1570 - Jackpot für den Teufel
eine dritte Abteilung, und das war die Bar.
Die dunkle große Theke mit der indirekten Beleuchtung wirkte wie eine Insel der Ruhe, wenn es hier mal zur Sache ging. Nichts wies auf den Jackpot hin. Hier sah alles normal aus.
Zwei Croupiers bereiteten die Rouletttische vor, damit die Gäste in Ruhe spielen konnten.
Zwei Männer, die nach mir gekommen waren, nahmen auf den Hockern vor den Automaten Platz. Ich steuerte ebenfalls einen Hocker an. Der stand allerdings an der Theke, wo man mich wenig später als einzigen Gast begrüßte. Ein schlanker Mann mit Schokoladenhaut erkundigte sich nach meinen Wünschen. Er trug einen schneeweißen Anzug, der genau der Farbe seiner künstlichen Zähne entsprach.
»Welchen Drink darf ich Ihnen servieren, Sir?«
»Einen ohne Alkohol, aber erfrischend.«
»Gern.« Er kippte einige Flüssigkeiten zusammen, deren Farbe zwischen Gelb und Rot lag, tat Eis hinzu, mixte alles durch und lächelte dabei, als würde er für seinen Job Reklame stehen. Danach rann der Drink in ein hohes Glas, und ich verzichtete auf eine Dekorierung aus Obst, das an den Rändern befestigt wurde.
»Zum Wohl, Sir.«
»Danke.« Ich probierte, und mein Nicken bedeutete wirklich Anerkennung.
»Zufrieden, Sir?«
»Mehr als das.«
»Danke.«
»Ja, Sie sind ein wahrer Künstler.«
»Ich habe ihn selbst kreiert und ihn Glücksbecher genannt.«
»Guter Name.«
»Finde ich auch.«
Ich gönnte mir einen zweiten Schluck und fragte: »Hat dieser Drink denn schon jemandem Glück gebracht?«
»Das hoffe ich.«
»Aber gehört haben Sie nichts?«
»So ist es.«
Es blieb bei seinem Lächeln. »Ich habe Sie hier noch nie gesehen, Sir. Möglicherweise haben Sie ja das Glück des Anfängers. Auch das gibt es hin und wieder.«
»Ah, Sie meinen, dass ich den Jackpot knacke.«
Plötzlich wurde sein Lächeln um eine Spur unsicher. »Jackpot, Sir? Sie meinen den Automaten und…«
»Nein, nein, ich meine einen anderen Jackpot. Ein Freund berichtete mir davon. Er hat mich außerdem auf die Idee gebracht, dem Casino mal einen Besuch abzustatten. Es soll ein besonderer Jackpot sein.«
»Das ist er für die Menschen immer.«
»Ich würde ihn mir gern holen.«
»Dann versuchen Sie es nur.«
Unser Gespräch war beendet, denn der Barmann musste sich um seine Gäste kümmern. Mittlerweile trafen immer mehr Besucher ein. Viele kannten sich, und der Sprachenvielfalt entnahm ich, dass die Männer und Frauen wohl in den Botschaften arbeiteten und hier ein wenig Zerstreuung suchten.
Ich hatte mich auf dem Barhocker umgedreht und schaute schräg zum Eingang hin.
An den Pokertischen wurde gespielt, im Roulettkessel drehte sich die Kugel, und kaum hatte der Betrieb begonnen, da lag eine prickelnde Spannung über dem Saal.
Ich überlegte, ob ich auch ein Spiel machen sollte. Aber dann begann mein Handy zu vibrieren.
Ich holte es hervor. Vom Display las ich ab, dass Suko etwas von mir wollte.
»Ja?«
»Bist du schon da?«
»Ich sitze bereits an der Theke.«
»Gut. Wie ist es?«
»Der Betrieb läuft gut an. Gemischtes Publikum. Viele stammen wohl aus den Botschaften, die ihre Besucher mitgebracht haben. Es ist alles normal.«
»Und diese Alexa King?«
»Habe ich noch nicht zu Gesicht bekommen.«
»Dann warte mal schön.«
»Wo steckt ihr jetzt?«
»Wir sind unterwegs. Aber du kennst ja den Verkehr, der lässt eine Planung nicht zu.«
»Gut, ich bin auf jeden Fall erreichbar. Vor allen Dingen für diese Alexa King.«
»Unterschätze sie nicht.«
»Keine Sorge. Wird schon alles glattgehen.«
Ich schaltete das Handy ab und widmete mich wieder dem Drink. Zwei dunkelhäutige Schönheiten streiften in meiner Nähe vorbei. Beide trugen Kleider mit gewagten Ausschnitten. Mit Flüsterstimmen wollten sie mich dazu animieren, mit ihnen an den Rouletttisch zu gehen, aber ich lehnte dankend ab.
»Schade, wir könnten einen Glücksbringer gebrauchen.«
»Ja, ich auch.«
»Wir sind welche.«
»Auch für den Jackpot?«
Ihr Lächeln verschwand. »Der ist nicht für jeden vorgesehen. Man muss ihn sich verdienen.«
»Dann werde ich heute damit anfangen.«
Die beiden Schönheiten lachten. Es klang diesmal alles andere als echt.
Dann gingen sie weiter und nahmen an einem der Rouletttische ihre Plätze ein.
Noch hatte sich die Chefin nicht gezeigt. Ich glaubte auch nicht, dass sie mir entgangen war. Eine wie sie fiel auf, das war einfach so. Und dann sah ich sie tatsächlich. Sie glitt in die Helligkeit hinein und schien
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