel ausmachte. Die Zeit würde er auch noch allein zurechtkommen.
Von einer Angewohnheit konnte er nicht lassen. Er hatte sein Handy mit auf den Balkon genommen, denn er wusste genau, dass man ihn auch außerhalb der Dienstzeit anrufen würde, wenn es irgendwelche Probleme gab und er mit seinem Wissen und all seiner Routine gefragt war.
An diesem späten Vormittag wollte ihm der Fall der Leiche mit dem verbrannten Gesicht nicht aus dem Kopf. Der ging ihn zwar nichts an, aber er spürte, dass mehr dahintersteckte. Dafür hatte er einfach einen Riecher, und er war froh, seine beiden Freunde eingeweiht zu haben.
Die Melodie des Handys schreckte ihn aus seinen Gedanken. Der flache Apparat lag direkt neben der hohen Teetasse.
Bevor er sich meldete, warf er einen Blick auf das Display. Die Nummer, die er dort sah, kannte er nicht.
»Ja?«, meldete sich Tanner. Er hörte nichts. »Bitte, wer spricht dort?«
»Sir, ich bin es.«
Die Stimme kam Tanner bekannt vor. Aber auf Anhieb fiel ihm nicht ein, wer der Anrufer war.
»Sagen Sie mal Ihren Namen!«
»Terry Moran.«
»Ach, Terry?«
»Ja. Sir.«
»Und wo drückt der Schuh?«
»An beiden Füßen, Sir.«
»Hm. Das hört sich nicht gut an.«
»Das ist auch nicht gut, Sir.«
»Okay, und was kann ich für Sie tun?«
»Ich möchte, dass wir uns treffen.«
»Aha. Und wann?«
»Wenn es möglich ist, sofort.«
Der Chiefinspektor hielt den Atem an. Er hatte seinen Leuten, die er schon länger kannte und auf die er sich verlassen konnte, seine private Nummer gegeben. Er wusste, dass er nur im Notfall angerufen werden würde, und das hier schien so ein Notfall zu sein.
»Haben Sie nicht heute Dienst, Terry?«
»Ja, das hätte ich. Aber ich habe mich krankgemeldet. Ich bin völlig durcheinander und ich muss mit Ihnen sprechen.«
Tanner war Psychologe genug, um zu wissen, dass der Mann ihm nichts vormachte.
»Wo können wir uns treffen?«
»Sagen Sie ein Lokal in Ihrer Nähe, Sir.«
»Da gibt es nicht viele. Es gibt da einen Indonesier, da können wir sogar eine Kleinigkeit essen.«
»Wäre nicht schlecht.«
Terry Moran erhielt alle Informationen, die er benötigte. Beide Männer machten noch eine Uhrzeit aus, dann beendete der Chiefinspektor die Verbindung.
Was er von dem Anruf genau halten sollte, wusste er nicht. An eine Täuschung oder an eine Falle glaubte er nicht. Ihm war das Zittern in der Stimme seines Mitarbeiters nicht entgangen, und das war auf keinen Fall gespielt gewesen…
***
Häuser wie das, in das wir hineingingen, waren uns nicht fremd. Wir kannten durch unseren Beruf auch die Schattenseiten des Lebens, Beschmierte Wände erwarteten uns. Hassparolen gegen die Gesellschaft, nicht unbedingt politisch, hier wurde gegen
Weitere Kostenlose Bücher